- Holzfaserdämmplatte
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Holzfaserdämmplatte[1] [2] [3] Herkunft Rohstoffe Holz, z. T. Kautschuk, Paraffin, Bitumen Primärenergieverbrauch (Herstellung) 600-785 kWh/m³ Materialeigenschaften Wärmeleitzahl λ fest: 0,040 W/mK
flexibel: 0,040-0,060 W/mKSpezifische Wärmekapazität c 2100 J/kgK Rohdichte ρ fest: 160-250 kg/m³
flexibel: 40-60 kg/m³Dampfdiffusionswiderstand μ fest: 5-10, flexibel: 1-2 Brandschutzklasse B2 Einsatz Materialkosten 40-50 €/m² bei 0,2 W/m²K Holzfaserdämmplatten, gelegentlich auch Holzweichfaserplatten oder Weichholzfaserplatten genannt, sind eine Art von Faserplatten, nämlich aus Holzfasern hergestellte Plattendämmstoffe, die meist zur Wärmedämmung der Außenhüllflächen eines Gebäudes eingesetzt werden. Sie wirken dem Durchgang von Wärme sowohl im Winter, als auch im Sommer entgegen. Teilweise werden sie auch im Trockenbau für die Konstruktion innerer Gebäudeteile (Wand, Boden) eingesetzt. Sie gehören zu den ältesten industriell hergestellten Naturdämmstoffen und wurden so bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hergestellt.
Nicht zu verwechseln sind sie mit den Holzwolle-Leichtbauplatten.
Inhaltsverzeichnis
Herstellungsverfahren
Holzfaserdämmplatten bestehen in der Regel zu 85 % aus Holzfasern, die im nass-oder Trockenverfahren aus Sägeresten (Schwarte, Spreißel) und Hackschnitzeln gewonnen werden. Als Ausgangsmaterial werden Nadelhölzer wegen ihrer höheren Faserqualität bevorzugt.[4]
Nassverfahren
Beim Nassverfahren werden die Rohstoffe erst zermahlen und anschließend mit bis zu 98 % Wasser zu einem Brei verrührt. Dieser Brei wird nach der Zwischenlagerung in Bütten auf der Formmaschine zum sogenannten Faserkuchen geformt. Nachdem das Wasser dann mechanisch weitgehend ausgepresst wurde, werden die Faserkuchen zurechtgeschnitten und in einem Trockenkanal bei Temperaturen zwischen 160° und 220°C getrocknet. Der Zusatz von Bindemitteln ist in der Regel nicht erforderlich, da der durch Erhitzen flüssige Ligninanteil des Holzes die Partikel beim Abkühlen zusammenbindet. Für besondere Zwecke (erhöhte Festigkeit, wasserabweisende Eigenschaften) werden dem Brei gegebenenfalls harz- oder bitumenhaltige Stoffe zugesetzt. Im Anschluss werden die Platten geschnitten, gestapelt und verpackt, für dickere Platten werden sie schichtverklebt. Bei guten Produktionsbedingungen fließen alle anfallenden Stäube bzw. Plattenreste wieder in den Fertigungskreislauf.[4]
Trockenverfahren
Beim Trockenverfahren werden die Fasern direkt nach dem Aufschluss getrocknet und dann mit rund 4 % PUR-Harz vermischt. Um flexible Dämmplatten herzustellen, werden den Holzfasern zudem synthetische Textilfasern oder Fasern aus Maisstärke zugesetzt.[5] Anschließend werden sie in der gewünschten Dicke aufgestreut, verpresst, durch ein Gemisch aus Dampf und Luft gehärtet und die Platten dann geschnitten, gestapelt und verpackt.[4]
Technische Eigenschaften
Holzfaserdämmplatten (HDP) weisen einen WLG-Wert von bis zu 040 auf und sind damit in der Dämmleistung vergleichbar mit Zellulose, Hanffaser, Schafwolle, Steinwolle. Polystyrol gibt es in WLG 040, 035 und vereinzelt (Stand 2010) auch 032. Mineralischen Dämmstoffen deutlich überlegen sind HDP bezüglich der spezifischen Wärmekapazität; diese liegt mit 2100 J/(kg·K)[6] [7] deutlich über der mineralischer Dämmstoffe und ermöglicht damit einen guten sommerlichen Wärmeschutz.
Holzfaserdämmplatten werden in die Baustoffklasse B2 bzw. E eingestuft, sind also normal entflammbar.[8] Holzfaserdämmstoffe können sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen und verlieren ihre dämmenden Eigenschaften erst bei einem Wasseranteil von mehr als 20 Gewichtsprozent.[9]
In der Schalldämmung erzielen sie Schalldämmmaße von Rw,P = 56 dB bei Außenwänden bis zu Rw,P = 62 dB bei leichten Raumtrennwänden, bei Holzbalkendecken sogar bis Rw,P = 79 dB. Bei Trittschalldämmungen werden Normpegel von bis zu Ln,w,P = 34 dB erreicht.[10]
Einsatzbereiche
Nachträgliche Wärmedämmung eines Hausdachs mit Holzfaserdämmplatten in Kombination mit Zellulose-EinblasdämmungHolzfaserdämmplatten sind insbesondere geeignet für Dachdämmung und Außenwanddämmung im Außenbereich, im Inneren als Fußbodendämmung, Dämmung von Decken und Innenwänden sowie in Hohlräumen (Zwischensparren, Trennwände, Balkenlagen).[5] Darüber hinaus eignen sich Holzfaserdämmplatten auch zur Schalldämmung im Innen- wie Außenbereich und zur Trittschalldämmung selbst von Wohnungstrenndecken bei erhöhten Anforderungen.[10]
Marktbedeutung
Holzfaserdämmplatten werden seit den 1930er Jahren hergestellt und zählen damit zu den ältesten industriell hergestellten Naturdämmstoffen. Sie sind normiert in der EN 13171.[4] Derzeit weisen sie am gesamten Dämmstoffmarkt einen Anteil von etwas über 1 % auf. Im Marktsegment der Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen haben sie einen Marktanteil von 28 % und sind damit neben Zellulose mit einem Marktanteil von 32 % der dominante Naturdämmstoff.[11]
Literatur
- holzbau handbuch Holzfaserdämmstoffe. In: Informationsdienst Holz, Reihe 4, Teil 5, Folge 2, 2007, ISSN 0466-2114, PDF
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, 2008: Dämmstoffe aus Nachwachsenden Rohstoffen. S.9
- ↑ Kompetenzzentrum Bauen mit Nachwachsenden Rohstoffen, 2006: Konstruktionen mit Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen. S.20.
- ↑ Ingo Gabriel, Heinz Ladener (Hrsg.): Vom Altbau zum Niedrigenergie- und Passivhaus. Ökobuch-Verlag, 2008. S. 74-75, ISBN 9783936896329
- ↑ a b c d holzbau handbuch Holzfaserdämmstoffe. In: Informationsdienst Holz, Reihe 4, Teil 5, Folge 2, 2007, S. 4-5, ISSN 0466-2114, PDF Online
- ↑ a b J. Spritzendorfer: Nachhaltiges Bauen mit „wohngesunden“ Baustoffen., Heidelberg, 2007, ISBN 978-3-7880-7802-7, S.58
- ↑ Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe: Dämmstoffe aus Nachwachenden Rohstoffen. S.9
- ↑ Steico: Sommerlicher Wärmeschutz. S.4 (Herstellerinformation)
- ↑ W. Eicke-Hennig: Dämmstoffe aus Altpapier oder Naturfasern – (k)eine Alternative? In: Bauthema Naturdämmstoffe, 2006, ISBN 3816769160
- ↑ holzbau handbuch Holzfaserdämmstoffe. In: Informationsdienst Holz, Reihe 4, Teil 5, Folge 2, 2007, S. 10, ISSN 0466-2114
- ↑ a b holzbau handbuch Holzfaserdämmstoffe. In: Informationsdienst Holz, Reihe 4, Teil 5, Folge 2, 2007, S. 8-9, ISSN 0466-2114
- ↑ Michael Carus et al.: Studie zur Markt- und Konkurrenzsituation bei Naturfasern und Naturfaser-Werkstoffen (Deutschland und EU). Gülzower Fachgespräche Band 26, Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. 2008, S. 180
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