Hispania Baetica

Hispania Baetica
Lage der Provinz
Römische Provinzen unter Trajan (117 n. Chr.)

Hispania Baetica oder nur Baetica ist der lateinische Name einer antiken Landschaft und römischen Provinz im Süden Spaniens. Ihren Hauptteil bildete das heutige Andalusien, im Norden reichte sie bis in die Extremadura hinein. Sie ist benannt nach dem großen Fluss Baetis, dem heutigen Río Guadalquivir.

In der republikanischen Zeit gehörte das Gebiet zur Provinz Hispania ulterior, die den Süden und Westen der Iberischen Halbinsel umfasste. Durch die Provinzreform unter Kaiser Augustus wurde die Hispania ulterior in zwei Teile aufgeteilt, Hispania Baetica (Südosten) und Lusitania (Nordwesten). Somit grenzte die Baetica im Westen und Nordwesten an die Lusitania, wobei die Grenze ungefähr entlang dem Fluss Anas (heute Guadiana) verlief. Im Osten grenzte sie an die große Provinz Hispania citerior; an der Mittelmeerküste war diese Grenze südwestlich von Carthago Nova (Cartagena) und verlief von dort in Richtung Westnordwest.

Die Baetica war als einzige der drei hispanischen Provinzen eine senatorische Provinz; sie war also formal nicht der direkten Aufsicht des Kaisers, sondern einem vom Senat bestimmten Prokonsul prätorischen Ranges unterstellt, dem ein prokonsularischer Legat und ein Quästor zur Seite standen. Der Legat wurde vom Prokonsul ernannt, der Quästor erhielt sein Amt entweder durch Auslosung oder vom Prokonsul. Beide waren ebenso wie der Prokonsul selbst Senatoren. Die Amtszeit der Prokonsuln, prokonsularischen Legaten und Quästoren betrug ein Jahr (jeweils vom 1. Juli eines Jahres bis zum 30. Juni des folgenden Jahres); Verlängerung war grundsätzlich möglich, doch ist für die Baetica kein solcher Fall nachweisbar. Die Prokonsulate der senatorischen Provinzen wurden im Prinzip durch Auslosung verteilt; an dieser konnte jeder Senator teilnehmen, sobald seine Prätur fünf Jahre zurücklag. Da jedoch auffallend viele Prokonsuln der Baetica aus Spanien (meist aus der Baetica selbst) stammten oder schon früher Beziehungen zur Iberischen Halbinsel hatten, ist davon auszugehen, dass oft kein echter Losentscheid stattfand, sondern Absprachen getroffen wurden.[1] Für besondere Situationen behielt sich der Kaiser das Recht vor, die Provinz einem außerordentlichen kaiserlichen Legaten zu unterstellen, was auch gelegentlich geschah.[2]

Die Hauptstadt der Provinz war Corduba, das heutige Córdoba. In einem späteren Schritt hat Kaiser Augustus eine Grenzverschiebung vorgenommen, wobei die Hispania citerior auf Kosten der Baetica noch etwas vergrößert wurde; seither war die Grenze an der Küste in der Nähe der heutigen Stadt Almería und verlief von dort in Nordwestrichtung. Die Baetica war in vier Gerichtsbezirke eingeteilt: Corduba, Astigi (Écija), Gades (Cádiz) und Hispalis (Sevilla). In der Baetica war keine Legion stationiert. Das Gebiet umfasste 175 Städte und war zu Beginn der Kaiserzeit bereits völlig romanisiert; es war die reichste und am dichtesten besiedelte Provinz der Halbinsel. Unter Kaiser Vespasian erhielten fast alle freien Bewohner der Provinz das latinische Bürgerrecht (ius Latii); dieses Privileg wurde obsolet, als 212 Kaiser Caracalla allen freien Reichsangehörigen das römische Bürgerrecht verlieh. Die neue Provinzeinteilung des Kaisers Diokletian im späten 3. Jahrhundert hat am Umfang der Baetica anscheinend nichts geändert. 409 überschritten germanische Stämme die Pyrenäen; ihre Invasion setzte langfristig der römischen Herrschaft auch in der Baetica ein Ende. Ob nach der Eroberung der Iberischen Halbinsel durch die Westgoten seit den siebziger Jahren des 5. Jahrhunderts die Baetica als Verwaltungseinheit unter ihrem alten Namen bestehen blieb, ist unbekannt.

Unter Kaiser Justinian I. wurden um 552/53 große Teile des Gebietes von den Oströmern erobert und bildeten einige Jahrzehnte lang den größten Teil einer neuen oströmischen Provinz Spania, bis den Westgoten um 625 die Rückgewinnung auch der letzten Orte gelang.

Spätestens nach der arabischen Eroberung (711) verschwand der Begriff Baetica endgültig.

Literatur

  • Daniel Nony: Die spanischen Provinzen; in: Claude Lepelley (Hrsg.), Rom und das Reich in der Hohen Kaiserzeit, Bd. 2: Die Regionen des Reiches, München 2001, S. 121-150 (Überblick mit guter Bibliographie). ISBN 3-598-77449-4
  • Franz Braun: Die Entwicklung der spanischen Provinzialgrenzen in römischer Zeit, Berlin 1909
  • Rudolf Haensch: Capita provinciarum. Statthaltersitze und Provinzialverwaltung in der römischen Kaiserzeit, Mainz 1997. ISBN 3-8053-1803-0
  • Patrick Le Roux: L’armée romaine et l’organisation des provinces ibériques d’Auguste à l’invasion de 409, Paris 1982. ISBN 2-7018-0002-1
  • Géza Alföldy: Fasti Hispanienses. Senatorische Reichsbeamte und Offiziere in den spanischen Provinzen des römischen Reiches von Augustus bis Diokletian, Steiner, Wiesbaden 1969

Anmerkungen

  1. Alföldy S. 267-271.
  2. Alföldy S. 267.

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