- Innenspiegel
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Um den Fahrer eines Fahrzeuges von der Situation vor ihm möglichst wenig abzulenken und trotzdem den Verkehr hinter ihm beobachten zu können, haben die meisten Straßenfahrzeuge, aber auch teilweise Schienenfahrzeuge, Rückspiegel.
Ziel ist es, immer einen möglichst großen Winkel hinter dem Fahrzeug sichtbar zu machen. Deswegen werden oft gekrümmte Spiegel verwendet, die einen größeren Bereich sichtbar machen, diesen dafür aber etwas verkleinert abbilden.
Prinzipiell unterscheidet man bei den Fahrzeugspiegel Innen- und Außenspiegel.
Inhaltsverzeichnis
Innenspiegel
Innenspiegel sind meist nur sinnvoll, wo man im Fahrzeug innen nach hinten durchschauen kann, also meist bei Pkw. Auch in Bussen sind Innenspiegel angebracht, die aber dazu dienen, die Passagiere auch im Blickfeld zu haben. Bei Pkw sind die Spiegel in der Mitte zwischen Fahrer- und Beifahrersitz an der Windschutzscheibe auf einem Kugelgelenk angebracht, so dass er individuell auf den Fahrer eingestellt werden kann.
Abblendfunktionen
Heute sind Innenspiegel meist abblendbar, um bei Dunkelheit ein Blenden von hinterher fahrenden Fahrzeugen zu vermeiden, d.h. sie werden in eine Position gekippt, in der ein zweiter dunklerer Spiegel wirkt, ohne dass sich dabei das Blickfeld verändert.
Bei automatisch abblendenden Innen- oder Außenspiegeln messen zwei im Innenspiegel angebrachte LDR-Sensoren den Helligkeitsunterschied zwischen Autovorfeld und dem rückwärtigen Verkehrsraum. Eine Auswertungselektronik dunkelt den mit elektrochromen Glas aufgebauten Spiegel dann bei Bedarf soweit ab, dass die Blendwirkung des rückwärtigen Verkehrs aufgehoben wird.
Weitere Funktionen
- Besitzt ein Fahrzeug Regensensor oder Lichtautomatik, so sind diese oft auf der Rückseite des Befestigungspunktes des Innenspiegels angebracht und reagieren entweder auf Regentropfen oder Dunkelheit.
- Bei modernen Taxis ist häufig ein Abgesetztes Display mit der Fahrpreisanzeige des Taxameters in den Innenspiegel integriert.
- Für den Nachrüstmarkt existieren Displaylösungen für Navigationsgeräte, die in die Spiegelfläche des Innenspiegels integriert sind.
- Vor allem in den USA ist ein in den Innenspiegel integrierter elektronischer Kompass beliebt, da dort Adressbezeichnungen oft auf die Ausrichtung einer Straße bezogen sind.
- Für gehobene Fahrzeugausstattungen gibt es Innenspiegel, die über Motor/Sensorkombinationen die aktuelle Ausrichtung messen und gespeicherte Stellungen z.B. abhängig von Memoryfunktion oder Fahrzeugschüssel wiederherstellen können.
- Bei Nutzung einer rückwärts gewandten Babyschale auf dem Autorücksitz, kann über den Innenspiegel in Kombination mit einem Babyschalenspiegel das Gesicht des Kindes beobachtet werden
Außenspiegel
Die Außenspiegel stehen jeweils links und rechts beim Fahrzeug nach außen und ergeben die größte Breite des Fahrzeuges. Um eine Beschädigung durch andere Verkehrsteilnehmer zu verringern, werden sie heute oft klappbar gemacht, d.h. beim geringsten Widerstand durch ein anderes Fahrzeug klappen sie automatisch zum Fenster und müssen manuell wieder in Position gebracht werden. Musste man früher die Fenster hinunterkurbeln, um die Spiegeleinstellung zu ändern, so sind heute fast alle Rückspiegel von innen entweder mechanisch oder elektrisch verstellbar. Bei der mechanischen Verstellung gibt es für jeden Spiegel einen kleinen Joystick, der die Verstellung mit drei Bowdenzügen an den Spiegel weiter leitet. Bei der elektronischen Verstellung kann man über einen auf der Fahrerseite angebrachten Joystick beide Spiegel verstellen, dies ist insbesondere bei der Verstellung des rechten Außenspiegels von Vorteil. Das Design des Spiegels ist auch von großer Bedeutung bei der Verminderung der cw-Wertes des Fahrzeuges.
Wenn man an ein Fahrzeug einen Anhänger anhängt, der breiter als das Zugfahrzeug ist, ist die Anbringung zusätzlicher Spiegel mit einer längeren Ausladung Pflicht. Wichtig ist, dass die Spiegel Vibrationsfrei befestigt sind, um eine klare Sicht zu gewährleisten.
Speziell bei Lastkraftwagen werden oft noch zusätzliche Spiegel verwendet, die eine Sicht nach unten zur Bordsteinkante erlauben.
Für den Winter sind auch beheizbare Spiegel in Verwendung.
Toter Winkel
Während man beim Innenspiegel auch direkt hinter das Fahrzeug einsieht, ist dies bei den Außenspiegeln nicht möglich. Diesen Bereich, der, ebenso wie Teile der Seitenbereiche, nicht einsichtbar ist, bezeichnet man als toten Winkel. Um diesen zu vermeiden bzw. zu verringern, werden bei manchen Fahrzeugen, wo es leicht vorkommt, dass jemand hinter dem Fahrzeug steht, wie bei Schulbussen, auch Kameras eingesetzt, mit denen man den toten Winkel auf einem kleinen Bildschirm im Fahrzeug einsieht. Zum Einsatz bei Dunkelheit sind teils blendfreie Arbeitsscheinwerfer am Rückspiegel montiert, die einzige Möglichkeit, den toten Winkel auf beiden Seiten des Fahrzeugs zu beleuchten.
Weitwinkelspiegel an Kraftfahrzeugen
Seit vielen Jahren sind als freiwillig anzubringende Zurüstteile Weitwinkelspiegel im KFZ-Handel erhältlich, deren Zweck darin liegt, das indirekte, also nur über Spiegel einsehbare, Sichtfeld des Kraftfahrers zu vergrößern. Derartige Spiegel, die bei modernen Fahrzeugen häufig schon ab Werk eingebaut sind, bieten in der Regel in einem abgetrennten Bereich neben dem konventionellen Spiegel einen zweiten Sichtbereich an, in dem, gemessen an der "normalen" Sicht im Spiegel, verkleinert ein größerer Ausschnitt des seitlichen und rückwärtigen Verkehrs gezeigt wird. Diese Zusatzeinrichtungen sind an Außen-, bei PKW teilweise auch an Innenspiegeln zu finden. Neben den abgeteilten zweiten Sichtfenstern gibt es auch einteilige Spiegel mit Weitwinkelanteil, die dann jedoch gegenüber der normalen Wahrnehmung eine Verzerrung zwecks Vergrößerung des abgebildeten Bereiches erfordern.
Bei Lastkraftwagen sind seit 2005 EU-weit für neu in den Verkehr kommende Modellreihen zusätzliche Weitwinkelspiegel vorgeschrieben, da hier der uneinsehbare Bereich für den Fahrer besonders groß und damit die Unfallgefahr höher als bei kleineren Kraftfahrzeugen ist. Seit Januar 2007 müssen alle neuen Lastkraftwagen mit zusätzlichen Weitwinkel- und Nahbereichsspiegeln ausgerüstet sein. Ab März 2009 gilt auch eine Nachrüstpflicht für alle seit dem 1. Januar 2000 zugelassenen älteren Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht.
Rückfahr- bzw. Einparkautomatik
Eine weitere Neuerung bezüglich der Außenspiegel ist die so genannte Rückfahr- oder Rückwärtsgangautomatik, bei der sich die Spiegel automatisch in eine optimale Position zum Einparken oder Rangieren absenken und somit mehr Übersicht z.B. hinsichtlich der Bordsteinkanten bieten.
Weitere Funktionen
Ein neues zusätzliches Sicherheitsplus sind Spurwechselassistenten. Sie unterstützen den Fahrer beim Wechseln der Fahrspur z. B. ab einer Geschwindigkeit von 60 km/h. Dabei wird der Bereich seitlich hinter dem fahrenden Fahrzeug überwacht und der Fahrer über ein optisches Signal im Außenspiegel informiert, wenn das System ein anderes Fahrzeug auf der Nebenspur erkannt hat.
Literatur
- Hans-Hermann Braess, Ulrich Seiffert: Vieweg Handbuch Kraftfahrzeugtechnik. 2. Auflage, Friedrich Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden, 2001, ISBN 3-528-13114-4
Siehe auch
- Themenliste Fahrzeugtechnik
Weblinks
- StVZO § 56 – Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung, § 56 Spiegel und andere Einrichtungen für indirekte Sicht
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