Herzogtum Liegnitz

Herzogtum Liegnitz

Das Herzogtum Liegnitz entstand 1248 durch Teilung des Herzogtums Schlesien. 1675 fiel es als erledigtes Lehen an die Krone Böhmen. Nachfolgend bestand es als Erbfürstentum Liegnitz, das 1742 an Preußen fiel und 1813 aufgelöst wurde. Residenzort war die Stadt Liegnitz.

Inhaltsverzeichnis

Herzogtum Liegnitz

Das Herzogtum Liegnitz entstand nach dem Tode des Piasten Heinrich II. durch Teilung des Herzogtums Schlesien. Zwischen 1290 und 1311 war es mit dem Herzogtum Breslau vereinigt. Danach war es wieder selbstständig, kam aber 1329 unter die Lehnshoheit Böhmens. Mit dem Tod des Herzogs Wenzel II. 1419, der bis 1417 auch Bischof von Breslau war, erlosch die direkte Linie der Liegnitzer Piasten, und das Herzogtum Liegnitz wurde mit dem Herzogtum Brieg verbunden, das nun als Herzogtum Liegnitz-Brieg bezeichnet wurde. Nach dem Tod des Brieger Herzogs Ludwig II., der 1419 von Wenzel II. auch das Herzogtum Liegnitz erbte, forderte der böhmische Landesherr, König Sigismund 1436 den Heimfall des Herzogtums Liegnitz. Ursächlich hierfür war ein 1420 von Ludwig II. abgeschlossener Erbvertrag und Eventualhuldigungen mit den Söhnen seines Stiefbruders Heinrich IX., für den die Zustimmung des Königs nicht eingeholt worden war. Daraus entwickelte sich der Liegnitzer Lehnstreit, der erst 1469 mit einer neuerlichen Lehensvergabe an Herzog Friedrich I. endgültig beigelegt wurde. Unter seinem gleichnamigen Sohn Friedrich II. fiel Brieg 1520 wieder an Liegnitz und 1523 kam durch Kauf das Fürstentum Wohlau hinzu (Herzogtum Liegnitz-Brieg-Wohlau).

Mit dem Übergang Böhmens 1526 an die Habsburger wurden diese in ihrer Eigenschaft als Könige von Böhmen auch Landesherren von Schlesien.

In der Liegnitzer Erbverbrüderung von 1537 schlossen Friedrich II. von Liegnitz-Brieg-Wohlau und Kurfürst Joachim II. von Brandenburg einen Erbvertrag, den der böhmische Landesherr König Ferdinand I. jedoch für nichtig erklärte, um den wachsenden Einfluss der Hohenzollern in Schlesien zu behindern.

Obwohl aufgrund der Bestimmungen des Westfälischen Friedens von 1648 im Herzogtum Liegnitz-Brieg-Wohlau Religionsfreiheit zuerkannt wurde und eine Rekatholisierung nicht durchgeführt werden musste, kam es zu religiösen Bedrückungen.

Mit dem Tod des fünfzehnjährigen Herzogs Georg Wilhelm erlosch 1675 die Linie der Liegnitzer Piasten. Das Herzogtum Liegnitz mit seinen Teilherzogtümern zog Kaiser Leopold als erledigte Lehen für die Krone Böhmen ein. Nachfolgend wurden sie als Erbfürstentümer von einem vom Kaiser eingesetzten Landeshauptmann verwaltet, der als Statthalter amtierte und auf dem Schloss in Liegnitz residierte. In den bis dahin evangelischen Fürstentümern erfolgten durch die kaiserliche Regierung gegenreformatorische Maßnahmen.

Übergang an Preußen

Friedrich Wilhelm von Brandenburg erhob ab 1681 aufgrund der Erbverbrüderung von 1537 mehrfach Ansprüche auf die Fürstentümer, was der böhmische Landesherr Leopold I. allerdings ablehnte. Als Friedrich Wilhelm jedoch in Folge der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 durch Ludwig XIV. auf den habsburgischen Kaiser als Bündnispartner angewiesen war, verzichtete er in einem Bündnisvertrag mit dem Kaiser 1686 auf seine Ansprüche.

1740 erneuerte Friedrich II. von Brandenburg-Preußen die Ansprüche auf die Fürstentümer, um so die damals umstrittene Österreichische Erbfolge für die Abtretung Schlesiens durch die Habsburger zu nutzen. Deshalb begann er den Ersten Schlesischen Krieg. 1742 wurde der größte Teil Schlesiens an Preußen abgetreten, doch folgten noch der Zweite Schlesische Krieg und der Siebenjährige Krieg, der mit dem Hubertusburger Frieden 1763 beendet wurde.

Am 29. Dezember 1757 wurden die Stadt Liegnitz und das Herzogtum Liegnitz an Preußen übergeben. Dort bestand es als Titularherzogtum bis 1813, und wurde dann in den – größeren – Regierungsbezirk Liegnitz der neuen Provinz Schlesien eingegliedert.

Literatur

  • Historische Gesellschaft Liegnitz (Hrsg.): Die Herzogtümer Liegnitz, Brieg, Wohlau 1524–1740. In: Beiträge zur Liegnitzer Geschichte. Band 12-15, Weber, 1971, ISBN 978-3878880431, S. 12–19.

Weblinks

  • Liegnitz [1]. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. Band 12, Leipzig 1908, S. 540. (zeno.org)
  • Liegnitz [1]. In: Pierer's Universal-Lexikon. Band 10, Altenburg 1860, S. 368-369.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liegnitz — steht für Legnica, eine Stadt in der Woiwodschaft Niederschlesien in Südwestpolen Herzogtum Liegnitz, bzw. Fürstentum Liegnitz, eine Herrschaft in Schlesien seit 1248, bis 1813 Regierungsbezirk Liegnitz, ein Verwaltungsbezirk der Provinz… …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogtum Brieg — Wappen der Herzöge von Brieg Das Herzogtum Brieg (tschechisch Břežské knížectví, polnisch Księstwo brzeskie) entstand im Jahre 1311 durch Ausgliederung aus dem Herzogtum Breslau und war ab 1329 ein Lehen der Krone Böhmen. Es wurde bis 1675 von… …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogtum Ohlau — Das Herzogtum Ohlau (tschechisch Olavské knížectví; polnisch Księstwo Oławskie) war ein seit 1348/49 bestehendes Teilherzogtum des Herzogtums Liegnitz. Es wurde bis 1675 von den Schlesischen Piasten regiert, denen es zeitweise auch zur Versorgung …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogtum Münsterberg — Wappen des Herzogtums Münsterberg Das schlesische Herzogtum Münsterberg entstand 1321 durch Teilung des Herzogtums Schweidnitz. Es wurde durch Herzog Bolko II. begründet, der 1336 die böhmische Lehenshoheit anerkannte. Bis 1428 wurde es von den… …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogtum Lüben — Das Herzogtum Lüben entstand 1348 als Teilherzogtum von Liegnitz. Es bestand bis 1453 und diente im 16. Jahrhundert als Leibgedinge von Brieger Herzoginnen. Residenzort war die gleichnamige Stadt Lüben (heute Lubin in der Woiwodschaft… …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogtum Glogau — Das Herzogtum Glogau entstand 1251 bei der Teilung des Herzogtums Schlesien unter den Schlesischen Piasten. 1331 eignete es sich der böhmische König Johann von Luxemburg an, wodurch es als erstes der schlesischen Fürstentümer bis 1344 unmittelbar …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogtum Löwenberg — Das Herzogtum Löwenberg (polnisch Księstwo Lwóweckie; tschechisch Lemberské knížectví) war ein von 1281 bis 1286 bestehendes Teilherzogtum des Herzogtums Jauer. Es wurde von den Schlesischen Piasten regiert. Residenzort war die gleichnamige Stadt …   Deutsch Wikipedia

  • Liegnitz — Liegnitz,   1) polnisch Legnica [lɛg nitsa], Stadtkreis und Kreisstadt in der Woiwodschaft Niederschlesien (bis 1998 Hauptstadt der aufgelösten Woiwodschaft Legnica [Liegnitz]), Polen, 113 168 m über dem Meeresspiegel, an der Mündung des… …   Universal-Lexikon

  • Herzogtum Wohlau — Das Herzogtum Wohlau (tschechisch Volovské knížectví; polnisch Księstwo wołowskie) entstand 1413 als Teilfürstentum des Herzogtums Oels. Bis 1498 und 1523–1675 wurde es von den Schlesischen Piasten regiert, 1498–1517 von den Herzögen von… …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogtum Breslau — Das Herzogtum Breslau entstand 1248/51 durch Teilung des Herzogtums Schlesien. Das Herzogtum Breslau war ein weltliches Herzogtum. Bistumsland der Breslauer Bischöfe war das Fürstentum Neisse. Nach dem Tod des Herzogs Heinrich VI. fiel es als… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”