- Hotel Savoy
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Hotel Savoy ist ein Roman von Joseph Roth, der vom 9. Februar bis 16. März 1924 in der Frankfurter Zeitung vorabgedruckt wurde. Im selben Jahr erfolgte der Druck in Berlin. Der Heimkehrer Gabriel Dan erzählt, wie die Revolution das heruntergekommene Hotel Savoy erreicht und zerstört.
Inhaltsverzeichnis
Zeit und Ort
Der Roman handelt im Sommer 1919 in Lodz.[1] Das im Roman beschriebene Hotel Savoy steht noch immer in Lodz.
Figuren
- Gabriel Dan, Heimkehrer
- Zwonimir Pansin, Heimkehrer, Kroate, Gabriels treuer Freund
- Phöbus Böhlaug, Gabriels Onkel
- Alexander Böhlaug, sein Sohn
- Stasia, Varieté-Tänzerin
- Liftboy Ignatz, alias Kaleguropulos, Besitzer des Savoy
- Henry Bloomfield, Milliardär
- Herr Neuner, Fabrikant
- Hirsch Fisch, „Lotterieträumer“
Inhalt
Nach dreijähriger Kriegsgefangenschaft in Sibirien kehrt Gabriel Dan heim und quartiert sich im Hotel Savoy ein. Er ist ohne Gepäck anmarschiert und bekommt Zimmer 703 - eines der billigsten - im sechsten Stockwerk. Das Riesenhotel Savoy hat 864 Zimmer und alle sind belegt. Gabriel, der weder Eltern, Weib noch Kind hat, macht einen Bittgang zu seinem Onkel Phöbus Böhlaug, der in der Stadt in Saus und Braus lebt. Der schäbig angezogene Soldat bekommt von der geizigen Verwandtschaft lediglich einen abgetragenen Anzug geschenkt.
Die Gäste der oberen Hotel-Etagen können ihre Rechnung nicht bezahlen. Der alte Liftboy Ignatz leiht jedem Geld, der Koffer hat. Die armen Schlucker unter den Hotelgästen fürchten sich vor den Kontrollgängen des Hoteldirektors Kaleguropulos. Es geht das Gerücht, dass der Direktor ein Grieche sein soll. Gabriel bekommt ihn nicht zu Gesicht und will hinter das Geheimnis des unsichtbaren Direktors kommen. In den unteren Etagen wohnen die Reichen. In der Hotel-Bar müssen nachts junge Mädchen, die keinen Koffer mehr zu verpfänden haben, sich vor Fabrikanten und Häusermaklern nackt ausziehen.
Gabriel verliebt sich in die junge Varieté-Tänzerin Stasia, die direkt über ihm im siebten Stockwerk wohnt. Gabriel hat einen Nebenbuhler - seinen Cousin Alexander Böhlaug. Alexander, Student in Paris, quartiert sich im Savoy ein, um Stasia nahe zu sein.
Der Kroate Zwonimir Pansin kehrt heim. Gabriel nimmt den Soldaten in seinem Zimmer auf. Zwonimir will in der Stadt eine Revolution machen. Der künftige Revolutionär lernt sofort Stasia kennen und berichtet Gabriel: Die Kanaille ist in dich verliebt. Gabriel korrigiert den Freund: Stasia ist ein gutes Mädchen. Stasia will belagert werden. Das erkennt der verstockt schweigende Gabriel zu spät. Alexander macht das Rennen.
Zwonimir und Gabriel finden Arbeit. Auf dem Güterbahnhof verladen sie Hopfenballen zum Transport nach Deutschland. Eine Flut von Heimkehrern ergießt sich in die Stadt. Gabriel fühlt sich mit den Ankömmlingen eng verbunden, wenn er an den Krieg zurückdenkt: Wir waren im grausamsten Augenblick unseres Lebens eine einzige Angst. Nicht nur die Lage der zahlreichen in der Stadt herumlungernden Heimkehrer ist hoffnungslos. Auch die Arbeiter aus Herrn Neuners Borstenreinigungsfabrik, die gewöhnlich in ihrem fünfzigsten Jahr an Lungenbluten sterben, begehren auf. Zwonimir mischt sich unter die Murrenden; wiegelt das Volk zum Widerstand auf.
Da erscheint die Rettung aus der wirtschaftlichen Misere: Henry Bloomfield, Milliardär aus den USA, besucht die Heimatstadt. Gabriel wird sein Sekretär. Bloomfield erfüllt keineswegs die in ihn gesetzten Erwartungen. Er sucht nur das Grab seines Vaters auf und macht sich klammheimlich aus dem Staube, kurz bevor ganze Völkerscharen revoltierend gegen das Hotel Savoy ziehen. In der Hotel-Bar greift Fabrikant Neuner noch nach den Brüsten der nackten Mädchen. Da wirft einer der Revolutionäre eine Handgranate ins Hotel. Die ganze Bargesellschaft flüchtet. Die Bewohner der oberen Etagen haben das Savoy längst verlassen. Militär rückt gegen die Aufständischen an. Das Hotel brennt in allen Stockwerken. Die Menge stürmt das Savoy. Es stellt sich heraus, Ignatz war Kaleguropulos. Er kam in den Flammen seines Hotels um.
Form
Der Ich-Erzähler Gabriel wollte einmal Schriftsteller werden. Nun aber nach dem Krieg ist er einsam und kann nicht für alle schreiben.[2]
Wörter und Wendungen
- Sie zogen, Lieder singend, durch die erschrockenen Straßen.[3]
- Der Laden ist ängstlich und dicht verschlossen.[4]
Rezeption
- Im Roman wird der gesellschaftliche Umbruch der Nachkriegszeit analysiert.[5]
- Steierwald[6] weist auf den Symbolgehalt der Fabel hin.
Literatur
Quelle
- Fritz Hackert (Hrsg.): Joseph Roth Werke 4. Romane und Erzählungen 1916 – 1929. S.147 bis 242: Hotel Savoy. Ein Roman. 1924. Mit einem Nachwort des Herausgebers. Frankfurt am Main 1994. 1086 Seiten, ISBN 3-7632-2988-4
Ausgaben
- Joseph Roth: Romane I, Hotel Savoy. S.9. bis 104. Köln 1999. 239 Seiten, ISBN 3-462-02379-9
- Der Volltext im Projekt Gutenberg-DE
Sekundärliteratur
- Helmuth Nürnberger: Joseph Roth. Reinbek bei Hamburg 1981. 159 Seiten, ISBN 3-499-50301-8
- Ulrike Steierwald: Leiden an der Geschichte. Zur Geschichtsauffassung der Moderne in den Texten Joseph Roths. Diss. München 1992. 198 Seiten, ISBN 3-88479-880-4
- Gero von Wilpert: Lexikon der Weltliteratur. Deutsche Autoren A - Z. S.519. Stuttgart 2004. 698 Seiten, ISBN 3-520-83704-8
Einzelnachweise
- ↑ Nürnberger S. 63
- ↑ Hackert S. 161
- ↑ Hackert S. 234
- ↑ Hackert S. 240
- ↑ Nürnberger S. 63
- ↑ Steierwald S. 64
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