Hermann Knaus

Hermann Knaus
Hermann Knaus

Hermann Knaus (* 19. Oktober 1892 in Sankt Veit an der Glan; † 22. August 1970 in Graz) war ein österreichischer Chirurg und Gynäkologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Knaus war Sohn eines Kaufmanns in St. Veit an der Glan in (Kärnten). 1911 legte er die Matura in Knittelfeld in der Steiermark ab und begann ein Medizinstudium in Graz.

Im Ersten Weltkrieg war er als Soldat der österreichisch-ungarischen Truppen in Galizien und Südtirol eingesetzt. Er erhielt den Rang eines Oberleutnant und mehrere Tapferkeitsauszeichnungen.

1920 schloss er in Graz sein Medizinstudium ab und begann dort seine klinische Tätigkeit. Ab Oktober 1924 war er als Rockefeller-Stipendiat am Pharmakologischen Institut der Universität London und an der Universität Cambridge tätig. Ab 1926 arbeitete er wieder an der Universität Graz, wo er sich 1927 für Gynäkologie und Geburtshilfe habilitierte.

1930 verbrachte er Forschungssemester in Berlin und Paris und wurde an der Universitätsklinik Graz zum außerordentlichen Professor und 1931 zum ordentlichen Assistenten der Frauenklinik bestellt. Im Jahre 1934 folgte er einem Ruf als ordentlicher Professor und Vorstand der gynäkologisch-geburtshilflichen Klinik an die Deutsche Karl-Ferdinands-Universität Prag.

1938 trat er der pro-nationalsozialistischen Sudetendeutschen Partei bei.[1] Nach dem Münchner Abkommen, dem Anschluss des „Sudetenlandes“ und der Bildung des „Protektorats Böhmen und Mähren“ wurde er 1939 Mitglied der NSDAP.[1] Von 1939 bis 1941 war er Dekan der medizinischen Fakultät der Karl-Ferdinands-Universität Prag. Er experimentierte mit Kaninchen zur Förderung oder Unterbrechung der Schwangerschaft und machte auch Versuche mit Meerschweinchen, um Genitalkrebs hervorzurufen.[1]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war er Frauenarzt in Graz. Von 1950 bis 1960 leitete er die gynäkologische Abteilung des Lainzer Krankenhauses in Wien.[1]

Die Theorie des Japaners Ogino Kyūsaku über die Perioden der Fruchtbarkeit der Frau entwickelte er weiter („Knaussches Konzeptionsoptimum“) und entwickelte daraus eine Methode der Empfängnisverhütung, bekannt als Knaus-Ogino-Verhütungsmethode. Diese Verwendung seiner Erkenntnisse wurde jedoch von Ogino wegen der zu geringen Zuverlässigkeit der Methode abgelehnt.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Zum Verschluss des Anus praeternaturalis mit der einzeitigen, blutigen Sporndurchtrennung, 1923
  • Über die Verwendung von Rhodan-Kalium-Präparaten in der Gynäkologie, 1930
  • Über den Zeitpunkt der Empfängnisfähigkeit des Weibes, 1930
  • Sterilisierung und Konzeptionsverhütung, 1931
  • Die periodische Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit des Weibes, 1933 (Zeitschriftenartikel), 1934 (Buch) (3. Auflage: Die Physiologie der Zeugung des Menschen, 1950)
  • Geburtenregelung auf natürlichem Wege, 1934
  • Ueber die Notwendigkeit kalendermässiger Aufschreibung des Eintrittes der Regelblutungen, 1934 und 1953
  • Das Prontosil zur Bekämpfung septischer Zustände in der Gynäkologie, 1938
  • Heilung einer gleichzeitig aufgetretenen vesikovaginalen und ureterovaginalen Harnfistel, 1939
  • Zur Frage vom Entstehen und Heilen der Ureterfisteln nach den Radikaloperationen, 1943
  • Sterilitätsbekämpfung durch Eierstocktransplantation, 1944
  • Die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage der Frau, 1950
  • Biologie und Pathologie des Weibes - Ein Handbuch der Frauenheilkunde und der Geburtshilfe, 1952
  • Die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage der Frau und deren forensische Bedeutung, 1955
  • Die Berechenbarkeit der Empfängnisperiode der Frau als Schlüssel für eine natürliche Geburtenregelung, 1955
  • Am Beginn einer neuen Epoche der Behandlung des Carcinoma colli uteri, 1961
  • Die wahre Dauer der menschlichen Schwangerschaft. Zum Ende d. Berechnung des Geburtstermins nach F. C. Nägele, 1970
  • Zur Funktion des Hodens nach der Vasoligatur

Einzelnachweise

  1. a b c d Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 319.

Weblinks



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