Hinterradaufhängung

Hinterradaufhängung
Raumlenkerachse eines Mitsubishi Galant EA0 mit 3 Einzel- und einem Doppel-(Dreiecks-)querlenker, der an zwei Punkten an der Karosserie gelagert ist.
Pink: Achsschenkel
Cyan: Stabilisator
gelb: Dreieckslenker
übrige: Einzellenker.

Die Raumlenkerachse (auch Multilink-Achse genannt) ist eine meist an der Hinterachse von PKW verwendete Radaufhängung mit vier bis sechs Lenkern je Rad.

Bei der Raumlenkerachse ist einer oder beide der sonst oft verwendeten Dreieckslenker in einzelne Lenker aufgelöst. In der Grundform werden je Rad fünf Einzellenker verwendet, die am Achsschenkel und an der Karosserie (bzw. dem karosseriefesten Hinterachsträger) an jeweils einem Punkt über ein Kugelgelenk oder Gummilager gelagert sind. Jeder dieser Lenker nimmt dem Achsschenkel einen der sechs Freiheitsgrade eines Körpers im Raum, so dass gerade ein Freiheitsgrad für die Ein- und Ausfederung bleibt.

Diese Konstruktion bietet gegenüber konventionellen Achsen mehr Möglichkeiten, um die Änderung von Sturz und Vorspur abhängig von der Einfederung und den wirkenden Kräften (Elastokinematik) abzustimmen. Die Pollage der Lenkerverlängerungen kann im Gegensatz zu Dreieckslenkern auch in die Radmittenebene oder darüber hinaus gelegt werden. Liegt der Pol zweier Lenker in der Radmittenebene, kann ein Hebelarm null für die am Rad wirkenden Kräfte realisiert werden. Durch die konstruktive Auslegung kann ein gezieltes Lenkverhalten des Rades erzielt werden (z.B. Tendenz in Richtung Vorspur bei Antriebskräften). Ebenso ist es möglich, bei jeglichen Längskräften eine Parallelverschiebung der Radmitte zu ermöglichen. Eine Vorspuränderung kann vermieden werden.

Meist sitzen alle Aufnahmepunkte der Lenker mehr oder minder innerhalb des freien Raumes der Felge. Üblicherweise werden hierbei 2 untere Querlenker, 1 unterer Schräglenker und 2 obere Querlenker verbaut.

Wenn der Achsschenkel die oberen Querlenker über der Radmittenebene aufnimmt, kann statt der beiden oberen Querlenker ein Dreiecksquerlenker verbaut werden (wie im Bild). Hier ist meist der hintere untere Querlenker mechanisch verstellbar, um die korrekte Vorspur einstellen zu können. Im abgebildeten Fall wird durch den weit oben liegenden Doppelquerlenker eine sehr exakte Führung des progressiven Sturzes gewährleistet.

Die Raumlenkerachse wurde von Mercedes-Benz in der Baureihe W201 („190er“) 1982 erstmals eingesetzt und ist eine Mercedes-Benz-Innovation. Bis heute findet sich eine modifizierte Version der Raumlenkerachse in den aktuellen Modellen der Marke. Kopierte und abgewandelte Formen dieser Konstruktion sind mittlerweile auch in vielen Modellen anderer PKW-Hersteller zu finden.

Manche Modifikationen verwenden sechs Lenker für jedes Rad. Dadurch ist die Radaufhängung statisch überbestimmt. Die sich dadurch ergebenden Verspannungen werden durch die Elastizität der Gummilager ausgeglichen.

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