Imke Duplitzer

Imke Duplitzer

Imke Duplitzer (* 28. Juli 1975 in Karlsruhe) ist eine deutsche Degenfechterin. Von Beruf ist sie Sportsoldatin (Hauptfeldwebel in der Sportfördergruppe Köln) und Tauchlehrerin (PADI-Instruktorin).

Inhaltsverzeichnis

Erfolge im Degenfechten

  • Vizeweltmeisterin 2002
  • Europameisterin 1999, 2010
  • Deutsche Meisterin 1999, 2000, 2001, 2002, 2004, 2006, 2010
  • Militärweltmeisterin 1997 und 1999
  • mit der deutschen Degenfechterinnen-Nationalmannschaft mehrfache Medaillengewinnerin bei Weltmeisterschaften
  • Olympia-Teilnehmerin 1996, 2000, 2004 und 2008

Mit der deutschen Degenmannschaft errang sie bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen die Silbermedaille. Dabei gelang ihr das Kunststück, im allerletzten Gefecht des Halbfinales gegen Frankreich gegen Laura Flessel-Colovic in den letzten sieben Sekunden der regulären Zeit einen Zweitreffer-Rückstand aufzuholen und bereits nach drei Sekunden der Verlängerung den Siegtreffer zu markieren.

Von 1992 bis 2004 war sie Mitglied der Heidenheimer Fechtabteilung. Seitdem trainiert sie beim OFC Bonn. Zusätzlich leitet sie die Fechtabteilung des Kölner schwul-lesbischen Sportvereins SC Janus.

Privatleben

Sie wurde als Tochter eines Betriebswirts bei Siemens und einer Hausfrau in Karlsruhe geboren und hat einen älteren Bruder.[1] Zwischen ihrem sechsten und zehnten Lebensjahr lebte die Familie in Lagos, Nigeria.[2] 1984 beeindruckte sie eine Videoaufnahme der Olympiasiegerin Cornelia Hanisch. Zwei Jahre später nahm ihr Vater eine Stelle in Heidenheim an, zufälligerweise eines der Zentren des deutschen Fechtsports. Mit elf Jahren begann sie dort zu fechten. 1992 zog sie in das Fechtinternat nach Bonn, trainierte aber ab 1996 bis 2004 wieder in Heidenheim.[1] Von 1999[3] bis Herbst 2007[4] lebte sie mit ihrer Lebensgefährtin, einer Lehrerin, und deren Tochter in Bonn zusammen. Nach dem Tode ihres Vaters am 6. Februar 2007 nahm Duplitzer eine Auszeit vom Sport.[5] Weltanschaulich sieht sie sich als Kommunitaristin.[6] Neben ihrer sportlichen und beruflichen Laufbahn studiert sie Politik und Organisation an der Fernuniversität Hagen.[1]

Gesellschaftliches Engagement

In ihrem Umfeld lebte sie schon lange offen lesbisch, sprach über Erlebnisse mit ihrer Freundin und nahm diese auch zu Empfängen mit. Spätestens seit 2002 war sie auch über ihre Homepage geoutet.[7][8] In den Medien schrieb man höchstens andeutungsweise über ihre Erscheinung (burschikos, androgyn). Nach ihrem Abgang aus dem Heidenheimer Fechtclub und kurz vor der Olympiade 2004 nahm das Medieninteresse kurzzeitig stark zu und es war dann auch erstmals Thema in den Medien, in den Schlagzeilen.[2][9] Erst seit dieser Zeit gilt sie weitläufig als „offiziell geoutet“.[10][11][4] 2007 machte sie ihrem Unmut Luft, dass sie sich als lesbische, unangepasste Sportlerin diskriminiert fühle. Mit Bezug auf Britta Heidemann sagte sie, dass sie aufgrund ihres Outings nie einen Sponsorenvertrag oder Einladungen ins Fernsehen erhalten habe: „Warum bin ich bei den Olympischen Spielen vor drei Jahren nicht ins Fernsehen eingeladen worden – dafür eine Fechterin, die schlechter war als ich, sich aber vorher für den ‚Playboy‘ auszog?“[10] Die Gesellschaft gebe sich tolerant, aber so manche Kommentare von Personen würden starke Zweifel daran wecken, ob dem wirklich so ist.[11][12]

Vor den Olympischen Spielen 2008 in Peking übte Duplitzer scharfe Kritik am Umgang der Volksrepublik China mit den Menschenrechten[13] und kündigte ihren persönlichen Boykott der Eröffnungsfeier an. „Ich gehe davon aus, dass das schon alleine aufgrund dieser Mensch- und Materialschlacht, die die Chinesen in der Eröffnungsfeier auffahren werden, eine Demonstration ist“, begründete sie ihre Entscheidung.[14] An der Ignoranz des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gegenüber den Athleten äußerte sie dabei scharfe Kritik. Das Leitungsgremium der Olympischen Spiele habe zu viel Macht[15] und fälle seine Entscheidungen ohne Rücksprache mit den Sportlern, obwohl diese „dafür ihre Nase hinhalten müssen“. Das IOC sei „ein Feudalherrscher-Club, dem man nur auf Einladung beitreten kann“.[14]

Weblinks

Fußnoten

  1. a b c Georg Löwisch: Fechterin Imke Duplitzer - Ansonsten könnt ihr mich!, taz.de, 2. August 2008
  2. a b 7g der Geschwister-Scholl-Schule: Mutig ist, wer zu seiner Meinung steht, Wolke-7-Projekt des Schwäbischen Tagblatts, 12. März 2008, Version: 18. April 2008
  3. Ich bin keine Kampf-Lesbe, Bild am Sonntag, 14. August 2004
  4. a b Thomas Sulzer: Sie will Gold und liebt Frauen, bild.de, 2. August 2008
  5. Mittelbayerische Zeitung: Imke Duplitzer nimmt Auszeit vom Degenfechten, 7. März 2007
  6. Imke Duplitzer: Randnotizen, imke-duplitzer.de, Version: 12. Oktober 2007
  7. Coming Out, imke-duplitzer.de, Version vom 17. Januar 2002; Aktuelle, besser lesbare Version
  8. Deutsche Fechterin outet sich, eurogay.de, 2004
  9. Magazin - Fechterin: Ich bin lesbisch, EMMA, September/Oktober 2004
  10. a b Fechterin Imke Duplitzer: Lesbische Sportlerinnen werden diskriminiert, welt.de, 12. Oktober 2007
  11. a b Thomas Sulzer: Lesbischer Fecht-Star fühlt sich diskriminiert, bild.de, 10. Oktober 2007
  12. Imke Duplitzer: Homosexuell?, imke-duplitzer.de, Version: 12. Oktober 2007
  13. Michael Reinsch: „Das IOC kommt nicht ohne Gesichtsverlust raus“ (Interview mit Imke Duplitzer), FAZ.NET, 18. März 2008
  14. a b Deutsche Degenfechterin will Eröffnungsfeier boykottieren, Spiegel Online, 3. April 2008
  15. Steffen Dobbert: „Das IOC hat zu viel Macht!“ (Interview mit Imke Duplitzer), Die Zeit, 4. August 2008

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