- Herzeg-Bosna
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Die „Kroatische Republik Herceg-Bosna“ (Hrvatska Republika Herceg-Bosna/RHB) wurde im August 1993 im mehrheitlich von ethnischen Kroaten besiedelten Gebiet im Südwesten von Bosnien und Herzegowina als eigenständige Republik unter dem „Präsidenten“ Mate Boban proklamiert[1], war jedoch zu keinem Zeitpunkt international anerkannt.
Sie stand unter der Kontrolle des Kroatischen Verteidigungsrates (Hrvatsko vijeće obrane/HVO). Zur Hauptstadt der RHB wurde Mostar bestimmt[2]; faktisch hatte die Führung ihren Sitz in Grude.
Heute ist das Gebiet der ehemaligen Republik Herceg-Bosna Teil der Föderation Bosnien und Herzegowina (Federacija Bosna i Hercegovina), die neben der Republika Srpska eine der beiden Entitäten Bosnien und Herzegowinas bildet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
- 15. Oktober 1991: Bosnien und Herzegowina (Republika Bosna i Hercegovina) erklärt seinen Austritt aus dem Staatsverband Jugoslawien und ist seither eine unabhängige Republik (internationale Anerkennung am 17. April 1992). Staatsoberhaupt ist Alija Izetbegović.
- 18. November 1991: Bosnische Kroaten unter Führung von Mate Boban und Darijo Kordić erklären die „Hrvatska zajednica Herceg-Bosna“ (Kroatische Gemeinschaft Herceg-Bosna) zu einer eigenständigen politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Einheit innerhalb von Bosnien und Herzegowina.[1]
- Oktober 1992: Der kroatische Präsident Franjo Tudjman lässt den demokratisch gewählten Vertreter der bosnisch-herzegowinischen Kroaten, den pro-bosnischen Stjepan Kljuić, stürzen.
- 28. August 1993: Bosnisch-herzegowinische Kroaten rufen die eigenständige Republik Herceg-Bosna (Hrvatska Republika Herceg-Bosna) unter Mate Boban als Präsidenten aus.[1]
Politische Führung
Die politische Führung der Republik Herceg-Bosna begründete die Proklamation der Republik Herceg-Bosna als eine durch den Krieg notwendig gewordene Selbstorganisation der kroatischen Bevölkerung in Bosnien-Herzegowina.
Die Entscheidungsträger der Republik Herceg-Bosna akzeptierten als einzige übergeordnete politische Instanz die kroatische Regierung in Zagreb unter dem damaligen kroatischen Staatspräsidenten Franjo Tudjman, während sie die bosnische Regierung als eine von Bosniaken dominierte Institution ablehnten.
Armee der Republik Herceg-Bosna
Hauptartikel: Hrvatsko vijeće obrane
Der im Januar 1992 gegründete Kroatische Verteidigungsrat (Hrvatsko vijeće obrane/HVO) war von 1992 bis 1995 die Armee der Kroaten in Bosnien-Herzegowina. Der Aufbau einer eigenen Armee, die eine Gesamtstärke von bis zu 50.000 Soldaten hatte, wurde mit der „Passivität“ der Bosniaken begründet, welche den Serben zu wenig Widerstand entgegensetzen würden, wurde aber von vielen Bosniaken als ein Element der „großkroatischen“ Politik des damaligen kroatischen Staatspräsidenten, Franjo Tudjman, begriffen und galt als Instrument für den Anschluss der mehrheitlich von Kroaten besiedelten Gebiete an Kroatien.
Die Armee betrieb während des Bosnienkriegs mehrere Gefangenenlager in der Herzegowina, deren größtes das Lager Dretelj war.
Gegen Ende des Krieges wurde die militärische Allianz zwischen dem HVO und der von Bosniaken dominierten Armee von Bosnien-Herzegowina (Armija Republike Bosne i Hercegovine) erneuert und führte gemeinsam mit der Armee Kroatiens (Hrvatska vojska, HV) im Kampf gegen die Serben in der Republik Serbische Krajina während der Militäroperation Oluja im Sommer 1995 zum militärischen Erfolg und zur Unterzeichnung des Dayton-Abkommens am 21. November 1995.
Nach Kriegsende wurden die HVO und die ABiH auf Druck der USA im Januar 1997 zu einer gemeinsamen Armee der Föderation Bosnien und Herzegowina (Vojska Federacije Bosne i Hercegovine, VFBiH) vereinigt, aber erst die neue sozialdemokratische Regierung Kroatiens unter Ministerpräsident Ivica Račan stellte die finanzielle Unterstützung für den HVO im September 2000 ein.
Auflösung und Integration der Republik Herceg-Bosna
Gemäß einer Vereinbarung zwischen Franjo Tudjman und Alija Izetbegović sollten die Republik Herceg-Bosna und alle anderen Institutionen des bosnischen Staates, die nicht der neuen Verfassung entsprachen, am 31. August 1996 offiziell aufgelöst werden, aber auch nach Ende des Krieges und der Unterzeichnung des Dayton-Abkommens 1995 blieben die Strukturen der Republik Herceg-Bosna noch mehrere Jahre erhalten. Erst der politische Wechsel in Kroatien im Jahr 2000 hin zu einer pro-bosnischen Regierung schwächte jene Kräfte, die noch immer für einen eigenen kroatischen Staat in Bosnien und Herzegowina eingetreten waren.
Aktuelle Ereignisse
Der Regierungschef der ehemaligen Republik Herceg-Bosna, Jadranko Prlić, dessen früherer Verteidigungsminister Bruno Stojić, die beiden Ex-Generäle Slobodan Praljak und Milivoj Petković sowie der frühere Kommandeur der bosnisch-kroatischen Militärpolizei, Valentin Corić und Ex-Offizier Berislav Pusić müssen sich vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des bosnisch-kroatischen Konflikts 1993/1994 verantworten. Die Anklageschrift wirft ihnen insbesondere „gemeinsames kriminelles Vorgehen“ zur Vertreibung von Bosniaken vor.
Siehe auch
Weblinks
Belege
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