- IG-Farben-Prozess
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Im I.G.-Farben-Prozess, dem Verfahren „Vereinigte Staaten vs. Carl Krauch et al.“, wurden 23 Leitende Angestellte der I.G. Farbenindustrie AG 1947 vor ein US-amerikanisches Militärgericht gestellt. Es war das sechste von insgesamt zwölf Nachfolgeprozessen gegen Verantwortliche des Deutschen Reichs zur Zeit des Nationalsozialismus. Zum Abschluss des Verfahrens wurden am 30. Juli 1948 zwölf Angeklagte zu Gefängnisstrafen verurteilt, u. a. wegen „Plünderung“ oder - aufgrund des planmäßigen Einsatzes von Zwangsarbeitern aus dem eigens für den Bau der Buna-Werke errichteten KZ Auschwitz III Monowitz - wegen „Versklavung“. 11 Angeklagte wurden aufgrund der Beweislage freigesprochen.
Inhaltsverzeichnis
Die Anklagepunkte
Aufgrund der Anklageschrift vom 3. Mai 1947 wurde eine Anklage in den folgenden Punkten erhoben:
- Planung, Vorbereitung, Beginn und Führung von Angriffskriegen und Einfällen in andere Länder
- Plünderung und Raub
- Versklavung und Massenmord
- Mitgliedschaft der SS
- Gemeinsamer Plan oder Verschwörung
Die Richter
Die Jury bestand aus den folgenden Persönlichkeiten:
- Präsident: Curtis Grover Shake, ehemaliger Richter am Obersten Gericht des Staates Indiana
- James Morris, Richter am Obersten Gericht des Staates North Dakota
- Paul M. Hebert, Law School, Louisiana State University
- Clarence F. Merrell, Staat Indiana
Die Angeklagten
Gegen 23 Angeklagte wurde Anklage erhoben. Bezogen auf sie wurden die folgenden Urteile gesprochen:
- Carl Krauch (Aufsichtsratsvorsitzender der I.G. Farben) - 6 Jahre
- Otto Ambros - 8 Jahre
- Ernst Bürgin - 2 Jahre
- Heinrich Bütefisch - 6 Jahre
- Walter Dürrfeld - 8 Jahre
- Fritz Gajewski - Freispruch
- Heinrich Gattineau - Freispruch
- Paul Häflinger - 2 Jahre
- Erich von der Heyde - Freispruch
- Heinrich Hörlein - Freispruch
- Max Ilgner - 3 Jahre
- Friedrich Jähne - 1 Jahr 6 Monate
- August von Knieriem - Freispruch
- Hans Kugler - 1 Jahr 6 Monate
- Hans Kühne - Freispruch
- Carl Lautenschläger - Freispruch
- Wilhelm Rudolf Mann - Freispruch
- Fritz ter Meer - 7 Jahre
- Heinrich Oster - 2 Jahre
- Hermann Schmitz - 4 Jahre
- Christian Schneider - Freispruch
- Georg von Schnitzler - 5 Jahre
- Carl Wurster - Freispruch
Sämtliche zu Haftstrafen verurteilten Angeklagten wurden vorzeitig aus der Haft entlassen.
Die meisten hatten innerhalb kürzester Zeit wieder Aufsichtsratsposten inne[1], einigen wurde das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Einzelnachweise
Literatur
- Jens Ulrich Heine: Verstand & Schicksal: Die Männer der I.G. Farbenindustrie A.G. (1925-1945) in 161 Kurzbiographien. Weinheim, Verlag Chemie, 1990. ISBN 3527281444
- Peter Heigl: Nürnberger Prozesse – Nuremberg Trials. Verlag Hans Carl, Nürnberg 2001. ISBN 3-418-00388-5
- Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Der Nationalsozialismus vor Gericht. Die alliierten Prozesse gegen Kriegsverbrecher und Soldaten 1943–1952. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1999. ISBN 3-596-13589-3
- Annette Weinke: Die Nürnberger Prozesse. C.H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-53604-2
Weblinks
Hauptverfahren: Hauptkriegsverbrecher
Fall I: Ärzte | Fall II: Generalfeldmarschall Milch | Fall III: Juristen | Fall IV: Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt der SS | Fall V: Flick | Fall VI: I.G. Farben | Fall VII: Generäle in Südosteuropa | Fall VIII: Rasse- und Siedlungshauptamt der SS | Fall IX: Einsatzgruppen | Fall X: Krupp | Fall XI: Wilhelmstraße | Fall XII: Oberkommando der Wehrmacht
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