Joseph von Hazzi

Joseph von Hazzi
Joseph von Hazzi

Joseph Ritter von Hazzi (* 12. Februar 1768 in Abensberg; † 20. Mai 1845 in Schloss Elkofen) war Jurist und bayerischer Beamter, Mitbegründer des modernen bayerischen Vermessungswesens, Statistiker, befasste sich in abgelegenen Gegenden Bayerns als erster mit diesen Trachten, verdienter Schriftsteller zum Thema Forstwesen und Landwirtschaft. Mitbegründer und Deputierter der Monatsblätter für Bauwesen und Landesverschönerung in Bayern, Physiokrat.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Vater: Johann Adam Hazzi (1735-1790), Mutter: Magdalena Krötz (1741-1807), 1. Ehefrau: Maria Therese von Setzger, (verst. 1815), (Hofratstochter) Heirat 1793, 2. Ehefrau: Josepha Basselet da La Rosée, (geb. 1784 - verst. 1870), Tochter des Geheimen Rates Johann Caspar Alois Graf Bassalet de La Rosée, Heirat 1816

Werdegang

Hazzi war Sohn eines Maurermeisters und ging zunächst in Abensberg in die Schule, bevor sein Vater ihn auf das Münchner "Seminarium" zum Studium der Theologie schickte. Danach Studium der Rechtswissenschaft, daneben Physik und Philosophie an der Universität Ingolstadt. Durch sein Philosophiestudium wurde Hazzi mit der Lehre der Physiokraten vertraut, die fortan sein Denken und Handeln maßgeblich beeinflusste. Erste Anstellung am Landgericht Abensberg, danach Rückkehr an die Hohe Schule Ingolstadt, um sich als Licentiat der Rechte zu habilitieren. 1793 Berufung als "Fiskalrath" in die bayerische Haupt- und Residenzstadt München. Unter der Protektion des Geheimrats Freiherrn von Stengel Wechsel ins Departement des Forstwesens, wo er durch Bildung eines "Commissoriums" an Ort und Stelle Streitigkeiten schlichtete und große Einblicke in die Forstwirtschaft erhielt. Er nützte seine Dienstreisen um Beobachtungen gewissenhaft aufzuzeichnen. Diese Notizen waren teilweise statistischer Natur, beinhalten Schilderungen von Land und Leuten, ihren Lebensbedingungen und Sitten, aber auch ihrer Ernährung und ihren Trachten.[1] Sie erschienen in Fortsetzungen von 1801 bis 1805 und sind mit Aquarellen des Hofmalers Ludwig Neureuther detailreich ausgeschmückt. Sie beinhalten die ersten Statistiken, die in den einzelnen Märkten und Städten erhoben wurden.[2] 1799 avancierte er unter dem damaligen Kurfürsten Max Joseph zum Staatsrat und General-Landes-Direktionsrat in München, eine Position die er wegen des Einmarsches der französischen Truppen unter General Moreau nicht antreten konnte. Stattdessen wurde er dem französischen Oberkommando als Marschcommisär zugeteilt. Durch seine Landeskenntnis und die Notwendigkeit zur Erstellung genauer Landkarten gründete er für Bayern ein "topographischen Bureau". Hier wurde der Grundstein für das spätere General-Stabs-Kartenwerk Bayerns und die moderne Landesvermessung geschaffen. Durch seine Reisen, die ihn durch ganz Europa führten, gewann er Einsichten und strebte nach Reformen. Seine Dienstreisen nützte er um seine Beobachtungen gewissenhaft aufzuzeichnen.

1805, beim dritten Koalitionskrieg gegen Frankreich, wurde Hazzi ins französische Hauptquartier beordert, wo er Napoleon kennenlernte. Auf dessen Wunsch wurde er dessen Schwager General Joachim Murat zugeteilt um ihn auf dessen Feldzug gegen Preußen zu begleiten. Nach dem Sieg leitete er die Polizeiverwaltung der gesamten von der französischen Armee eroberten Gebiete. 1806 und 1807 nahm er am Feldzug nach Polen teil und kehrte nach der Schlacht bei Preußisch-Eylau an seinen alten Wirkungskreis nach Berlin zurück. Nach dem Frieden von Tilsit als Staatsrat nach Düsseldorf versetzt, arbeitete er an der Einführung des Code Napoleon mit. Erst durch das Decret von Trianon vom 26. August 1811 konnte er nach Bayern zurückkehren. Erst 1813 wurde er als "Rath bei der Königlich Bairischen Central-Staatsschulden-Liquidations-Commission" für den schwäbischen Kreis wieder im Staatsdienst verwendet und 1816 in den Adelsstand erhoben. Der Vater seiner zweiten Frau war der bayerische Landesappellationsgerichtspräsident Aloys Basselet von La Rosée, von dem er 1827 Schloss und Gut Elkofen bei Grafing kaufte und binnen weniger Jahre u. a. durch die Einführung der Fünf-Felder-Wirtschaft, Stallfütterung, zweckmäßige Düngungen und Gewinnung neuen fruchtbaren Bodens durch Rodungen und Trockenlegungen in einen mustergültigen Betrieb umwandelte. 1836 Reise nach Frankreich und England.

Werk

Sein umfangreiches Arbeitsgebiet lag unter anderem in der Förderung der bayerischen Landwirtschaft, Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung und Infrastruktur, als auch der Sorge zur Verbesserung der Erwerbsquellen und Lebensumstände breiter Schichten. Bereits 1799 bemühte er sich vergeblich um den Bau eines Main-Donau-Kanals. Er war Gründungsmitglied und Deputierter der ab Januar 1821 herausgegebenen Monatsblätter für Bauwesen und Landesverschönerung, die in einer kostenlos verteilten Auflage von monatlich 4000 Exemplaren vom landwirtschaftlichen und vom polytechnischen Verein finanziert wurden.[3] Die „Gesellschaft für nützliche Verschönerung des bairischen Landes" hatte den Hauptzweck, die „freundliche Gestaltung und Verbesserung der Städte, Märkte und Dörfer, mit ihren Markungen und Fluren, dann Vervollkommnung der einzelnen Bau- und Cultur-Anlagen, besonders durch Ordnung und Reinlichkeit, zu Erhöhung des häuslichen und öffentlichen Lebens anzuregen und zu fördern". Seine Schrift "Über den Dünger, zugleich aber auch über das Unwesen dabei in Deutschland, besonders in der Haupt- und Residenzstadt München und in ganz Bayern" [4], die 1821 erstmals erschien und in rascher Folge immer wieder vergriffen und neu aufgelegt wurde sprach er sich nicht nur für eine grundlegende Erneuerung beim Düngewesens aus, sondern veröffentlichte auch eine Beschreibung des damals in Paris erfundenen geruchlosen beweglichen Abtritts aus. Dies war eine Innovation im Sanitärbereich, die rasche Verbreitung fand und auch vom Architekten Leo von Klenze erstmal in München im neu erbauten Palais Leuchtenberg, danach in vielen bayerischen Haushalten eingeführt wurde. Auszüge von "Über den Dünger..." erschienen u. a. in Frankreich und den Niederlanden. Der russische Zar selbst ließ die Schrift, wie auch von Hazzis "Veredelung des landwirtschaftlichen Viehbestandes" [5] auf dessen eigene Kosten übersetzen, drucken und in ganz Russland verteilen.

Hazzi war außerdem korrespondierendes Mitglied der königlichen Central-Ackerbaugesellschaft in Paris und der Leipziger Ökonomischen Sozietät, Ehren- und korrespondierendes Mitglied des großherzoglich badischen landwirtschaftlichen Vereins zu Karlsruhe, korrespondierendes Mitglied der königlichen Centralstelle des Landwirtschaftlichen Vereins in Württemberg, des Vereins zur Förderung des Gartenbaus im Großherzogtum Braunschweig, der k. k. landwirtschaftlichen Gesellschaft Steyermark, Ehrenmitglied des landwirtschaftlichen Vereins im Herzogtum Nassau, der herzoglich Sachsen-Gothaischen und Meiningschen Societät der Forst- und Jagdkunde zu Dreysigacker, des Kunst- und Handwerkervereins im Herzogtum Altenburg, sowie korrespondierendes Mitglied der k. k. Landwirtschaftsgesellschaft in Wien, Ehrenmitglied des kurfürstlich hessischen landwirtschaftlichen Vereins Kassel, der Ackerbaugesellschaft in Philadelphia, der königlich-preußischen märkischen ökonomischen Gesellschaft Potsdam, des großherzoglich landwirtschaftlichen Vereins zu Weimar, der königlichen botanischen Gesellschaft Regensburg, der Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissenschaften in Marburg, der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur Breslau, der kaiserlich freien ökonomischen Gesellschaft in Sankt Petersburg, der kaiserlichen ökonomischen Gesellschaft Moskau, der königlichen Ackerbaugesellschaft in Turin und außerdem Vorstand des landwirtschaftlichen Vereins in Bayern. Hazzi war Verfasser von Denk- und Streitschriften. 1818 erscheint das Werk über die Güterarrondierung, mit dem er das sogenannte Servitutwesen anprangert, 1822 das "Sendschreiben über den Entwurf eines Gesetzes für landwirtschaftliche Kultur".

Auf der Suche nach immer neuen Einnahmequellen versucht er die Seidenraupenzucht in Bayern einzuführen. Hierzu veröffentlicht er 1826 das "Lehrbuch des Seidenbaues für Deutschland und besonders für Baiern, oder vollständiger Unterricht über die Pflanzung und Pflege der Maulbeerbäume, dann Behandlung der Seidenwürmer, sohin über die Seidenzucht" [6]. Auf seine Veranlassung wird 1822 beim Generalkomité des bayerischen Landwirtschaftlichen Vereins eine eigene "Deputation für den Seidenbau" eingesetzt.

Aus Sorge um die Kleinbauern verfasst er bereits 1804 den "Katechismus der baierischen Landes-Kulturgesetze sammt Unterricht der Landwirtschaft für das Landvolk, auch zum Gebrauch für Richter und Rechtsanwälte, Volks- und Schullehrer"[7]. Das Vorwort lautet: "Nur bebautes Land bringt Früchte, und zwar nach Verhältnis der angewandten Mühe". Diese Anleitung ist populärwissenschaftlich verfasst und hat eine starke Nachfrage, so dass sie 1828 bereits in dritter Auflage erscheint. 1820 veröffentlicht er "Ueber Behandlung, Futter und Mastung das Vieh der Landwirthschaft" [8]. Durch diesen Erfolg ermuntert erscheint 1828 der "Katechismus über Zucht, Behandlung und Veredelung der Rindviehgattungen"[9].

Hazzi setzte sich auch für eine Reform der mangelhaften Agrargesetzgebung ein. Zielgruppe war neben dem landwirtschaftlichen Publikum das Polizeiwesen. 1831 erschien seine Schrift "Ueber Feldpolizei, als Grundveste der Landwirtschaft sammt einem Entwurfe zu einer umfassenden Feld- und Landwirthschafts-Polizeiordnung" [10]. 1835 verfasst er eine Festschrift mit dem Titel "Darstellung des 25jährigen Wirkens des landwirtschaftlichen Vereins in Baiern und des Zentral-Landwirtschaftsfestes zu München". [11]

Alle Schriften Hazzis fanden auch außerhalb Bayerns Beachtung, Interesse und Anerkennung, viele seiner Aufsätze wurden in Journalen des In- und Auslandes veröffentlicht. Er arbeitete an der Encyklopädie von Ersch und Gruber mit, an der Jenaer Literaturzeitung, und an Schnee´s Landwirtschaftlicher Zeitung.

1837 legt er 69-jährig seine Ämter und Würden im Bayerischen Landwirtschaftlichen Verein nieder und zieht sich auf sein Landgut Schloss Elkofen zurück. Hier lebt er die letzten acht Lebensjahre, indem er sich seinen Liebhabereien und literarischen Arbeiten bis zu seinem Tod widmet. Kinderlos verstorben liegt seine letzte Ruhestätte im Friedhof Oberelkofen, wo eine Gedenktafel an der Ostseite der Kirche an ihn und seine zweite Frau erinnert.

Quellen

  1. Paul Ernst Rattelmüller: Dirndl, Janker, Lederhosen: Künstler entdecken die oberbayerischen Trachten. München o.J. ISBN 3-7742-4601-7
  2. Joseph von Hazzi: Statistische Aufschlüsse über das Herzogthum Baiern
  3. Monatsblatt für Bauwesen und Landesverschönerung, 01/1821
  4. Über den Dünger, zugleich aber auch über das Unwesen dabei in Deutschland, besonders in der Haupt- und Residenzstadt München und in ganz Bayern, 1821
  5. Veredelung des landwirtschaftlichen Viehbestandes, 1824
  6. "Lehrbuch des Seidenbaues für Deutschland und besonders für Baiern, oder vollständiger Unterricht über die Pflanzung und Pflege der Maulbeerbäume, dann Behandlung der Seidenwürmer, sohin über die Seidenzucht"
  7. "Katechismus der baierischen Landes-Kulturgesetze sammt Unterricht der Landwirtschaft für das Landvolk, auch zum Gebrauch für Richter und Rechtsanwälte, Volks- und Schullehrer"
  8. "Ueber Behandlung, Futter und Mastung das Vieh der Landwirthschaft"
  9. "Katechismus über Zucht, Behandlung und Veredelung der Rindviehgattungen"
  10. "Ueber Feldpolizei, als Grundveste der Landwirtschaft sammt einem Entwurfe zu einer umfassenden Feld- und Landwirthschafts-Polizeiordnung"
  11. "Darstellung des 25jährigen Wirkens des landwirtschaftlichen Vereins in Baiern und des Zentral-Landwirtschaftsfestes zu München (1835)".
  • Bosls Biographisches Lexikon
  • Marion Fröhlich: Leben und Werk Joseph von Hazzis - sein Einfluß auf die Forstwirtschaft, München 1990

Werke

  • Joseph von Hazzi: Ueber Behandlung, Futter und Mastung des Viehs der Landwirthschaft (E. U. Fleischmann München 1820)
  • Joseph von Hazzi: Ächte Ansichten der Waldungen und Forste, samt der Geschichte des Forstwesens von Deutschland (Lentner München 1804)
  • Joseph von Hazzi: Ueber das Rechtliche und Gemeinnützige bei Kultur und Abtheilung der Weiden und Gemein-Waldungen in Baiern (Strobel Mü. 1802)
  • Joseph von Hazzi: Katechismus der baierischen Landes-Kulturgesetze 1ter und 2ter Theil (Lindauer München 1804)
  • Joseph von Hazzi: Ueber die Veredlung des landwirthschaftlichen Viehstandes
  • Joseph von Hazzi: Statistische Aufschlüsse ueber das Herzogthum Baiern
    Band I 1801Band II 1 1802Band II 2 1802Band III 1 1803Band III 2 1804Band III 3 1804Band IV 1 1805Band IV 2 1807

Literatur

Weblinks


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