- Hessische Renitenz
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Die Renitente Kirche ungeänderter Augsburgischer Konfession in Hessen (renitent: widerspenstig) war eine 1873/74 von einigen Pfarrern der damaligen preußischen Provinz Hessen-Nassau gegründete Kirche. Genauer gesagt gehörten die betroffenen Gemeinden zum damaligen Konsistorialbezirk Kassel (bis 1866 Kurfürstentum Hessen bzw. Hessen-Kassel). Die Kirchengründer protestierten damit gegen das unierte Konsistorium in Kassel und sahen darin die Auflösung der bisherigen Landeskirche. Aus diesem Grund ist auch die Bezeichnung Althessische Kirche geläufig.
43 Pfarrer, Anhänger des Marburger Theologieprofessors August Vilmar, wurden ihres Amtes enthoben. Sie betreuten in der Folgezeit die "renitenten Gemeinden" u. a. in Balhorn, Dreihausen, Sand, Melsungen und Schemmern.
Der größte Teil der renitenten Gemeinden schloss sich 1950 der (Alten) Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland an, die wiederum 1972 Teil der heutigen Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) mit Sitz in Hannover wurde. Innerhalb der SELK bilden die ehemaligen renitenten Gemeinden mit einigen anderen den Kirchenbezirk Hessen-Nord im Sprengel Süd.
Literatur
- Rudolf Schlunck, Die 43 renitenten Pfarrer. Lebensabschnitte der im Jahre 1873/74 um ihrer Treue willen des Amtes entsetzten hessischen Pfarrer. Nebst einer geschichtlichen Einleitung und einem Anhang, Marburg 1923.
- Karl Wicke, Um die Freiheit der Kirche. Ein Bericht aus der Geschichte der hessischen Renitenz, hg. v. Loshäuser Kreis, Marburg 1931.
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