- Hocharktis
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Als Hocharktis bezeichnet man den nördlichsten Teil der Arktis, das heißt diejenigen Meeres- und Festlandregionen der Erde, die dem Nordpol am nächsten gelegen sind.
Geografie und Abgrenzung
Eine offizielle Definition von „Hocharktis“ ist nicht festgelegt, doch hat sich eingebürgert, unter diesem Begriff den Arktischen Ozean und einige seiner Randmeere, den kanadisch-arktischen Archipel und die Nordhälfte von Grönland, Svalbard (Spitzbergen) sowie die im hohen Norden Russlands gelegenen Inseln und Inselgruppen (z. B. Franz-Joseph-Land oder Nowaja Semlja) zu verstehen.
Bemerkenswert ist, dass die Abgrenzung der Hocharktis - ähnlich wie die Packeisgrenze - in den einzelnen Regionen unterschiedlich weit südlich vom geografischen Nordpol entfernt verläuft. Die Ursache ist vor allem in den unterschiedlichen klimatischen Bedingungen zu suchen, die durch die Verteilung warmer und kalter Meeresströmungen auf der Nordhalbkugel der Erde hervorgerufen werden. So weisen der äußerste Norden Skandinaviens und das nördlich angrenzende Europäische Nordmeer durch den Golfstrom keine hocharktischen Verhältnisse auf, während die auf den gleichen Breitengraden gelegene Beaufortsee, die nicht warmen Strömungen ausgesetzt ist, der Hocharktis zuzurechnen ist.
Dass die Globale Erwärmung auch die Grenze der Hocharktis beeinflusst und sie schrittweise weiter nach Norden verschiebt, ist unbestritten.
Ökologie
Als Naturraum ist die Hocharktis durch eigene klimatische und ökologische Bedingungen gekennzeichnet, die zu den härtesten und lebensfeindlichsten der Erde zählen und nur mit denen der Antarktis und der höchstgelegenen Regionen von Himalaya und Karakorum vergleichbar sind.
Meteorologisch und klimatologisch deckt sich die Hocharktis zu großen Teilen mit dem Polargebiet.
Biologisch unterscheidet sich die Hocharktis von südlicher gelegenen, Tundra-bedeckten Regionen der Arktis vor allem durch das fast völlige Fehlen von Landvegetation. Man spricht deshalb von Polarwüste. In der Hocharktis sind nur wenige angepasste Arten von Landsäugern, darunter der Eisbär, der sich allerdings hauptsächlich aus dem Meer ernährt, zu finden. Die Meeresfauna ist dagegen verhältnismäßig artenreich.
Menschen in der Hocharktis
Die gesamte Arktis ist überaus dünn besiedelt und lässt praktisch keine Landwirtschaft zu. Für die Hocharktis gilt das in noch wesentlich höherem Maße, was in erster Linie auf das lebensfeindliche Klima zurückzuführen ist, das seit etwa der Mitte des 2. Jahrtausends in dieser Region herrscht. Daneben wirken sich die Lichtverhältnisse negativ auf das Besiedeln durch Menschen aus: Die Polarnacht verlängert sich (wie auch die Zeitphase der Mitternachtssonne) mit zunehmender Nähe zum geografischen Nordpol.
Da die Hocharktis in den Jahrhunderten vor der Mitte des 2. Jahrtausends insgesamt weniger unwirtlich war, hielten sich seinerzeit, vor allem in den südlichen Grenzbereichen, kleinere menschliche Gruppen der Prä-Dorset-, Dorset- und Thule-Kultur auf, die mit Hilfe angepasster Lebensweisen und Techniken den extremen Bedingungen zu trotzen vermochten.
Weite Teile der Hocharktis gehörten bis weit in die Neuzeit zu den letzten weißen Flecken auf der Weltkarte. Manche Regionen, vor allem der Nordpol, waren bis ins 20. Jahrhundert nicht zugänglich und wurden erst mit enormem technischem Aufwand erreicht und erforscht. Heute sind sie allerdings nicht nur Ziel von Teilnehmern extremer Fuß- und Skiexpeditionen, sondern sogar von kapitalkräftigen Touristen, die sich z. B. zu einer Golfrunde und einer Flasche Champagner zum Nordpol fliegen lassen.
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