- Schacholympiade
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Die Schacholympiade ist der bedeutendste Mannschaftswettbewerb im Schach.
Inhaltsverzeichnis
Übersicht
Die Schacholympiade wird von der Weltschachorganisation FIDE organisiert und alle zwei Jahre ausgetragen. Zum ersten Mal fand das Turnier offiziell 1927 in London statt. Es spielen Nationalmannschaften an vier Brettern. Anfangs wurde in Vor- und Finalrunden gespielt, seit 1976 nach Schweizer System, bei dem möglichst punktgleiche Mannschaften gegeneinander spielen. Ab 1952 wurde der Wettbewerb von der UdSSR beziehungsweise Russland dominiert, die insgesamt 24 Siege erreichten. Diese Zahl setzt sich aus zwei Serien von zwölf Siegen (1952-1974 und 1980-2002) zusammen, die jeweils mit dem Nichtantreten 1976 und dem Sieg der Ukraine bei der Schacholympiade 2004 in Calvià endeten.
Die größten Erfolge einer deutschen Mannschaft waren bisher der Olympiasieg in Buenos Aires 1939 sowie die Silbermedaille 2000 in Istanbul. Auf deutschem Boden fand die Olympiade bislang sechsmal statt, zuletzt 2008 in Dresden (die Veranstaltung in München 1936 wird nicht als offizielle Olympiade gezählt, da Deutschland damals kein Mitglied der FIDE war).
Bestrebungen der FIDE, Schach in die Olympischen Spiele zu integrieren, sind gescheitert.
Rekorde
Erfolgreichstes Land ist die Sowjetunion/Russland (ab 1992) mit 24 Titeln mit jeweils einer zwölfmaligen Siegesserie in den Jahren 1952 bis 1974 und 1980 bis 2002. Der Spieler mit den meisten Einsätzen bei einer Schacholympiade ist Lajos Portisch, der 20 mal teilnahm und dabei 260 Partien spielte, in denen er 176,5 Punkte erzielte.
Erfolgreichster Einzelspieler nach Gewinnprozenten war Michail Tal, der 82 Punkte aus 101 Partien holte. Die meisten Medaillen erreichten Svetozar Gligorić in der Mannschaftswertung (1 Gold, 6 Silber, 5 Bronze) und Garri Kasparow in der Einzelwertung (7 Gold, 2 Silber, 2 Bronze).
Die längste Partie war ein Remis nach 190 Zügen zwischen Yasser Seirawan und Xu Jun in Thessaloniki 1988.
Die kürzeste Gewinnpartie dauerte nur vier Züge: 1. e2-e4 c7-c5 2. d2-d4 c5xd4 3. Sg1-f3 e7-e5 4. Sf3xe5 Dd8-a5+ Weiß gab auf (Combe – Hasenfuss, Folkestone 1933).
Wissenswertes
- Bei der Olympiade 1930 in Hamburg wurden erstmals offiziell Berufsspieler zugelassen.
- Zwischen 1933 und 1937 nahm Deutschland aus politischen Gründen nicht an den offiziellen Schacholympiaden teil. Stattdessen veranstaltete Deutschland 1936 ein „Schach-Olympia“.
- Während der Olympiade 1939 in Buenos Aires brach der Zweite Weltkrieg aus. Die englische Mannschaft reiste daher vorzeitig zurück, mehrere Spieler der deutschen Mannschaft, aber auch andere europäische Spieler, blieben nach Turnierende in Südamerika. Deutschland trat mit einer „Großdeutschen Mannschaft“ an, in der Spieler aus Österreich integriert waren. Mehrere Staaten weigerten sich, gegen die deutsche Mannschaft anzutreten. Die Mannschaftskämpfe Deutschlands gegen Polen, Palästina und Frankreich wurden deshalb kampflos 2-2 gegeben.
- Aus politischen Gründen nahmen 1976 die UdSSR und andere Nationen nicht teil. Tripolis richtete eine Gegenolympiade (Against Israel Olympiad) aus, die zur gleichen Zeit wie die offizielle FIDE-Olympiade stattfand. Dennoch waren auch Mitglieder der FIDE dort zugelassen. Italien und die Philippinen nahmen an beiden Meisterschaften teil, die UdSSR und andere kommunistische Staaten an keiner von beiden. Uruguay verlor drei Matches (insgesamt 12 Partien) dadurch, dass die Mannschaft jeweils zu spät kam.
Wertungen zur Bestimmung der Platzierung
Während bis zur Schacholympiade 2006 in Turin die Summe der Brettpunkte (1 Punkt für jede gewonnene Partie, ein halber für ein Remis, 0 für eine Niederlage) für die Platzierung der Mannschaften ausschlaggebend war, entschied ab der Olympiade 2008 in Dresden zunächst die Zahl der Matchpunkte (2 Punkte für den Sieg gegen ein Team, 1 für ein Unentschieden, 0 für eine Niederlage). Bei dem dann häufig auftretenden Matchpunkt-Gleichstand entscheidet als Wertung 2 die sog. Olympiade-Sonneborn-Berger-Wertung[1] (Olympiad Pairing Rules[2], Abschnitt G. Tie Breaking). Hier werden die in jedem Match erzielten Brettpunkte mit den Matchpunkten, die der jeweilige Gegner während des gesamten Turniers erzielt, multipliziert und aufaddiert; der Gegner mit den wenigsten Matchpunkten geht jedoch nicht in diese Wertung 2 ein. Nach deren Anwendung ist die Platzierung fast immer entschieden. Sollte dennoch Gleichstand vorliegen, entscheidet die Summe der Matchpunkte aller Gegner bis auf den mit den wenigsten Matchpunkten. Diese Wertung 3 kann man entsprechend Olympiade-Buchholz-Wertung nennen. Erst wenn es danach immer noch Unentschieden stehen sollte, entscheidet die Wertung, die bis 2006 an erster Stelle stand, nämlich, wer die meisten Brettpunkte erzielt hat (Wertung 4).
Endstände Männer
Platzierungen der deutschsprachigen Staaten
1924 1927 1928 1930 1931 1933 1935 1936 1937 1939 1950 1952 1954 1956 1958 1960 1962 1964 1966 1968 Mannschaften 18 16 17 18 19 15 20 21 19 27 16 25 26 34 36 40 37 50 52 53 Deutschland / 7. 10. 3. 5. / / 3. / 1. 3. 8. 5. 5. 7. 8. 7. 3. / 5. DDR / / / / / / / / / / / 13. / 20. 6. 9. 9. 15. 9. 10. Österreich / 6. 4. 4. 8. 6. 7. 7. / / 7. 17. 15. 13. 12. 15. 12. 20. 17. 17. Schweiz 3. 8. 7. / 12. / 19. 17. / / / 22. 13. 9. 8. / 22. 30. 18. 21. Saarland / / / / / / / / / / / 24. 22. 26. / / / / / / Böhmen und Mähren / / / / / / / / / 6. / / / / / / / / / / 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Mannschaften 60 63 75 48 66 82 92 88 108 107 107 102 124 116 110 126 135 129 148 147 149 Deutschland 6. 5. 7. 5. 4. 25. 15. 6. 13. 18. 9. 13. 16. 10. 6. 2. 16. 17. 15. 13. 64. DDR 9. 10. / / / / / / / 17. 25. / / / / / / / / / / Österreich 22. 23. 18. 19. 19. 21. 14. 39. 14. 28. 38. 47. 59. 48. 50. 60. 64. 62. 77. 45. 38. Schweiz 37. 16. 27. 7. 10. 31. 26. 49. 29. 20. 35. 15. 31. 58. 31. 10. 12. 13. 27. 51. 65. Liechtenstein / / / / / / / / / 93. 101. 90. 91. 86. / 100. 98. 109. 120. 139. / Im Jahre 2008 durfte Deutschland als Gastgeber drei Mannschaften stellen. Die entsprechende Spalte gibt nur den 13. Platz von Deutschland 1 an. Deutschland 2 kam auf den 42. und Deutschland 3 auf den 35. Platz.
Endstände Frauen
(1)ab 2008 Dresden: Matchpunkte / bei Gleichstand entscheidet die Olympiade-Sonneborn-Berger-Wertung
Platzierungen der deutschsprachigen Staaten
1957 1963 1966 1969 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Mannschaften 21 15 14 15 23 26 23 32 42 45 51 49 56 65 62 81 74 72 86 90 87 103 111 115 BRD 8. 11. 12. 11. 6. 9. 6. 3. 6. 6. 4. 6. 15. 17. 36. 8. 15. 16. 8. 16. 17. 11. 21. 25. DDR 3. 3. 3. 6. 7. / / / / / / / / 11. / / / / / / / / / / Österreich 17. 12. 14. 13. 11. 16. 17. / 33. 29. 28. 12. 32. 28. 40. 54. 40. 44. 41. 39. 55. 58. 27. 55. Schweiz / / / / 17. / 18. / 32. 28. 14. 23. 21. 27. 19. 37. 53. 53. 44. 37. 31. 38. 40. 52. Als Gastgeber durfte Deutschland 2008 auch drei Frauen-Teams stellen. Die entsprechende Spalte zeigt den 21. Platz von Deutschland 1; Deutschland 2 kam auf den 34. und Deutschland 3 auf den 47. Platz.
Einzelnachweise
- ↑ Endergebnisse der Schacholympiade in Dresden; am Ende ist die Rangordnung der Wertungen angegeben.
- ↑ Actual Handbook, Olympiad Pairing Rules
Literatur
- Árpád Földeák: Schach-Olympiaden. Corvina Verlag und Ten Have Verlag, Budapest und Amsterdam 1971
- Mario Tal: Bruderküsse und Freudentränen. Eine Kulturgeschichte der Schach-Olympiaden. PapyRossa Verlag, Köln 2008. ISBN 978-3-89438-393-0
- Raj Tischbierek: Sternstunden des Schachs: 30 x Schacholympia. Sportverlag, Berlin 1993, ISBN 3-328-00554-4
Weblinks
Commons: Schacholympiaden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Schacholympiaden und Berichte hierzu von Gerhard Hund
- Schach-Seiten der Wiener-Zeitung mit detaillierten Ergebnissen der Olympiaden
- Komplette Statistik aller Olympiaden auf Olimpbase (englisch)
- Caissa Schach Chronik: Schacholympiade seit 1927 - Berichte und Ergebnisse des Opens von Rainer Osenberg
SchacholympiadenLondon 1927 | Den Haag 1928 | Hamburg 1930 | Prag 1931 | Folkestone 1933 | Warschau 1935 | Stockholm 1937 | Buenos Aires 1939 | Dubrovnik 1950 | Helsinki 1952 | Amsterdam 1954 | Moskau 1956 | München 1958 | Leipzig 1960 | Warna 1962 | Tel Aviv 1964 | Havanna 1966 | Lugano 1968 | Siegen 1970 | Skopje 1972 | Nizza 1974 | Haifa 1976 | Buenos Aires 1978 | Valetta 1980 | Luzern 1982 | Thessaloniki 1984 | Dubai 1986 | Thessaloniki 1988 | Novi Sad 1990 | Manila 1992 | Moskau 1994 | Jerewan 1996 | Elista 1998 | Istanbul 2000 | Bled 2002 | Calvià 2004 | Turin 2006 | Dresden 2008 | Chanty-Mansijsk 2010 | Istanbul 2012 | Tromsø 2014
Frauen: Emmen 1957 | Split 1963 | Oberhausen 1966 | Lublin 1969 | Skopje 1972 | Medellín 1974 | ab 1976 gemeinsam veranstaltet
Inoffizielle Veranstaltungen: Paris 1924 | Budapest 1926 | Schach-Olympia 1936 | Gegenolympiade 1976
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