Karmelitenkloster Abensberg

Karmelitenkloster Abensberg
Klosterkirche Abensberg

Das Kloster Abensberg ist ein ehemaliges Kloster der Karmeliten in Abensberg in Bayern in der Diözese Regensburg.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Das St. Maria (Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel) geweihte Kloster wurde durch Graf Johannes II. von Abensberg und seine Frau Agnes den "weißen Brüdern", wie man damals die Karmeliten nannte, am 27. März 1389 gestiftet. Am 20. Dezember 1390 gestattete Papst Bonifatius IX. die Klostergründung, am 7. September 1391 tat dies auch der Regensburger Bischof. Die endgültige Schenkung wurde am 7. April 1392 offiziell vollzogen.

Klosterkirche

Der genaue Zeitpunkt des Baubeginns ist heute nicht mehr bekannt, dürfte aber zwischen 1389 und 1392 gelegen haben. Für das Jahr 1442 ist jedenfalls eine Altarweihe belegt. Ursprünglich besaß die gotische Klosterkirche eine flache Holzdecke, die im Jahre 1614 auf Veranlassung des (damals bereits verstorbenen) Herzogs Wilhelm des Frommen erneuert und bemalt wurde. 1691 wurde der Fußboden aufgefüllt und erhöht. 1673 kamen die Orgelempore am Westende des Kirchenschiffs, 1697 die Josefskapelle an der Südseite hinzu.

Die tiefgreifendste Umgestaltung der Kirche erfolgte jedoch von 1710 bis 1712. Die Pläne hierzu stammten von dem Franziskaner Frater Philipp Blank; Baumeister war Andreas Haisinger aus Straubing, der Bruder des Abensberger Priors Ambrosius. Die Innenausmalung stammt von dem Kelheimer Jakob Schlemmer.

Der Hochaltar wurde von seinem ursprünglichen Platz am Ostende des Chores weiter in Richtung Kirchenschiff verschoben, um dahinter Platz für eine Sakristei sowie einen darüber liegenden Betraum für die Mönche zu schaffen.

Die Holzdecke wurde durch ein Tonnengewölbe ersetzt. Auch die übrige Innenausstattung wurde nach und nach barockisiert. So stammt beispielsweise der heutige Hochaltar aus dem Jahre 1717, mehrere Seitenaltäre aus den Jahren 1715 und 1719 und die Kanzel aus der Zeit um 1720. 1712 erhielt die Kirche auch eine reich verzierte Orgel, von der heute abner nur noch das Gehäuse original erhalten ist.

Die Fenster der Klosterkirche bestehen heute aus Klarglas; ob sie früher bemalt waren, lässt sich nicht mehr feststellen.

Anstelle eines eigenständigen Turmes besitzt die Kirche lediglich einen Dachreiter. Dieser war ursprünglich sechseckig mit Spitze, erhielt später aber eine Kuppel. 1860 wurde er durch einen viereckigen Nachfolger, ebenfalls mit einer schlanken Spitze, ersetzt. Heute trägt die Kirche wieder die sechseckige Version mit zwiebelförmiger Kuppel (siehe Bild).

Kreuzgang

Während die Klosterkirche erst Mitte des 15. Jahrhunderts fertiggestellt wurde, stammt der Kreuzgang bereits aus dem 14. Jahrhundert. Die annähernd quadratische Anlage umgibt einen von zwei Innenhöfen, befindet sich unmittelbar südlich neben der Klosterkirche und ist von der rechten Seitenkapelle aus zugänglich. Zum Innenhof hin besitzt der Kreuzgang hohe Spitzbogenfenster. Bei der letzten Renovierung im Jahre 2003 wurden diese Fenster mit einer Verglasung versehen, um witterungsbedingte Feuchtigkeitsschäden im Kreuzgang künftig zu vermeiden. Außerdem wurde bei dieser Renovierung ein Fresko mit der ältesten bekannten Stadtansicht von Abensberg entdeckt.

Seit 1468 hatten die Abensberger Grafen ihre Familiengrablege nicht mehr im Kloster Rohr, sondern in der Antoniuskapelle, die sich südlich der Abensberger Klosterkirche befand. Später wurden die Grabdenkmäler dann in den Nordflügel des Kreuzgangs übertragen.

Seit der Säkularisation befindet sich der Kreuzgang, wie auch große Teile der übrigen Klostergebäude, in städtischem Besitz. Über Jahrzehnte waren hier die Feuerlöschgeräte gelagert. Heute dienen Kreuzgang und Innenhof als Ort für verschiedene Veranstaltungen, wie z.B. Konzerte oder Empfänge.

Über dem Kreuzgang war von 1963 bis zur Renovierung 2002 das Aventinus-Museum untergebracht, welches unter anderem an den berühmtesten Sohn der Stadt, den späteren bayerischen Geschichtsschreiber Johannes Aventinus erinnerte. Der Sohn eines Abensberger Weinwirts wurde 1477 geboren und besuchte später die klösterliche Lateinschule. Seit dem 7. Juli 2006 ist das völlig neu gestaltete Museum als Stadtmuseum Abensberg im Herzogskasten (erbaut um 1450) zu sehen. Die Räume über dem Kreuzgang werden seitdem als Museumsdepot genutzt.

Das Grabmal von Aventinus' Lehrer Pater Jodocus Berndorfer († 1500) befindet sich in der Klosterkirche neben dem Eingang zur Kapelle der Schmerzhaften Muttergottes.

Im Kreuzgang befindet sich auch der Zugang zur Gruft für die verstorbenen Mönche des Klosters, die heute noch im Rahmen der Abensberger Kellerführungen besichtigt werden kann.

Kriege, Säkularisation und spätere Nutzung

Im Dreißigjährigen Krieg wurden die Klostergebäude schwer beschädigt und erst am 2. April 1686 erfolgte die Grundsteinlegung zum Neubau.

Im Zuge der Säkularisation wurde das gesamte Vermögen des Klosters beschlagnahmt. Am 30. März 1802 wurden die Mönche, insgesamt 24 Patres und 7 Brüder, vertrieben (sie kamen schließlich in das Karmelitenkloster Straubing). Große Teile des Klosterinventars wurden zerstört oder geplündert, die Bücher aus der Bibliothek wurden teilweise sogar zur Befestigung von Wegen verwendet.

1853/54 versuchte der Straubinger Prior Cyrill Knoll, das Abensberger Kloster wieder zu errichten, scheiterte aber an der ablehnenden Haltung des Regensburger Bischofs Valentin von Riedel.

Die Klosterkirche diente 1809 in der Schlacht von Abensberg als Kriegsgefangenenlager, später als Lagerhalle und wurde erst ab 1817 wieder für Gottesdienste genutzt. Im Jahre 1839 ging das Eigentum an die Stadt Abensberg über, bis die Kirche schließlich 1939 wieder der Pfarrgemeinde St. Barbara übertragen wurde. Im April 1945 wurden der Dachstuhl sowie alle Fenster von mehreren Artilleriegranaten zerstört. Seitdem wurde die Kirche in mehreren Schritten renoviert; im Jahre 1989, 600 Jahre nach der Stiftung und 50 Jahre nach der Übertragung an die Pfarrgemeinde, waren die Arbeiten im Wesentlichen abgeschlossen. Schließlich erhielt die Klosterkirche noch eine neue Orgel, die in das vorhandene alte Gehäuse eingepasst wurde; dieses wurde allerdings ein Stück nach vorne versetzt, um dahinter Platz für zusätzliche Register zu schaffen.

Da die Kirche nicht beheizt werden kann, wurde eine "Arbeitsteilung" beschlossen: Im Sommer finden die Gottesdienste in der Klosterkirche statt, im Winter in der Stadtpfarrkirche.

Die ausgedehnten Gärten, die sich südlich der Klostergebäude befanden, wurden überbaut. Die ehemalige Klosterbrauerei diente bis in die 1930er Jahre als Gefängnis.

Im Hauptteil des eigentlichen Klostergebäudes war von 1817 bis 1954 das städtische Krankenhaus untergebracht. Heute befindet sich hier das Aventinum, eine Gruppe städtischer Veranstaltungsräume, die nach Johannes Aventinus benannt sind, sowie die Volkshochschule. Direkt daneben ist eine Zahnarztpraxis untergebracht. Auf dem Dach des Klosters können jedes Jahr Störche beim Brüten beobachtet werden.

Literatur

  • Adam Rottler: Abensberg im Wandel der Zeiten, Eigenverlag, Abensberg 1972
  • Kath. Pfarramt St. Barbara Abensberg (Hrsg.): 600 Jahre Karmelitenkirche Abensberg 1389-1989 (Festschrift), Abensberg 1989
  • Maximilian Georg Kroiß: Wirtschaftliches Gebaren im Bettelorden, dargestellt am Beispiel der beschuhten Karmeliten in Abensberg im 18. Jahrhundert, Abensberg 1993
  • Maximilian Georg Kroiß: Der Hof der Abensberger Karmeliten in Arnhofen, in: Pfarrei Pullach (Hg.), Ein Blick durch die Jahrhunderte, Pullach 1995
  • Maximilian Georg Kroiß: Die Abensberger Krippe, ein Geschenk des Pfarrmesners Johann Monifelder, in: Thomas Huber, Die Abensberger Jahreskrippe, Vermächtnis und Auftrag, Abensberger Hefte 4, Abensberg 1999
  • Maximilian Georg Kroiß: Die spätgotischen Fresken in der Karmelitenkirche von Abensberg, Darstellung und Bedeutung der Kommunion unter beiderlei Gestalten, Sonderdruck aus Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, Band 40-2006
  • Maximilian Georg Kroiß: Die Einnahmen und Ausgaben des Abensberger Karmelitenklosters im 18. Jahrhundert, Ein Beitrag zur Bettelordensgeschichte, in: Heidemarie Specht und Ralph Andraschek-Holzer (Hgg.), Bettelorden in Mitteleuropa-Geschichte, Kunst, Spiritualität, Referate der gleichnamigen Tagung vom 19. bis 22. März 2007 in St. Pölten (= Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs 15, Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 32, St. Pölten 2008

Weblinks

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