- Altchristliche Kunst
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Die frühchristliche oder altchristliche Kunst umfasst den Zeitraum von der Schaffung der ersten bildlichen Zeugnisse der Christen in allen Territorien des Römischen Reiches bis zum Ende der Antike. Genau wie die frühen Christen Teil der antiken römischen Gesellschaft waren, ist auch ihre Kunst ein Teil der griechisch-römischen und bedient sich deren Bildsprache, um speziell christliche Themen darzustellen. Vor dem Jahr 313, in dem Kaiser Konstantin das Christentum mit dem Mailänder Toleranzedikt zur gleichberechtigten Religion erklärte, beschränkte sich die christliche Kunst auf Kleinkunst, Reliefs und Wandmalereien, wie z. B. in den römischen Katakomben. Nach der Konstantinischen Wende gewann sie dank kaiserlicher Unterstützung auch eine monumentale Komponente, vor allem durch die nun entstehenden großen Kirchenbauten wie z. B. Alt St. Peter in Rom.
Erhaltene frühchristliche Kirchen:
- Santa Sabina, Rom
Inhaltsverzeichnis
Urkirche
Ablehnung bildlicher Darstellung
Die führenden Christen der Urkirche bezweifelten bis in das dritte Jahrhundert dass es eine christliche Kunst geben könnte welche im Stande sei, dem geistigen Wort der Offenbarung sichtbare Gestalt zu geben. So antwortete der Christ Octavius gegen Ende des 2. Jahrhunderts auf den Vorwurf des Fehlens einer christlichen Kunst:
- „Welchen Tempel soll ich ihm bauen, da die ganze Welt, das Werk seiner Hände, Ihn nicht fassen kann? Müssen wir ihm nicht besser in der Seele ein Heiligtum errichten?“ [1]
In der christlichen Frühzeit hat das Erbe des Judentums und die Forderung des ersten Gebotes „Du sollst dir kein Ebenbild machen“ starke Wirkung. Obwohl das Judentum religiöse Kunst; beispielsweise in den vergoldeten Cherube, reliefgeschmückten Türflügeln und verzierten Bronzebecken des salomonischen Tempels; kennt, ist das plastische Gottesbild und das magische Abbild eines lebenden Wesens verboten. Da der gestaltende Mensch nach seinen Vorstellungen arbeitet, würde Gottes Herrlichkeit und Unbegreiflichkeit automatisch verkleinert bzw. anthropomorphisiert werden. [2] Das Bild könnte zum Idol werden, und Macht und Verehrung beanspruchen anstatt nur ein Verweis auf Gott zu sein. Seit der Zeit der Makkabäer wurde im Judentum die Ablehnung jeder bildlichen Darstellung immer entschiedener. Da die Christen der Urkirche an die baldige Wiederkunft des Herrn teilweise noch zu ihren Lebzeiten glaubten, gehörte die Kunst auch nicht zu den wichtigen Dingen. Außerdem bedingte der starke Einfluss des Neuplatonismus eine kunstfeindliche Haltung welche die Ansicht vertrat, dass die Seele nur in dem Maße Gott näher kommen könne als sie sich über das Sinnenfällige erhebe. [3] Bis zum 4. Jahrhundert fehlt jede Darstellung Jesu allein oder auch mit charakteristischen Merkmalen. Wenn er bildlich dargestellt wird, dann nur als allegorisches Sinnbild z. B. als Guter Hirte oder Philosoph. [4]
Erste künstlerische Darstellungen
Dennoch setzte sich im Laufe der Zeit langsam die antike Freude am Bild gegen die anfängliche Ablehnung künstlerischer Darstellung durch. Die Initiative ging dabei eher vom Volk als von der kirchlichen Obrigkeit aus. Die frühesten und besten Bilder befanden sich demnach nicht in den Katakomben sondern in den Häusern und Hauskirchen reicher Christen. Die schon vorher im nichtchristlichen und paganistischen Umfeld beliebten Tierdarstellungen wurden importiert und auf christliche Symbolik uminterpretiert. Die Taube wurde zum Bild der erlösten Seele, der Pfau blieb das schon vorchristliche Sinnbild der Unsterblichkeit [5], und der Fisch wurde zur eucharistischen Speise. Die im griechisch-römischen Bereich beliebte Darstellung des Hirten mit Schaf hatte schon vorher die allgemeine Bedeutung von humanitärer Anteilnahme, Philanthropie [6], und die Hoffnung auf eine paradiesisches Weiterleben nach dem Tod, und konnte leicht in christlichen Sinn uminterpretiert werden. [7]
Symbole, Bilder, und biblische Erzählungen
Bei der Darstellung und Schilderung christlicher Symbole, Bilder, und biblischer Geschichten zeigt die frühchristliche Kunst eine Vorliebe für bestimmte Motive und Geschichten. Manche Motive sind statistisch häufiger anzutreffen. Andere fehlen ganz oder sind eher selten dargestellt als in späteren Epochen.
Der Gute Hirte
Die Gestalt des Guten Hirten war bei den Christen des 3. Jahrhunderts das beliebteste aller Rettungsbilder. Mehr als 300 gemalte oder gemeißelte Hirten sind erhalten geblieben. Diese Darstellung ist im Baptisterium von St. Peter ebenso anzutreffen wie im Portikus des lateranesischen Taufhauses. Im San Giovanni in fonte in Neapel ist sie gleich viermal anzutreffen. Das Motiv kann sich auf viele Anregungen des Alten und Neuen Testaments stützen. [8] Die Darstellung des guten Hirten trifft häufig auf einen Zusammenhang zur Taufe.
Einzelnachweise
- ↑ Apologeten, Frühchristliche – M. Minucius Felix, Octavius
- ↑ Horst Robert Balz, Gerhard Krause, Gerhard Müller:Theologische Realenzyklopädie, Band 3, De Gruyter, 1978, Seite 401
- ↑ Eduard Syndicius: Die Frühchristliche Kunst, Paul Pattloch Verlag, Aschaffenburg, 1960, Seite 5 ff.
- ↑ Horst Robert Balz, Gerhard Krause, Gerhard Müller:Theologische Realenzyklopädie, Band 3, De Gruyter, 1978, Seite 401
- ↑ Johann Peter Balthasar Kreuser, J. Kreuser: Der christliche Kirchenbau, seine Geschichte, Symbolik, Bildnerei nebst Andeutungen für Neubauten, 1861, Seite 295
- ↑ Henry Chadwick: Die Kirche in der antiken Welt, de Gruyter, 1972, Seite 325
- ↑ Robin Margaret Jensen: Understanding Early Christian Art, Routledge, 2000, Seite 32
- ↑ Eduard Syndicius: Die Frühchristliche Kunst, Paul Pattloch Verlag, Aschaffenburg, 1960, Seite 16 ff.
Siehe auch
Literatur
- Guntram Koch: Frühchristliche Kunst. Eine Einführung, Kohlhammer 1995
- Arne Effenberger: Frühchristliche Kunst und Kultur. Von den Anfängen bis zum 7. Jht., München 1986
- Wolfgang Kemp: Christliche Kunst. Ihre Anfänge – Ihre Strukturen, München 1994
- André Grabar: Die Kunst des frühen Christentums, München 1967
- David Talbot Rice: Beginn und Entwicklung christlicher Kunst, Köln 1961
Weblinks
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