Illustrierte Zeitung

Illustrierte Zeitung
Kopf der 'Illustrirten Zeitung' 1844

Die Illustrirte Zeitung erschien vom 1. Juli 1843 bis zum September 1944 im Verlag J. J. Weber in Leipzig. Verleger und Herausgeber war Johann Jacob Weber. Mitbegründer, technischer Leiter und Verbindungsmann zu den Holzschnittkünstlern in Leipzig und Berlin war von 1843–1845 der Leipziger Buchhändler und Verleger Carl Berendt Lorck.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zunächst als Lizenzausgabe der 1842 in England gegründeten Zeitschrift The Illustrated London News herausgegeben war sie nach deren Vorbild und dem der L’Illustration (Paris) die erste illustrierte Zeitschrift in Deutschland.

Erstausgabe der Illustrirten Zeitung vom 1. Juli 1843

Die Zeitschrift war zugleich das Flaggschiff und die Urmutter aller späteren Bilderblätter, ein mutiger und kühner Versuch in einer für solche Unternehmungen eher ungünstigen Zeit, ein Experiment, das, wenn auch ein kostspieliges Unternehmen, gleichwohl gelang und sich zu einem hervorragenden Verkaufserfolg entwickelte.

Während Die Gartenlaube, das bekanntere und etwas kleinere Gegenstück zur Illustrirten Zeitung, als klassisches Familienblatt, als „Hausfreund“ und „Berater“ fungierte, hatte die Illustrirte Zeitung von Anfang an ein breiteres Themenfeld im Blick. Angeboten wurden, wie im Untertitel angekündigt „wöchentliche Nachrichten über alle Ereignisse, Zustände und Persönlichkeiten der Gegenwart, über Tagesgeschichte, öffentliches und gesellschaftliches Leben, Wissenschaft und Kunst, Musik, Theater und Moden“. Kein anderes Periodikum der damaligen Zeit hatte, aufs Ganze gesehen, eine derartige Materialfülle und Bandbreite zu bieten.

„Unser Vorsatz geht dahin, die Kultur in weitere Kreise zu tragen und die Bekanntschaft mit den Ereignissen im Staats- und Völkerleben, mit Kunst und Natur, überhaupt mit allen bemerkenswerten Vorgängen deutlicher und fruchtbarer zu machen. Die eingehendsten Schilderungen werden nur halb verstanden, ohne das Bild der Örtlichkeit, wo sie sich zutrugen, vor Augen zu haben. Nur wenn man Karten, Pläne, Gebäude, Landschaften, Kunstwerke, Maschinen, Geräte, mit einem Worte die beschriebenen Gegenstände in treuem Bilde vor sich sieht, wird die Kenntnis der Dinge klar und haftet fest in der Vorstellung und in der Erinnerung. Selbst die Persönlichkeiten, deren biographische Skizzen wir bringen, werden dem Leser vertrauter, wenn er zugleich ihre Portraits betrachtet.“

Die Technik der Holzstich-lllustrationen für damalige Verhältnisse zur Perfektion zu entwickeln, war für den Verleger J. J. Weber im Jahre 1843 der eigentliche Anreiz zur Gründung einer illustrierten Zeitschrift. Im Laufe der folgenden Jahre gliederte er ein xylographisches Atelier an, das 1849 - 1857 von Robert Kretschmer, 1857 - 1860 von dem Maler Ernst Hartmann aus Berlin, 1860 - 1870 von dem Maler Anton Muttenthaler aus München und 1870 - 1901 von Fritz Waibler geleitet wurde.

1858 erwarb Weber nach Kretschmers Tod dessen Atelier. 1860 gründete er für seine Verlagswerke eine eigene Druckerei – den Druck der Illustrirten Zeitung behielt allerdings bis zum Jahrhundertende F. A. Brockhaus.

Ihr enormer Einsatz an Bildern und Bildreportagen, die durch den Einsatz eigener Bildkorrespondenten möglich wurde, macht die Illustrirte Zeitung durch ihre lange Laufzeit von einem Jahrhundert zu einer wichtigen Quelle an Materialien zur Geschichte und Kultur, sowie der Politik und des Alltagslebens. Sie bietet damit ein einmaliges Bildarchiv mit über 300 000 Illustrationen, die eindrucksvoll Berichte über das zeitgenössische politische, wissenschaftliche, kulturelle und literarische Leben dieser Zeit liefern.

Mit der in der Illustrirten Zeitung erstmals eingeführten Eingliederung des Bildes in die Textseite erhöhte sich die Aussagekraft der bisher nur sprachlich vermittelten Inhalte oder Informationen.

Sechs Monate nach Erscheinen betrug die Auflage 7 500 Exemplare, drei Jahre nach ihrer Gründung stieg sie auf 11 000 Exemplare, die Rekordauflage lag bei etwa 100 000.

1883 veröffentlichte die Illustrirte Zeitung das erste gedruckte Foto, die Darstellung eines Gralsbechers, in einem deutschen Presseorgan. Es war eine gerasterte Fotografie (Autotypie), die nach dem Verfahren von Georg Meisenbach hergestellt wurde.

Der Aufstieg und Erfolg des Nationalsozialismus wurde mit einem positiv ästhetisierenden Bildmaterial durch die Illustrirte Zeitung begleitet.

Die Zeitschrift brachte es im Laufe ihres Erscheinens auf mehr als 5.000 Ausgaben, die über einen Zeitraum von 100 Jahren kultur- und literaturhistorische, sowie gesellschaftspolitische Informationen und Entdeckungen und Erkenntnisse aus Wissenschaft und Technik archivierten.

Sie stellte im September 1944 mit der 5041sten Nummer ihr Erscheinen ein.

Mitarbeiter

Bekannte Autoren

Illustratoren

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Weber: Johann Jakob Weber, Der Begründer der illustrierten Presse in Deutschland, Lehmstedt Verlag 2003, ISBN 3-937146-03-2
  • Joachim Wachtel (Hrsg.): Facsimile Querschnitt durch die Leipziger Illustrirte Zeitung, München Bern Wien, Scherz Verlag, 1969

Weblinks


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