Hohe Sonne

Hohe Sonne
Ansicht der Hohen Sonne von Norden

Das heute als Hohe Sonne bekannte Bauwerk am Rennsteig, etwa sechs Kilometer südlich der Wartburgstadt Eisenach, an der Bundesstraße 19 gelegen, ist der bereits wieder ruinierte Nachfolger eines barocken Jagdschlosses aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahre 1741 erbte Herzog Ernst August I. die westthüringischen Gebietsteile mit dem Zentrum um Eisenach. Der Herzog hatte zwei Leidenschaften – das Bauen von Schlössern und die Jagd. Im nahen Eltegrund, bei dem Forstort Winterhausen bestand bereits seit dem 16. Jahrhundert ein fürstliches Jagdhaus. Nun befahl der stets ungeduldige Herzog die Errichtung eines privaten Jagdschlosses am Forstort „Hohes Kreuz“ – unmittelbar auf dem Gebirgskamm am Rennsteig. Der ursprüngliche, vom Herzog bestimmte und längst wieder vergessene Name war „Jagdhaus zur güldenen Füchsin“. Der gewählte Platz lag schon damals sehr verkehrsgünstig an der Kreuzung mehrerer regional bedeutsamer Wege von Eisenach, Mosbach, Ruhla, Etterwinden, Eckardshausen und Wolfsburg-Unkeroda, der Nürnberger Straße (heutige Bundesstraße) und dem Rennsteig.

Das auf etwa 430 m Höhe befindliche Jagdschloss war somit der ideale Ausgangspunkt für ausgedehnte Vergnügungen in den fürstlichen Jagdgebieten in Westthüringen. Infolge übereilter und wahrscheinlich auch schlampiger Bauausführung bestand dieser Gebäudekomplex nur wenige Jahre.

Als die Vorzüge der im nahen Eltetal schon befindlichen Schlossanlage Wilhelmsthal als Sommerresidenz erkennbar wurden, war das weitere Schicksal des Jagdhauses Hohe Sonne besiegelt, es wurde veräußert (oder verpachtet) und diente fortan als Rasthaus und Nachtquartier für die Reisenden.

Ab 1777 besucht Goethe mehrfach die Gegend und war von den landschaftlichen Reizen begeistert.

Nach dem die mehr und mehr baufällig gewordenen Nebengebäude nach und nach abgebrochen wurden, blieb von dem ursprünglichen Bau nur die schützende Umfassungsmauer und eine Remise erhalten.

Der Forstort gehörte noch vor dem Ersten Weltkrieg zur Gemeinde Mosbach, die 1906 den Bau einer Gastwirtschaft genehmigte. Der umgebende Wald war dagegen zum größeren Teil großherzoglicher Besitz, dann Staatswald. Gegenwärtig stoßen genau am Schloss die Gemarkungen von Eisenach (im Norden), Mosbach (im Osten) Eckardtshausen (Süden) und Wolfsburg-Unkeroda (Westen) aufeinander.

Bauliches

Neben dem eigentlichen Schlossgebäude, einem relativ kleinen, dreigeschossigen Haupthaus mit Mansarddach, berichten die zeitgenössischen Schilderungen und Abbildungen auch über Wirtschaftsgebäude, Stallungen und Unterkünfte für das Gesinde. Die meisten dieser Gebäude waren als Fachwerkgebäude[1] mit außen vorgeblendeter Bretterverschalung – zum Wetter- und Regenschutz – entstanden.

Die Nutzungszeit und Haltbarkeit dieser Bauwerke war beschränkt. Umgeben war die ganze Anlage von einer sonnigen Wiese und noch heute in Teilen erhaltenen Steinmauer mit Zugangstoren. Ein kleiner Turm mit aufmontierter, vergoldeter Sonne diente als Wahrzeichen und Landmarke, sie war von umliegenden Bergen und von der Wartburg gut zu erkennen. Um die nahe Wartburg besser erlebbar zu machen wurde schon im 19. Jahrhundert eine breite Sichtschneise angelegt.

Im Jahr 1886 wurde die Wartburg-Wasserleitung erbaut, damit erhielt die Hohe Sonne erstmals eine Trinkwasserversorgung.

Der heute als „Schloss“ bekannte Bau mit dem kleinen Türmchen war zuletzt in den 1980er Jahren als Hotel und Ausflugsgaststätte genutzt, wurde aber schon in der DDR-Zeit wegen nicht zu behebender Bauschäden geschlossen.

Gebäude und Grundstück sind heute im Privatbesitz und unzugänglich. Apelle von Bürgerinitiativen, Vereinen und der Stadtverwaltung, den unter Denkmalschutz stehenden Bau zu retten, blieben bisher folgenlos.

Tourismus

Die Hohe Sonne ist Ausgangspunkt für Wanderungen in die Drachenschlucht. Zu DDR-Zeiten, als das Betreten des Grenzgebietes nicht möglich war, begannen hier alle Rennsteigwanderungen sowie bis 2001 der GutsMuths-Rennsteiglauf. Weiterhin endet hier der vom Edersee kommende Lulluspfad X 16.

Literatur

Eberhart Matthes: Aus der Geschichte der Stadt und des Kreises Eisenach, in: Eisenacher Schriften zur Heimatkunde. Heft 4. Eisenach 1979 S. 76.

Einzelnachweise

  1. Lotar KöllnerDas Ruhlaer Häuschen. (Geschichte eines verschwundenen Ruhlaer Jagdschlosses am Rennsteig). In: Heimatblätter, EP-Report 2 Marburg 1992 S. 108 f.
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