Schloss Wilhelmsthal (Marksuhl)

Schloss Wilhelmsthal (Marksuhl)
Schloss Wilhelmsthal
Die erste Schlossanlage (um 1710)

Die erste Schlossanlage (um 1710)

Entstehungszeit: 1709 bis 1715
Erhaltungszustand: sanierungsbedürftig
Ständische Stellung: Hoher Adel
Bauweise: verputztes Fachwerk
Ort: Eckardtshausen
Geographische Lage 50° 55′ 7,6″ N, 10° 18′ 13,1″ O50.91878474222210.303636193333300Koordinaten: 50° 55′ 7,6″ N, 10° 18′ 13,1″ O
Höhe: 300 m ü. NN
Schloss Wilhelmsthal (Thüringen)
Schloss Wilhelmsthal

Das Schloss Wilhelmsthal ist eine Schloss- und Gartenanlage Ortsteil Eckardtshausen der Gemeinde Marksuhl im Wartburgkreis in Thüringen. Das ehemalige Residenz- und Jagdschloss befindet sich etwa sieben Kilometer südlich von Eisenach im Tal der Elte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Ort Wilhelmsthal wurde erstmals 1349 urkundlich erwähnt, die wald- und wildreichen Wälder entlang der Elte waren beliebtes Jagdgebiet des Hochadels. Zu diesem Zweck wurden dort Jagdunterkünfte und Stallungen errichtet. In einem dieser Bauten, dem „Jagdhaus Prunftau“, verstarb Herzog Johann Georg I. am 19. September 1686 während der Jagd. Seit 1699 trägt der Ort zu Ehren des Herzogs Johann Wilhelm den Namen Wilhelmsthal. In der Zeit von 1709 bis 1715 baute der Baumeister Johann Mützel die Anlage zu einer Sommerresidenz mit Tiergehegen und terrassenartigen Gartenanlagen um. Zu diesem Zweck wurden mehrere schlichte Pavillons entlang einer Wegachse sowie ein um 1720 fertiggestellter Festsaal errichtet. Das Wasser der Elte wurde zu einem See angestaut und zur besseren Erreichbarkeit eine direkte Wegverbindung von Eisenach über die Hohe Sonne angelegt, der noch heute der Verlauf der Bundesstraße 19 folgt.

Die im schlichten Barockstil gehaltenen Bauten wurden in den 1740er Jahren auf Anordnung von Herzog Ernst August von seinem Hofbaumeister Gottfried Heinrich Krohne grundlegend umgestaltet. Mehrere der Pavillons mussten neuen Bauten im Rokoko-Stil weichen, an einem Ende der Wegachse wurde ein Marstall, am anderen eine Orangerie errichtet.

Der um 1800 angelegte Landschaftsgarten wurde 1852 bis 1855 nach den Vorstellungen des Herzogs Carl Alexander und des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau unter Mitwirkung der Gartengestalter Hermann Jäger und Eduard Petzold zu einem Naturpark umgestaltet. Die Pläne Pücklers, den Park über den Thüringer Wald bis nach Eisenach auszudehnen, wurden jedoch nicht umgesetzt. Von den weiteren Umbaumaßnahmen war auch der Marstall betroffen, der um einen weiteren Flügel und um eine Remise erweitert wurde.

Bis 1941 war die Anlage in herzoglichem Besitz, bevor sie an das Thüringer Finanzministerium verkauft wurde. Die deutsche Wehrmacht beschlagnahmte das Gelände 1942 und nutzte es bis 1945 als Lazarett.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs übergaben die sowjetischen Truppen das Schloss an die Kreisverwaltung, die es bis 1990 als Kinderheim nutzte. Während dieser Zeit wurde die Anlage ihrer Nutzung entsprechend umgestaltet, insbesondere durch Anbauten und die Errichtung neuer Gebäude. Diese führten dazu, dass die Parkanlage heute kaum noch wahrzunehmen ist. Neben dem Kinderheim entstand während der 1960er Jahre ein Bungalowdorf, und die Anlage wurde als Ferienlager der Jungen Pioniere genutzt.

Nach der Wende verfiel die nun leerstehende Anlage zunehmend. Seit 1997 besteht ein Förderverein, der sich der Erhaltung der Anlage widmet. Derzeit befindet sich auf dem Areal ein Berufsbildungszentrum. Der See dient als Gondelteich Naherholungszwecken.

Seit dem Jahr 2000 ist die denkmalgeschützte Schlossanlage vom Land Thüringen erfolglos zum Verkauf ausgeschrieben. Im Juni 2009 wurde sie von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten übernommen, die Schritte zur Sicherung und Sanierung des Baudenkmales einleitete.[1] [2]

Berühmte Gäste

Zahlreiche prominente Gäste weilten im Schloss. Zu ihnen gehörten der Komponist Franz Liszt und Zar Alexander I.. Maria Pawlowna verbrachte hier die Sommermonate und veranstaltete literarische Nachmittage. Zwischen 1716 und 1725 wurden Werke von Georg Philipp Telemann uraufgeführt. Schloss Wilhelmsthal gilt als letzte erhaltene weltliche Uraufführungsstätte des Komponisten.

Auch Johann Wolfgang Goethe war mehrere Male Gast auf Schloss Wilhelmsthal. Einer Anekdote zufolge soll er bei einem Aufenthalt während seiner Weimarer Zeit in den 1770er Jahren im Schlosspark Steinfiguren umgestoßen haben, die ihm missfielen.[3] Später entstand hier sein Werk Die Wahlverwandschaften.

Bilder

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Hirsch:"Glanz und Gloria in der Kulturpolitik". Thüringische Landeszeitung 6. Juni 2009
  2. Wolfgang Hirsch: "Ein arkadischer Ort aus glänzenden Zeiten". Thüringische Landeszeitung, 8.August 2009
  3. Renate Grumach (Hrsg.): Goethe. Begegnungen und Gespräche. Bd. IV, Walter de Gruyter, 1980, S. 555.

Literatur

  • Hans Müller: Thüringen. Landschaft, Kultur und Geschichte im „grünen Herzen“ Deutschlands. DuMont, 1998, ISBN 978-3-770138-48-7, S. 85.
  • Christian Knobloch; Förderkreis Schlossanlage Wilhelmsthal e.V. (Hrsg.): Zu schön, um zu verstummen – Die Schloss- und Parkanlage Wilhelmsthal. 2008, ISBN 978-3-940295-01-9, S. 117.

Weblinks


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