Hohe Landesschule (Hanau)

Hohe Landesschule (Hanau)
Hohe Landesschule
Schulform Gymnasium
Gründung 1607
Ort Hanau
Land Hessen
Staat Deutschland
Koordinaten 50° 8′ 39″ N, 8° 55′ 4″ O50.1441666666678.9177777777778Koordinaten: 50° 8′ 39″ N, 8° 55′ 4″ O
Träger Stadt Hanau
Schüler rund 1.200
Leitung Hans Joachim Bezler
Website http://www.hola-gymnasium.de

Die Hohe Landesschule (kurz: HoLa) ist eine 1607 in Hanau gegründete Lehranstalt und heute ein Gymnasium mit rund 1.200 Schülern.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In Folge einer Pest in den Jahren 1605–1607 war die deutsche Schule in Hanau geschlossen worden. Nach dem Vorbild der Hohen Schule Herborn stiftete Graf Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg am 18. Juli 1607 die Hohe Landesschule Hanau als gymnasium illustre. Das bedeutete, dass die Lehrinhalte in den oberen Klassen dem der Universität angenähert waren, also Fächer wie Jurisprudenz und Theologie aufwiesen. Inhaltlich war die Schule von der reformatorischen Glaubensrichtung geprägt.

Auch in Hanau gelang es nicht – wie in Herborn oder Danzig – die Einrichtung zu einer Universität weiter zu entwickeln. Sie bestand bis in die napoleonische Zeit als gymnasium illustre weiter, wurde dann aber, als Hanau zum Großherzogtum Frankfurt gehörte, 1813 zunächst mit dem lutherischen Gymnasium verschmolzen und 1817 endgültig in ein Gymnasium umgewandelt. Heute besteht die Schule als ein Gymnasium der Stadt Hanau.

Standorte

Erstes Schulgebäude

Neubau der Hohen Landesschule aus dem 20. Jahrhundert mit dem Tor des ersten Schulgebäudes von 1664

Der Grundstein zum ersten Schulgebäude wurde am 5. April 1612 gelegt. Der Bau verzögerte sich durch den Dreißigjährigen Krieg, so dass das Gebäude erst am 21. Februar 1665 unter der Regierung des Grafen Friedrich Casimir (1641/1642–1685) eingeweiht werden konnte. Es befand sich am heutigen Freiheitsplatz, etwa da, wo heute das Gewerkschaftshaus steht.

Das Gebäude war dreistöckig und aus Bruchsteinen errichtet. Jedes Stockwerk hatte einen Mittelgang, an dem fünf oder sechs Unterrichtsräume lagen. Im Ersten Stock befand sich eine Aula. Erschlossen wurde das Gebäude über zwei Treppenhäuser an der Portalfront des Gebäudes. Einziger Schmuck des Gebäudes war ein Renaissance-Portal von 1664 mit dem Allianzwappen von Graf Friedrich Casimir und seiner Frau, Gräfin Sibylle Christine von Anhalt-Dessau. Das Portal ist heute noch erhalten und auf dem Gelände der heutigen Hola aufgestellt.[1]

Der Dachstuhl des Gebäudes wurde am 24. Mai 1911 zunächst durch einen Brand zerstört und durch ein flaches Notdach ersetzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude durch den Luftangriff vom 19. März 1945 bis auf Teile der Außenmauern zerstört, die später abgerissen wurden.

Zweites Schulgebäude

Altbau der Hohen Landesschule, heute: Psychiatrie der Städtischen Klinik

Als Ersatz wurde 1923 – 1925, nach einem Entwurf von Albert Tuczek[2], ein Gebäude an der heutigen Julius-Leber-Straße errichtet, weitestgehend als schlichter Zweckbau, mit einigen eklektizistisch-neo-ägyptischen-Applikationen. Nach Ausbesserung der Schäden des Zweiten Weltkriegs wurde in den 1950er Jahren rechtwinklig ein Flügel angefügt, der auch die bestehende Turnhalle mit einbezog, und in den 1960er Jahren im Norden ein Anbau mit Räumen für die naturwissenschaftlichen Fächer. Das Ensemble dient heute als Psychiatrie der Städtischen Kliniken Hanau.

Drittes Schulgebäude

Dritter Standort der Hohen Landesschule wurde ein Neubau am Alten Rückinger Weg. Dieser konnte 1978 bezogen werden. Das Eingangstor des ersten Gebäudes blieb erhalten und wurde als Solitär auf das heutige Schulgelände gestellt.

Heutige Situation

Seit dem Schuljahr 2004/2005 ist die Schulzeit auf acht Jahre verkürzt (– Abitur nach zwölf Jahren – G8), ein Ganztagsangebot wurde erarbeitet.

Die Schule hatte im Schuljahr 2005/2006 1.198 Schüler (52,5 % männlich, 47,5 % weiblich). Der Ausländeranteil lag bei 9,2 %.

Seit März 2007 hat die Schule eine eigene Mensa und seit August 2008 hat die Schule einen weiteren Unterstufenanbau. Im Herbst 2010 wurden auch die erneuerten naturwissenschaftlichen Räume fertiggestellt.

Lehrer

Absolventen

Literatur

  • Heinrich Bott: Der Brand des alten Gymnasiums in Hanau = Beilage zum Hanauer Anzeiger vom 14. August 1925.
  • Heinrich Bott: Zur Geschichte der Hohen Landesschule in Hanau. Teil 1: Hanaueisches Magazin 16 (1937), s. 71 – 75; Teil 2: ebd. 17 (1938), S. 62 – 64; Teil 3: ebd. 18 (1939), S. 33 – 40.
  • Heinrich Bott: Die Professoren der Hohen Landesschule zu Hanau 1665 – 1812. In: Mitteilungen der Hessischen Familiengeschichtlichen Vereinigung 7, 3. Darmstadt 1942.
  • Philipp Braun: Zur Geschichte des Hanauer Gymnasiums. In: Königliches Gymnasium zu Hanau, vordem die „Hohe Landes-Schule Festschrift zur Gedenkfeier des 300jährigen Bestehens der Anstalt. Hanau 1907, S. 1 – 33.
  • Philipp Braun, Illustris Scholae Hanoviensis leges et album civium academicorum inde ab anno 1665 usque ad annum 1812 (Hanau - Lechleder & Stroh, 1895)
  • Festschrift zur 350-Jahr-Feier der Hohen Landesschule am 18. Juli 1957. Hrsg.: Artur Griesbach u.a. Frankfurt 1957.
  • Festschrift zur 375-Jahr-Feier der Hohen Landesschule Hanau (1607 – 1982) . Hrsg.: Helmut Winter u.a. Hanau 1982.
  • Artur Griesbach: Bericht über die Jubiläumsfeier, die die Hohe Landesschule Hanau zur Erinnerung an ihre Gründung als reformiertes Paedagogium illustre am 18. Juli 1607 in Verbindung mit der 300-Jahr-Feier der ehemaligen städtischen Oberrealschule, gegründet als lutherisches Gymnasium 1647, am 18. Juli 1947 beging.
  • Carl Heiler: Geschichte des staatlichen Gymnasiums zu Hanau (vormals „Hohe Landesschule“) in den ersten Jahrzehnten seines Bestehens von 1607 bis 1665 mit Auszügen aus den Anstaltsakten der späteren Zeit = Festaschrift zur Einweihung des Neubaus der Hohen Landesschule zu Hanau 1925.
  • Königliches Gymnasium zu Hanau, vordem die „Hohe Landes-Schule“. Festschrift zur Gedenkfeier des 300jährigen Bestehens der Anstalt. Hanau 1907.
  • Fried Lübbecke: Hanau. Stadt und Grafschaft. Köln, 1951.
  • Eckhard Meise: Toleranz: Philipp Ludwig II. Graf von Hanau-Münzenberg und die Juden. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte 2007, S. 3 – 57.
  • Karl Wilhelm Piderit: Festschrift zum zweihundertjährigen Jubiläum des Gymnasiums zu Hanau. Hanau 1865.
  • Karl Wilhelm Piderit: Rede zur Feier des zweihundertjährigen Jubiläum des Gymnasiums zu Hanau. Hanau 1865.
  • Karl Wilhelm Piderit: Geschichte der Einweihungs-Feier des Gymnasiums zu Hanau vom 21. Februar 1665 zum Andenken an das Jubiläumsfest vom 21. Februar 1865. Hanau 1865.
  • Jürgen Osterhammel: Zwischen Spätaufklärung und Neuhumanismus: Die Schulreform des Großherzogs Karl Theodor von Dalberg und die Erneuerung des Hanauer Gymnasiums 1812/13 im Zusammenhang der deutschen Bildungsgeschichte. In: Hanauer Geschichtsblätter 31 (1993), S. 247 – 259.
  • Otto Wackermann: Verzeichnis der Lehrer und Abiturienten des Königlichen Gymnasiums zu Hanau aus den Jahren 1858 bis 1907. In: Königliches Gymnasium zu Hanau, vordem die „Hohe Landes-Schule“. Festschrift zur Gedenkfeier des 300jährigen Bestehens der Anstalt. Hanau 190, S. 1 – 28.
  • Ernst Julius Zimmermann: Hanau Stadt und Land. 3. Auflage, Hanau 1919. ND 1978.

Einzelnachweise

  1. Zur Baugeschichte vgl. insb. Lübbecke, S. 234ff.
  2. Lübbecke, S. 435.

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