Guter Hirte

Guter Hirte
Jesus, der gute Hirte; Fresko in der Calixtus-Katakombe, Rom

Guter Hirte bzw. der gute Hirte (griech. ὁ ποιμὴν ὁ καλὸς ho poimen ho kalos, lat. pastor bonus) ist im Christentum eine der ältesten und verbreitetsten Bezeichnungen für Jesus Christus.

Inhaltsverzeichnis

Christliche Bibel

Altes Testament

Im Alten Testament ist das Hirtenbild verbreitet, Abel, Abraham, Isaak oder Jakob waren Hirten. Mose wurde als Hirte seines Volkes angesehen.[1] Es wurden verheißene Führer des Volkes einerseits, verantwortungslose Könige und Richter andererseits als gute oder schlechte Hirten (Hes. 34) bezeichnet. Die bedeutendste Rolle als Hirte nahm David ein.[2] Dem messianischen Hirten "mein Knecht David", der das getrennte Volk vereinigen würde, schlägt aber Ablehnung und Mord entgegen.[3]

Vielfach wird das Hirtenbild unmittelbar auf Gott bezogen.[4] Besonders findet sich das Bild aber im Psalm 23, dem Hirtenpsalm.

Neues Testament

Der gute Hirte. Mosaik im Mausoleum der Galla Placidia, Ravenna, 1. Hälfte 5. Jh.

In einer der großen Gleichnisreden des Johannesevangeliums (Kap. 10, 1-18) sagt Jesus von sich selbst: "Ich bin der gute Hirte" (Joh 10,11.14) und führt das Bildwort unter verschiedenen Aspekten aus: Der gute Hirte kennt die Schafe und ruft sie einzeln beim Namen. Die Schafe erkennen ihn an der Stimme. Bis zur Hingabe des eigenen Lebens setzt sich der gute Hirte (im Gegensatz zum Lohnhüter) für die Herde ein. Den Hintergrund der allegorischen neutestamentlichen jesuanischen Hirtenworte (Johannes 9:35-41 und 10:22-30) bildet das Hirtenmotiv des Alten Testaments, das auf Gott selbst bezogen ist. Die Darstellung von Juden in diesen Erzählungen, die Steine aufheben um Jesus zu steinigen, deutet darauf hin, dass Jesus, gemäß dem Johannesevangelium seine Göttlichkeit andeutete, was als schwerste Gotteslästerung galt. Indirekt erscheint der Hirtentitel auch in der Erzählung vom verlorenen und geretteten Schaf (Matth 18,12-14): Nicht den 99 anderen Schafen, sondern dem einen verlorenen, dem Sünder, gilt sein Suchen.

Einen Gegenpol hat die Allegorie Jesu als dem gutem Hirten in dem des "Lammes Gottes". Hier erscheint Jesus als makelloses Lamm, das zur Vergebung der Sünden geopfert wird.

Hirtenmotive

Das Hirtenbild wurde vorchristlich im ganzen Alten Orient (Sumerer, Akkadier, Assyrer, Babylonier, Ägypter) und auch bei Griechen und Römern auf Herrscher und Verantwortungsträger aller Art angewendet. Das Christentum bezieht das Bild der Hirten der Kirche auf das Amt des Bischofs. Das lateinische Wort Pastor ist v.a. in Norddeutschland zur Bezeichnung des Pfarrers geworden. Versinnbildlicht wird das Bild des guten Hirten durch die liturgische Insigne des Palliums, das vom Papst und den Metropoliten der katholischen Kirche bei der Heiligen Messe getragen wird. Dieses symbolisiert das wiedergefundene Schaf, das der gute Hirte auf den Schultern trägt. Das Äquivalent der orthodoxen Kirche zum Pallium ist das Omophorion.

Oberhirte

Guter Hirte ist ein beliebtes Patrozinium für Kirchen – hier die Guthirt-Kirche in Zürich

Im allgemeinen Sprachgebrauch ist die Bezeichnung Oberhirte verbreitet. Oberhirte, könnte im entfernten Sinne, aus dem lateinisch magister pecoris[5] abgeleitet worden sein. Oberhirte steht in der Regel für einen in der kirchlichen Hierarchie über den anderen stehenden Amtsträger. So bezeichnet man den Bischof als den Oberhirten seines Bistums und den Papst als den Oberhirten der katholischen Kirche. Mit dem „obersten Hirten“ (Petrus (1. Brief) 5,4 EU) ist Jesus Christus gemeint. Der Oberhirte soll wie der gute Hirte die ihm anvertraute Gemeinde behüten und im Notfall unter Einsatz des eigenen Lebens schützen.

Guthirtensonntag im Kirchenjahr

Seit die Alte Kirche die Evangelienlesungen für die einzelnen Sonntage festgelegt hatte, stand der 2. Sonntag nach Ostern (Misericordias Domini) im Zeichen des guten Hirten (so bis heute in der lutherischen wie auch in der alt-katholischen Kirche). Die römisch-katholische Kirche verlegte mit der Liturgiereform den Sonntag des guten Hirten auf den 4. Sonntag der Osterzeit), um die ersten drei Ostersonntage den eigentlichen Osterevangelien (Begegnungen mit dem Auferstandenen) vorzubehalten.

Kunst

In der christlichen Kunst ist der Hirte mit dem verlorenen Schaf auf den Schultern die älteste Christusdarstellung überhaupt, häufig in den römischen Katakomben. Da dieses Motiv bereits in vorchristlichen Schäferszenen beliebt war und auch in den Totenkult Eingang gefunden hatte (s. Mithraismus), ist oft nicht eindeutig zu klären, ob es sich bereits um ein christliches Zeugnis handelt.

Im 19. Jahrhundert erlebte das Bild eine Renaissance und wurde in vielfältigen Variationen als Kunstdruck im Nazarener Stil zum beliebten Wohn- und Schlafzimmerschmuck.

Literatur

  • Michael Fischer u.a. (Hrsg.): Das Motiv des guten Hirten in Theologie, Literatur und Musik. Mainzer hymnologische Studien 5. Francke, Tübingen u.a. 2002 ISBN 3-7720-2915-9

Siehe auch

 Commons: Der Gute Hirte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jes 63,11; Num 27,17
  2. 1. Sam,16.19; 17,15.28; 2. Sam 7,8, Ps 78,70-72
  3. Sach 13,7
  4. Gen 48,15; Ps 23, Ps 80
  5. Georges, 1910 (zeno.org)

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