Herzogtum Friaul

Herzogtum Friaul
Historisches Banner von Friaul

Das Herzogtum Friaul war ein langobardisches Herzogtum im heutigen Friaul, das vom 568 bis 776 bestand.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nach der Besetzung Venetiens ernannte Alboin seinen Neffen Gisulf I. zum dux von Forum Iulii (Friaul) mit der Hauptstadt Cividale. Gisulf siedelte von ihm ausgewählte langobardische farae (Familienverbände) dort an.[1] Friaul wurde im Osten von den Julischen Alpen, im Norden von den Karnischen Alpen, im Westen von dem etwas später gegründeten Dukat Ceneda jenseits des Tagliamento und im Süden durch das Exarchat Ravenna, zu dem die Küstenregion der Adria gehörte, begrenzt. Neben Benevent, Spoleto und Trient gehörte Friaul zu den größten Dukaten des Langobardenreiches. Die Bedeutung Friauls war in der Grenzlage zu Slovenen, Awaren und dem Byzantinischen Reich begründet.[2]

Grasulf I. und Gisulf II. nahmen Verbindung zum byzantinischen Exarchen Romanus und König Childebert II. von Austrasien auf.[3]

Um 610 drangen die Awaren plündernd in Friaul ein. Gisulf II. fällt bei der Verteidigung. Die Hauptstadt Forum Julii wurde erobert, Frauen und Kinder nach Pannonien verschleppt und die Männer getötet. Unter seinen gemeinsam regierenden Söhnen Taso und Cacco (610–616) wurde das Dukat bis Windisch-Matrei ausgeweitet. Nach deren Ermordung durch den patricius Gregor in Opitergium (Oderzo) übernahm ihr Onkel Grasulf II. das Dukat.[4]

Dux Pemmo fiel in Ungnade und König Liutprand setzte 739 Ratchis als dux ein.[5] Im Jahr 742 begleitete Ratchis König Liutprand auf einem Feldzug gegen den rebellischen dux Transamund von Spoleto.[6]

Als König Liutprand und kurz darauf sein Neffe und Nachfolger Hildeprand gestorben waren, wurde Ratchis 744 zum König gewählt und sein Bruder Aistulf wurde dux von Friaul. Als Aistulf 749 König wurde übergab er das Dukat Friaul seinem Schwager Anselm. Als Anselm 751 Abt des Klosters Nonantola wurde folgte ihm dux Peter.

Hrodgaud wurde 774 von Karl dem Großen, der Desiderius, den letzten König des Langobardenreiches besiegt hatte, als Herzog von Friaul eingesetzt. Hrodgaud rebellierte 776 gegen Karl den Großen, wurde aber rasch besiegt und getötet.[7]

Mit Hrodgauds Tod erlosch das Herzogtum Friaul und wurde von 776 bis 828 eine Mark des Frankenreiches.

Zum Ende des 9. Jahrhunderts in vier Grafschaften (Friaul mit Istrien, Karantanien, Krain mit Liburnien, und Savien[8]) aufgeteilt war. Später ging das Gebiet an die Patriarchen von Aquileia (siehe Liste der Patriarchen von Aquileia). 952 wurde das ehemalige Herzogtum Friaul der Markgrafschaft Verona eingegliedert.

Unter Napoleon wurde Géraud-Christophe-Michel Duroc ehrenhalber zum Herzog von Friaul ernannt.

Herzöge des Friaul

  • 568–581 Gisulf I.
  • 581–590 Grasulf I., Bruder Gisulfs I.[9]
  • 590–610 Gisulf II. Sohn Grasulfs I.
  • 610–616 Taso und Cacco, Söhne Gisulfs II.[10]
  • 616-? Grasulf II., Bruder Gisulfs II.[11]
  • um 645-? Ago
  • um 660-? Lupus
  • um 664 Arnefrid
  • um 666 Wechtar
  • um 670 Landar
  • um 688 Rodoald
  • um 694 Ansfrit (Usurpator)
  • [vor 700 Ado (Bruder des Rodoald; nicht als Herzog, sondern unter dem Titel eines Statthalters[12])]
  • um 703 Ferdulf
  • um 704 Corvulus
  • 706–739 Pemmo
  • 739–744 Ratchis (König der Lombardei)
  • 744–749 Aistulf (König der Lombardei)
  • 749–751 St. Anselm († 3.3. 803)
  • 751–??? Peter
  • 774–776 Hrodgaud

Herzöge des Karolingerreichs

Die folgenden Herrscher Friauls führten zwar noch den Titel dux Foroiulanus (Herzog von Friaul)[13], waren aber keine Stammesherzöge mehr, sondern in das fränkische Staatswesen integriert und hatten ihre Eigenständigkeit verloren.

  • 776–787 Marcarius
  • 787–789 Unroch I.
  • 789–799 Erich
  • 799–808 Hunfrid
  • 808–817 Aio
  • 817–819 Chadaloh I. (Kadaloch, Cadalaunus)
  • 819–829 Balderich

Grafen von Friaul nach der Teilung der Mark

Das Frankenreich nach Verdun 843 and Mersen 870: Mark Friaul bei Lotharingien

Reichstag zu Worms (829), Neuordnung der Reiches Ludwig des Frommen und seiner Söhne zugunsten Karls des Kahlen, Teilung der alten langobardischen Mark in vier Markgrafschaften

  • 829–??? Unroch II.

Teil des Lotharii Regnum:

Berengars Marca Veronensis et Aquileiensis:

  • 891–924 Walfred

Quellen

Literatur

Weblinks

 Wikisource: Historia Langobardorum – Quellen und Volltexte (Latein)

Einzelnachweise

  1. Paulus Diaconus, Historia Langobardorum II, Kap. 9, hrsg. Ludwig Bethmann und Georg Waitz, in: Monumenta Germaniae Historica, Scriptores rerum Langobardicarum et Italicarum saec. VI–IX, Hahn, Hannover 1878
  2. Thomas Hodgkin: Italy and her Invaders] Vol VI, S. 36ff
  3. Thomas Hodgkin: Italy and her Invaders] Vol VI, S. 45ff
  4. Thomas Hodgkin: Italy and her Invaders] Vol VI, S. 50ff
  5. Historia Langobardorum VI, 51
  6. Historia Langobardorum VI, 56
  7. Fränkische Reichsannalen
  8. Karl Joseph Freiherr von Czoernig , Ethonographie der Oesterreichischen Monarchie, K.-K. Hof- und Staatsdruckerei, Wien, 1857. pp. 34-35, bei Google-Books
  9. Vgl. John Martindale: The Prosopography of the Later Roman Empire. Bd. 3a. Cambridge 1992, S. 537 und S. 545; Norbert Wagner: Zur Herkunft der Agilofinger. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte. Bd. 41 (1978), S. 19ff., hier S. 40.
  10. Paulus Diaconus, Historia Langobardorum IV, 37
  11. Paulus Diaconus, Historia Langobardorum IV, 39
  12. Paulus Diaconus, Historia Langobardorum VI, 3
  13. Einhard, Vita Caroli Magni

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Friaul (Begriffsklärung) — Friaul steht für eine Landschaft im Nordosten Italiens, siehe Friaul ein langobardisches Herzogtum, siehe Herzogtum Friaul Friaul ist ein Namensbestandteil folgender Personen: Adelheid von Friaul (850–901), zweite Gemahlin des westfränkischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Friaul — Historische Flagge des Friauls Das Friaul (italienisch Friuli, furlanisch Friûl, slowenisch Furlanija) ist eine Landschaft im Nordosten Italiens um die Stadt Udine und bildet den Großteil der Region Friaul Julisch Venetien. Die Landschaft umfasst …   Deutsch Wikipedia

  • Friaul — Friaul,   italienisch Friuli, Landschaft in Nordostitalien, reicht vom Gebirgskamm der Karnischen Alpen über deren Südabdachung zum Tiefland an der Adria, umfasst etwa das Stromgebiet des Tagliamento und des unteren Isonzo. Zusammen mit einem… …   Universal-Lexikon

  • Friaul — Friaul, ehemals selbständige ital. Landschaft mit eignen Herzogen, umfaßte die italienische Provinz Udine und den Distrikt Portogruaro der Provinz Venedig (das venezianische F.), dann einen großen Teil der österreichischen Markgrafschaft Görz und …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Friaul — (ital. Friŭli), vormals langobard. Herzogtum, die ital. Prov. Udine und die österr. Grafsch. Görz und Gradisca umfassend. Die Einwohner, Furlaner, mit einem eigenen (roman.) Dialekt …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Herzogtum Kärnten — Kärntner Herzogseinsetzung auf dem Zollfeld. Zeitgenössische Darstellung von Leopold Stainreuter (14. Jhd.) Die Wurzeln der Geschichte Kärntens reichen bis in die Altsteinzeit zurück. In der Antike war auch das Gebiet des heutigen… …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogtum Österreich — Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Geschichte Österreichs von ihren Anfängen bis in die Gegenwart. Die einzelnen Epochen der Geschichte Österreichs werden in den jeweiligen Hauptartikeln ausführlicher dargestellt. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogtum Steiermark — Wappen der Steiermark Die Geschichte der Steiermark deckt sich in vielen Epochen mit der österreichischen Geschichte. Dieser Artikel ist ein Überblick über die regionsspezifischen Eigenheiten der historischen Entwicklung bis zum heutigen… …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogtum Steyer — Wappen der Steiermark Die Geschichte der Steiermark deckt sich in vielen Epochen mit der österreichischen Geschichte. Dieser Artikel ist ein Überblick über die regionsspezifischen Eigenheiten der historischen Entwicklung bis zum heutigen… …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogtum Spoleto — Das unabhängige Herzogtum Spoleto in Mittelitalien war ein langobardisches Fürstentum, das um 570 von einem dux Faroald I. gegründet wurde. Eine Dekade des Interregnums nach dem Tod von Alboins Nachfolger ließ die langobardischen Herzöge in… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”