Hugh Alexander

Hugh Alexander

Conel Hugh O’Donel Alexander (* 19. April 1909 in Cork; † 15. Februar 1974 in London) war ein britischer Schachmeister. Während des Zweiten Weltkrieges trug er wesentlich zur Entzifferung der deutschen Rotor-Schlüsselmaschine ENIGMA bei.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hugh Alexanders Vater war Professor an der Universität von Cork. Dieser wurde nach Hughs Geburt nach Birmingham berufen, wohin er mit seiner Familie umzog. Nach Abschluss der Schule studierte Hugh in Cambridge Mathematik mit dem Abschluss „Master“. Von 1932 bis 1938 hielt er Mathematikvorlesungen am Winchester College. Sein ältester Sohn Michael Alexander gewann eine olympische Silbermedaille im Fechten und war britischer Botschafter in Österreich.

Schach

Im Alter von acht Jahren begann Hugh damit, Schach zu spielen. 1926 gewann er in Hastings die britische Jugendmeisterschaft (British Boys Championship). Während seines Studiums in Cambridge gewann er viermal die Universitätsmeisterschaft. 1937/38 belegte er in Hastings zusammen mit Keres hinter Reshevsky den geteilten zweiten Platz. 1950 wurde er Internationaler Meister, 1953/54 wurde er in Hastings gemeinsam mit Bronstein Erster. Er nahm mehrfach an britischen Meisterschaften sowie an den Schacholympiaden 1933, 1935, 1939, 1954 und 1958 teil.

Ende der 1960er Jahre begann er, mit Erfolg Fernschach zu spielen. Er nahm an der 6. und 7. Olympiade teil. Seine beste historische Elo-Zahl betrug 2610. Diese erreichte er im März 1955.

Bletchley Park

Die legendäre „Hut 6“ (Foto aus dem Jahr 2004) in Bletchley Park, in der Alexander im Jahr 1940 an der Entzifferung der deutschen ENIGMA arbeitete.

Hugh Alexander befand sich im Jahre 1939 als amtierender britischer Schachmeister zusammen mit seinen Mannschaftskameraden Stuart Milner-Barry und Harry Golombek in Argentinien bei der in Buenos Aires stattfindenden Schacholympiade. Während des laufenden Turniers wurden die Teilnehmer vom Ausbruch des Zweiten Weltkriegs überrascht, nachdem Großbritannien als Reaktion auf den deutschen Überfall auf Polen dem Deutschen Reich am 3. September 1939 den Krieg erklärte. Alexander und seine Team-Kollegen brachen daraufhin das Turnier ab und kehrten sofort nach England zurück.

Im Februar 1940 trat Alexander der sogenannten Government Code and Cypher School (GC&CS) (deutsch etwa: „Regierungs-Code- und Schlüsselschule“) bei, die sich etwa 70 km nordwestlich von London in Bletchley Park befand. Dabei handelte es sich um eine Tarnbezeichnung für die militärische Dienststelle, die sich im Zweiten Weltkrieg erfolgreich mit der Entzifferung des Nachrichtenverkehrs befasste, den die deutschen Militärs mit ihrer Schlüsselmaschine ENIGMA verschlüsselten.

Alexander arbeitete zunächst in der Hut Six (deutsch: „Baracke 6“), wo unter der Leitung von Gordon Welchman an der Entzifferung der deutschen Heeres- und Luftwaffen-Funksprüche gearbeitet wurde. Im Jahr 1941 wechselte er zur Hut Eight (deutsch: „Baracke 8“) und avancierte zum Stellvertreter (engl.: „deputy“) Turings. Im Gegensatz zur Hut 6 befassten sich die britischen Codeknacker dort speziell mit der Entzifferung von Funksprüchen der deutschen Kriegsmarine, die mit der Schlüsselmaschine ENIGMA-M4 verschlüsselt waren.

Zur Entzifferung verwendeten sie ein seit Jahrhunderten bekanntes und bewährtes Verfahren, nämlich die „Methode des Wahrscheinlichen Worts“ (siehe auch: Mustersuche). Hierbei errät, vermutet oder weiß der Angreifer, dass im Text eine bestimmte Phrase (engl. crib, franz. mot probable) auftritt, beispielsweise „OBERKOMMANDODERWEHRMACHT“. Dieser „Crib“ (wahrscheinliches Wort) wird verwendet, um eine elektromechanische Entzifferungsmaschine, genannt die „Turing-Bombe“, die von Alan Turing ersonnen wurde, geeignet einzustellen und mit ihrer Hilfe die unbekannte Walzenlage und Grundstellung zu finden, die die deutschen Verschlüssler zur Verschlüsselung gewählt hatten.

Alexander war zusammen mit Milner-Barry in der Nähe ihrer Arbeitsstätte untergebracht, der in der Nachbarabteilung Hut 6 mit ähnlichen Aufgaben, allerdings im Zusammenhang mit der deutschen Heeres-ENIGMA befasst war. Ihre langjährige Bekanntschaft trug zu einer sehr kooperativen Zusammenarbeit beider Abteilungen bei und half auch, Konflikte bei der Zuteilung der sehr begrenzten „Rechenzeit“ der Turing-Bomben zu vermeiden.

Im Herbst 1941 leidete ganz Bletchley Park unter erheblichem Personalmangel, wodurch die ENIGMA-Entzifferungen verzögert wurden. Die GC&CS-Leitung schien dieses Problem nicht lösen zu können. Daraufhin entschieden sich die Chefs von Hut 6, Gordon Welchman, und Hut 8, Alan Turing, zusammen mit ihren Stellvertretern, Milner-Barry und Alexander, gemeinsam, den Dienstweg zu umgehen und sich direkt an den britischen Premierminister Winston Churchill zu wenden. Churchill, dem die Wichtigkeit der Entzifferungen voll bewusst war, reagierte mit seiner inzwischen legendären Anweisung: „Action this day: Make sure they have all they want on extreme priority and report to me that this has been done“ (deutsch: „Handeln Sie noch heute! Stellen Sie sicher, dass sie alles, was sie wünschen, mit äußerster Priorität erhalten, und machen Sie mir Meldung, sobald dies erledigt ist.“)

Es gelang den britischen Codeknackern von Bletchley Park, die Entzifferungsfähigkeit der ENIGMA mit Ausnahme einiger Unterbrechungen für die gesamte Zeit des Krieges zu erhalten und damit wesentlich zum schnellen Sieg der Alliierten beizutragen. Nach Ende des Krieges blieb Alexander im britischen Außenministerium („Foreign Office“) tätig.

Literatur

  • Friedrich L. Bauer: Entzifferte Geheimnisse, Methoden und Maximen der Kryptographie. Springer, Berlin 2000 (3. Aufl.). ISBN 3-540-67931-6
  • Francis Harry Hinsley, Alan Stripp: Codebreakers - The inside story of Bletchley Park. Oxford University Press, Reading, Berkshire 1993. ISBN 0-19-280132-5
  • Sir Stuart Milner-Barry: A Tribute to Hugh Alexander, in Harry Golombek und William Hartston: The Best Games of C H O'D Alexander. 1976, pp. 1–9. PDF; 12 kB
  • Gordon Welchman: The Hut Six Story - Breaking the Enigma Codes. Allen Lane, London 1982; Cleobury Mortimer M&M, Baldwin Shropshire 2000. ISBN 0-947712-34-8

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hugh Alexander — may refer to:* Hugh Quincy Alexander (1911–1989), Democratic U.S Representative from North Carolina * Conel Hugh O Donel Alexander (1909–1974), British chess player and cryptanalyst * Hugh Alexander (baseball) (1917–2000), American baseball… …   Wikipedia

  • Hugh Alexander Kennedy — (* 1809; † 22. Oktober 1878) war ein britischer Schachmeister. Kennedy war ehemals Captain der Army und ein führender Londoner Schachspieler. 1844 verlor er ein Spiel gegen Howard Staunton (3 : 8).[1] 1845 spielte er im Team mit Staunton in… …   Deutsch Wikipedia

  • Hugh Alexander (baseball) — Hugh Alexander (10 July 1917 in Buffalo, Missouri 25 November 2000 in Buffalo, Missouri) was an American baseball player.He played just 7 games for the Cleveland Indians in 1937, accumulating 11 at bats, getting one hit, and striking out 5 times …   Wikipedia

  • Hugh Alexander Dunn — (20 August, 1923 5 November, 2005) was a diplomat who served as Australian ambassador in Taiwan (1969 1972) and China.Dunn was a classical Chinese scholar. He was born in Rockhampton, Queensland and died in Brisbane.External links*… …   Wikipedia

  • Hugh Alexander Stewart — (September 29 1871 ndash; September 4 1956) was a Canadian politician.Born in Elizabethtown Township, Ontario, he was elected to the Canadian House of Commons representing the Ontario riding of Leeds in the 1921 federal election. A Conservative,… …   Wikipedia

  • Hugh Alexander Kennedy — (1809 – 22 October 1878) was a British chess master.He was a former British army captain and leading London chess player. In 1844, he lost a match to Howard Staunton (3 : 8). [ [http://members.shaw.ca/edo2/players/p66.html Edo Ratings, Kennedy, H …   Wikipedia

  • Hugh Alexander Bryson — Infobox MP honorific prefix = name = Hugh Alexander Bryson honorific suffix = constituency MP = Humboldt Melfort parliament = Canadian majority = predecessor = Riding created in 1952 from parts of Humboldt, Melfort and Yorkton successor = Reynold …   Wikipedia

  • Hugh Quincy Alexander — (* 7. August 1911 bei Glendon, North Carolina; † 17. September 1989 in Kannapolis, North Carolina) war ein US amerikanischer Politiker. Er vertrat den Bundesstaat North Carolina zwischen 1953 und 1963 als Abgeordneter im US Repräsentantenhaus.… …   Deutsch Wikipedia

  • Hugh Fraser (Musiker) — Hugh Alexander Fraser (* 1958 in Victoria, British Columbia) ist ein kanadischer Jazz Pianist, Posaunist und Komponist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Hugh Law (Cumann na nGaedhael) — Hugh Alexander Law (died 1 April 1943) was an Irish barrister and nationalist politician who represented constituencies in County Donegal as an Member of Parliament (MP) in the House of Commons of the United Kingdom of Great Britain and Ireland… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”