- Herzogskasten (Abensberg)
-
Der Herzogskasten in Abensberg ist ein gotischer Profanbau. Er diente ursprünglich als Getreidespeicher und Lagerhaus für sonstige Güter. Heute beherbergt er das Stadtmuseum Abensberg und die Touristinformation.
Geschichte des Gebäudes
Der Herzogskasten von Abensberg wurde in seiner ursprünglichen Form etwa zwischen 1450 und 1480 aus Bruchsteinmauerwerk erbaut und gehörte zum Abensberger Schloss, das sich in unmittelbarer Nachbarschaft befand. Im Salbuch der Herrschaft Abensberg von 1467 heißt es: "Hernach ist verschiben und vermergkt der Herrschaft zu Abennsperg gult, alle große und klaine, an getraide, pfenningen, und anderm, wie die genant ist, gehorent zue dem kasten des sloß und stat Abennsperg". Es kann sich zwar bei dem erwähnten Gebäude auch um einen Vorgängerbau gehandelt habe, dendrochronologische Untersuchungen haben jedoch 2001 ergeben, dass der jetzige Herzogskasten in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet wurde. Zu dieser Zeit regierten allerdings noch die Herren von Abensberg; erst später fielen Stadt und Speicher an die bayrischen Herzöge. Die früher ebenfalls gebräuchliche Bezeichnung Troadstadel weist auf seine ursprüngliche Funktion als Kornspeicher hin (Troad = Getreide).
Etwa um 1597 wurde das Gebäude teilweise abgebrochen, die einzelnen Stockwerke erhöht und ein mächtiger neuer Dachstuhl errichtet. Das Gebäude verfügt seitdem über drei Voll- und drei Dachgeschosse. Ein Teil wurde außerdem mit einem Tonnengewölbe unterkellert. Dieser Keller ist ein nachträglicher Einbau, der jedoch nicht weiter datiert werden kann.
Im Österreichischen Erbfolgekrieg wurden im Herzogskasten militärische Güter gelagert; nach der Schlacht von Abensberg diente er zur Unterbringung der Kriegsgefangenen. Im Jahre 1863 erwarb die Stadt Abensberg das Gebäude vom Königreich Bayern. Um diese Zeit erfolgte der folgenreichste Eingriff in die historische Bausubstanz. Um die städtische Hopfen-Präparier-Anstalt unterbringen zu können, wurde ein großer Schacht durch sämtliche Stockwerke gebrochen und unter anderem ein Kamin für die Hopfendarre, ein Lastenaufzug sowie mehrere Holztreppen eingebaut. Dabei wurden erhebliche Teile der historischen Holzdecken zerstört. Von 1961 bis 1985 war der Herzogskasten als Lager- und Verkaufsgebäude an einen Möbelhändler verpachtet.
Nachdem die Stadt Abensberg das Gebäude zwischenzeitlich verkauft hatte, zerschlugen sich jedoch die Pläne zur Umwandlung in ein Wohnhaus. Daher kaufte sie das in einem schlechten Zustand befindliche Gebäude zurück und begann 2001 mit der Planung für eine Sanierung. Nach deren Abschluss sollten hier die Touristinformation sowie das bis dahin über dem Kreuzgang des Karmelitenklosters untergebrachte Aventinusmuseum eine neue Heimat finden.
Sanierung und heutige Nutzung
Im Zuge der Sanierung mussten nicht nur verfaulte Dachsparren erneuert, feuchtes Mauerwerk getrocknet und Fundamente verstärkt werden. Besondere Probleme bereitete den Planern auch der Brandschutz. Das Gebäude war naturgemäß nicht für einen großen Publikumsverkehr ausgelegt; der Ein- bzw. Anbau zusätzlicher Fluchttreppenhäuser war außerdem aus denkmalschützerischen Gründen nicht möglich. Aus diesem Grund wurde im Bereich der im 19. Jahrhundert erfolgten Deckendurchbrüche ein Überdrucktreppenhaus eingebaut. Im Brandfall schließen sich die Türen zu den einzelnen Stockwerken, starke Gebläse im Keller erzeugen einen Überdruck und verhindern so ein Eindringen des Rauchs in das Treppenhaus.
Gleichzeitig mit der Sanierung des Gebäudes wurde ein Nutzungskonzept erarbeitet. Im Herzogskasten sollte sowohl die Touristinformation der Stadt Abensberg, als auch das neue Stadtmuseum Abensberg untergebracht werden. Diese doppelte Nutzung ermöglicht die durchgehende Öffnung des Museums.
Das heutige Stadtmuseum Abensberg geht in seinen Ursprüngen bereits auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Peter Paul Dollinger und Nikolaus Stark begründeten 1865 eine lokalhistorische Sammlung, die ab 1899 im Rathaussaal zu sehen war. Am 11. Juni 1926 wurde der Abensberger Heimatverein gegründet, der eine heimatkundliche Sammlung aufbaute. Eine der treibenden Kräfte war dabei F.X. Osterrieder. Diese Sammlung war zuerst im so genannten Heimathaus der Öffentlichkeit zugänglich. 1946 legte man beide Sammlungen zusammen und zeigte diese in einer Ausstellung im Abensberger Rathaus, die von Alfons Listl betreut wurde. 1963, nach der Restaurierung des Karmelitenklosters, entstand über dem Kreuzgang ein neues Museum, das so genannte Aventinusmuseums unter der Leitung von Fritz Angrüner. Im Jahre 2002 übereignete der Heimatverein Abensberg seine Sammlung an die Stadt. Vor der Unterbringung im neuen Domizil wurde von Maria Rind M.A., unter Mitwirkung der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, ein völlig neues Ausstellungskonzept erarbeitet. Den Besuchern stehen nun beispielsweise Audioguides sowie mehrere Medienterminals zur Verfügung, wo unter anderem Filme und Tondokumente betrachtet bzw. angehört werden können.
Die insgesamt 7 Stockwerke sind nun folgendermaßen eingeteilt:- Kellergeschoss: Darstellung des jungsteinzeitlichen Arnhofener Feuersteinbergwerks
- Erdgeschoss: Touristinformation, Museumsshop, Garderobe
- 1. OG: Raum für Sonderveranstaltungen und -ausstellungen
- 2. OG: Von der Burg zur Stadt – Stadtgeschichte vom Mittelalter bis nach dem 2. Weltkrieg
- 3. OG: Leben in der Stadt – Handwerke, regionale Wirtschaft und häuslicher Alltag
- 4. OG: Religiöses Leben in und um Abensberg – Kirchen, Klöster, Wallfahrten und religiöse Kunst
- 5. OG: Berühmte Söhne der Stadt + Forschungszelle Herzogskasten
Bei den berühmten Söhnen handelt es sich im Einzelnen um:
- Johannes Aventinus (1477-1534), bayrischer Geschichtsschreiber
- Aloisius Wiguläus Kreittmayr (1705-1790), bayrischer Minister und bedeutender Jurist (allerdings nicht in Abensberg selbst geboren)
- Joseph von Hazzi (1768-1845), bayrischer Beamter und Aufklärer
Die so genannte Forschungszelle ist eine kleine Präsenzbibliothek (in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Regensburg) und verfügt über zwei Computerarbeitsplätze.
Am 7. Juli 2006 erfolgte die feierliche Eröffnung des renovierten Herzogskastens in Anwesenheit des bayrischen Innenministers Günther Beckstein.
Seit dem 1. September 2006 steht das Stadtmuseum Abensberg und die Touristinformation unter der Leitung von Tobias Hammerl M.A. Mittlerweile hat das Stadtmuseum mehrere Sonderausstellungen gezeigt, etwa über den Abensberger Künstler Ferdinand Kieslinger, die Abensberger Stadtentwicklung, die Abensberger Motorsportgeschichte oder über die Kulturgeschichte der Weihnachtskrippe.
Weblinks
48.81472222222211.845555555556Koordinaten: 48° 48′ 53″ N, 11° 50′ 44″ O
Wikimedia Foundation.