- Großherzogtum Frankfurt
-
Das Großherzogtum Frankfurt war ein Staat innerhalb des Rheinbundes, der von 1810 bis 1813 existierte.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung bis 1810
Das Großherzogtum Frankfurt ist eng mit dem Namen Karl Theodor von Dalberg verbunden. Dalberg war der letzte Mainzer Erzbischof und Kurfürst. Durch den Reichsdeputationshauptschluss wurde der rechtsrheinische Teil des Erzstifts Mainz säkularisiert und als Fürstentum Aschaffenburg neu konstituiert. Zusammen mit den Territorien von Regensburg und Wetzlar bildete es den Staat des Kurerzkanzlers. Im Rheinbundvertrag von 1806 wurde diesem zusätzlich die Reichsstadt Frankfurt zugesprochen.
Großherzogtum
Am 19. Februar 1810 unterzeichnete Napoleon I. einen Staatsvertrag, mit welchem das Großherzogtum gegründet wurde. Der Neugründung wurden unter Dalbergs Verzicht auf Regensburg die Fürstentümer Hanau und das ehemalige Reichsstift Fulda einverleibt. Der neue Staat reichte im Norden bis an das Königreich Westphalen, im Osten an Teile des Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach und an das Großherzogtum Würzburg, im Süden an das Großherzogtum Baden und an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Im Westen schloss das Großherzogtum Frankfurt an das Herzogtum Nassau und das Fürstentum Isenburg an. Außerdem lagen benachbart einige Besitztümer des Kaiserreichs Frankreich und des Fürstentums Lippe-Detmold. Die Fläche des Großherzogtums betrug 5.160 km2, die Einwohnerzahl belief sich auf 302.000. Mit Ausnahme der Exklave Wetzlar war es ein territorial zusammenhängendes Staatsgebiet, das in die vier Departements Frankfurt, Hanau, Aschaffenburg und Fulda geteilt war. Die Residenz blieb weiterhin Aschaffenburg.
Am 16. August 1810 wurde mit dem Höchsten Organisations-Patent der Verfassung des Großherzogtums Frankfurt[1] eine am französischen Vorbild orientierte Verfassung erlassen, die Ständeversammlung des Großherzogtums Frankfurt als Parlament einberufen und 1811 der Code Civil eingeführt. Dalberg erwies sich als fortschrittlicher Herrscher, der in seiner kurzen Regierungszeit unter anderem die Leibeigenschaft und Frondienste abschaffte, das Schul- und Bildungssystem reformierte und ein Dekret zur Judenemanzipation erließ. Ähnlich wie im Königreich Westphalen und im Großherzogtum Berg waren aber auch hier alle Bemühungen, einen von den Prinzipien der Aufklärung geprägten Modellstaat zu schaffen, durch die Belastungen der napoleonischen Kriege zum Scheitern verurteilt. Dalberg verließ das Großherzogtum am 30. September 1813 und dankte am 28. Oktober zugunsten von Napoleons Stiefsohn Eugène de Beauharnais ab.
Nach der Völkerschlacht bei Leipzig zerfiel das Großherzogtum. Fulda und Hanau fielen an Hessen-Kassel, Aschaffenburg an Bayern, Wetzlar an Preußen; Frankfurt sollte ebenfalls an Bayern fallen, doch gelang es den städtischen Unterhändlern auf dem Wiener Kongress, die Wiederherstellung als Freie Stadt Frankfurt durchzusetzen.
Administrative Einteilung (1811)
Nummer Name Anzahl der Gemeinden nach 1815 I Departement Frankfurt 11 1 Frankfurt (Stadt) 1 Freie Stadt Frankfurt 2 Frankfurt (Landdistriktsmairie) 9 Großteil Frankfurt, Teil Hessen-Darmstadt 3 Wetzlar (Unterpräfektur) 1 Preußen II Departement Aschaffenburg 177 Bayern 1 Aschaffenburg (Distriktsmairie) 2 2 Aufenau 2 3 Kreuzwertheim 9 4 Eschau 4 5 Frammersbach 4 6 Kaltenberg 26 7 Kleinwallstadt 11 8 Krombach 11 9 Lohr 7 10 Obernburg 11 11 Rieneck 4 12 Rothenbuch 18 13 Rothenfels 8 14 Schweinheim 18 15 Triefenstein 6 16 Klingenberg 11 17 Stadtprozelten 7 18 Hoppach 1 19 Fechenbach 2 20 Orb 5 21 Burgjoß 10 III Departement Fulda 305 1 Fulda (Stadt) 1 Hessen-Kassel 2 Bieberstein (Distriktsmairie) 26 Hessen-Kassel und Bayern 3 Brückenau 23 Bayern 4 Burghaun 16 Hessen-Kassel 5 Dermbach 16 Sachsen-Weimar 6 Eiterfeld 20 Hessen-Kassel 7 Fulda Land 34 Hessen-Kassel 8 Geisa 21 Sachsen-Weimar 9 Großenlüder 20 Hessen-Kassel 10 Hammelburg 18 Bayern 11 Haselstein 9 Hessen-Kassel 12 Hünfeld 17 Hessen-Kassel 13 Johannesberg 21 Hessen-Kassel 14 Neuhof 21 Hessen-Kassel 15 Salmünster 18 Hessen-Kassel 16 Weihers 24 Hessen-Kassel und Bayern IV Departement Hanau 83 Hessen-Kassel 1 Hanau (Stadt) 1 2 Altengronau (Distriktsmairie) 8 3 Bergen 14 4 Bieber 5 5 Büchertal 14 6 Gelnhausen 11 7 Schwarzenfels 10 8 Steinau 13 9 Windecken 7 Literatur
- Konrad M. Färber (Hrsg.): Carl von Dalberg. Erzbischof und Staatsmann (1744–1817). MZ-Buchverlag, Regensburg 1994, ISBN 3-927529-03-6. (Ausstellungskatalog)
- Jochen Lengemann: Parlamente in Hessen 1808–1813. Biographisches Handbuch der Reichsstände des Königreichs Westphalen und der Ständeversammlung des Großherzogtums Frankfurt. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-458-16185-6. (Die Hessen-Bibliothek)
Einzelnachweise
- ↑ GfRegBl. 1810, 1. Band, S. 10 ff.
Mitgliedstaaten des Rheinbundes (1806–1813)Rang erhöht durch Napoleon → Königreiche: Bayern | Sachsen | Württemberg | Großherzogtümer: Baden | Hessen
Napoleonische Staaten → Königreiche: Westphalen | Großherzogtümer: Berg | Würzburg | Fürstentümer: Aschaffenburg (ab 1810 als Großherzogtum Frankfurt) | Von der Leyen | Regensburg (bis 1810)
Unverändert → Herzogtümer: Anhalt-Bernburg | Anhalt-Dessau | Anhalt-Köthen | Arenberg-Meppen | Mecklenburg-Schwerin | Mecklenburg-Strelitz | Nassau | Oldenburg | Sachsen-Coburg-Saalfeld | Sachsen-Gotha-Altenburg | Sachsen-Hildburghausen | Sachsen-Meiningen | Sachsen-Weimar, Sachsen-Eisenach (seit 1741 Personalunion, ab 1809 Realunion), Sachsen-Weimar-Eisenach | Fürstentümer: Hohenzollern-Hechingen | Hohenzollern-Sigmaringen | Isenburg-Birstein | Liechtenstein | Lippe | Reuß-Ebersdorf | Reuß-Greiz | Reuß-Lobenstein | Reuß-Schleiz | Salm-Kyrburg | Salm-Salm | Schaumburg-Lippe | Schwarzburg-Rudolstadt | Schwarzburg-Sondershausen | Waldeck
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Großherzogtum Hessen-Darmstadt — Großherzogtum Hessen Wappen Flagge … Deutsch Wikipedia
Großherzogtum Berg — Wappen Flagge … Deutsch Wikipedia
Großherzogtum Hessen — Wappen Flagge … Deutsch Wikipedia
Frankfurt — ist der Name folgender geographischer Objekte: Frankfurt am Main, Großstadt in Hessen Frankfurt (Oder), Stadt in Brandenburg Frankfurt (Taschendorf), ein Ortsteil von Markt Taschendorf, Landkreis Neustadt an der Aisch Bad Windsheim, Bayern Stadt… … Deutsch Wikipedia
Großherzogtum Würzburg — Das Großherzogtum Würzburg war ein souveräner Staat im Rheinbund, der von 1806 bis 1814 existierte. 1806 hieß es kurz Kurfürstentum Würzburg. Infolge des Lunéviller Friedens wurde auch das Hochstift Würzburg säkularisiert und durch den… … Deutsch Wikipedia
Großherzogtum Sachsen — Sachsen Weimar Eisenach Wappen Flagge … Deutsch Wikipedia
Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach — Sachsen Weimar Eisenach Wappen Flagge … Deutsch Wikipedia
Frankfurt/Main — Wappen Karte … Deutsch Wikipedia
Frankfurt (Main) — Wappen Karte … Deutsch Wikipedia
Frankfurt a.M. — Wappen Karte … Deutsch Wikipedia