Hongkong-Kino

Hongkong-Kino

Der Begriff Hongkong-Kino bezeichnet in Hongkong entstandene Filmkunst. Neben in Festlandchina und in Taiwan produzierten Filmen bildet das Hongkong-Kino eine der drei Säulen des chinesischen Films.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Hongkongs Kinospielfilmproduktion[1]
Jahr Anzahl
1975 109
1985 105
1995 154
2005 55

Als erster Hongkong-Film gilt Zhuangzi prüft seine Frau (Zhuangzi shi qi) von und mit Lai Man-wai aus dem Jahre 1913. In den Wirren des chinesischen Bürgerkriegs flüchteten viele Regisseure, vor allem linke oder sozial engagierte, vor den Kuomintang unter Chiang Kai-shek in die britische Kronkolonie Hongkong, was wesentlich zu Hongkongs späterer Bedeutung als asiatischer Filmmetropole beitrug. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs stand die Filmproduktion in Hongkong aber klar im Schatten von Shanghai.

Angesichts der aggressiven Politik der VR China und antikommunistischer Maßnahmen der Regierung der Kronkolonie verloren die exilierten linksgerichteten Filmemacher ab 1949 zunächst an Bedeutung. Stattdessen etablierte sich ein kommerzielles Kino, das weniger an gesellschaftlicher Avantgarde als an Unterhaltung und Rendite interessiert war. In den 50ern etablierten sich mit Shaw Brothers, Cathay Film Productions und Golden Harvest die Konzerne, die das Hongkong-Kino bis heute beherrschen.

Weltweiten Einfluss erlangte das Hongkong-Kino in den 70ern, als Martial-Arts-Filme in Europa und Amerika ein Publikum fanden. Von Cineasten wegen simpler Handlungsstrukturen geschmäht, boten sie ihren Fans eine im Westen bis dato unbekannte Vorführung von Körperbeherrschung. Bedeutendster Darsteller dieser ersten Welle von Kung Fu-Filmen war Bruce Lee, der in kurzer Zeit zu einem Weltstar wurde. Sein Erbe wurde von Jackie Chan angetreten, bis heute einer der produktivsten Kungfu-Darsteller. Einer der einflussreichsten Regisseure und Produzenten ist Tsui Hark, der gemeinsam mit Ching Siu-Tung für Klassiker des Wuxia-Genre wie die Swordsman-Trilogie verantwortlich ist.

Während der 1990er Jahre führte die Asienkrise auch in der Filmindustrie Hongkongs zu einem Rückgang. Außerdem übernahm am 1. Juli 1997 die VR China Hongkong als Sonderverwaltungszone von den Briten. Während dieser Zeit begannen viele Beteiligte verstärkt in Hollywood Filme zu machen, so Jackie Chan, John Woo oder Chow Yun-Fat. Als 2003 zwei der größten Filmstars starben (Leslie Cheung (am 1. April, durch Selbstmord) und Anita Mui (im Dezember, wegen einer Krankheit)) sprachen einige Pessimisten schon vom Untergang der Filmmetropole Hongkong. Um der Krise in der Filmindustrie zu begegnen, startete die Regierung Hongkongs im April 2003 den Film Guarantee Fund. Auf der Uferpromenade in Tsim Sha Tsui zeigt die Avenue of Stars Namen beliebter Filmstars. Mit der Trilogie "Infernal Affairs" (2002, 2003, 2003) bewiesen Andrew Lau und Alan Mak, dass in Hongkong immer noch bahnbrechende Actionfilme entstehen können. 2006 drehte Martin Scorsese unter dem Titel The Departed ein Remake davon, das zahlreiche Oscars gewann.

Das Genre Actionfilm hat in den 1990ern kräftige Impulse aus Hongkong erhalten. Dafür stehen Regisseure wie Johnnie To oder John Woo, der nach Hollywood gerufen wurde, um auch dort das Genre wiederzubeleben. Der Einfluss des Hongkong-Kinos auf Hollywood zeigt sich nicht zuletzt in Filmen wie Matrix, die sich an der Akrobatik des Hongkong-Kinos orientieren oder an Filmschaffenden wie Quentin Tarantino, die sich offen zu ihrer Vorliebe für den Hongkong-Film bekennen.

Trotz einer relativen Dominanz des reinen Unterhaltungskinos sind in den 1990er Jahren einige Filmemacher aus Hongkong mit anspruchsvollen Inhalten hervorgetreten. Neben Wong Kar-wai waren das vor allem Ann Hui und Fruit Chan oder auch Stanley Kwan.

Wichtige Regisseure

Bekannte Schauspieler

Unter anderen:

Literatur

  • David Bordwell: Planet Hong Kong: Popular Cinema and the Art of Entertainment. Harvard University Press, 2000. ISBN 0674002148
  • Stefan Hammond, Mike Wilkins, Sex und Zen und eine Kugel in den Kopf. Der Hongkong-Film. München 1999.
  • Petra Rehling: Schöner Schmerz: Das Hong Kong Kino zwischen Tradition und 1997-Syndrom. Mainz 2002.
  • Ralph Umard: Film ohne Grenzen - Das neue Hongkong Kino. Berlin 1996.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Weltfilmproduktionsbericht (Auszug), Screen Digest, Juni 2006, S. 205–207 (eingesehen am 15. Juni 2007)

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