Investition (Volkswirtschaftslehre)

Investition (Volkswirtschaftslehre)

Der Begriff Investition bezeichnet aus volkswirtschaftlicher Sicht den Einsatz von Geldmitteln zur Beschaffung von Sachkapital auf langfristiger Basis zum Zweck der Güterproduktion. Das beschaffte Sachkapital dient zur Erhaltung, Verbesserung oder Erweiterung der Produktionsausrüstung von Unternehmen und erhält bzw. erhöht langfristig den Kapitalstock einer Volkswirtschaft.

Wesentliche Einflussfaktoren der Investitionsgröße sind der Zins, das laufende Einkommen und die laufende Produktion sowie zukünftige Erwartungen der Investoren.

Investitionen sind beispielsweise die Anschaffung von Betriebsgebäuden, Anlagen, Maschinen oder Werkzeugen. Nicht zu den Investitionen gehören dagegen langlebige Konsumgüter, militärische Güter oder der Erwerb von Kenntnissen. Investitionen werden aus Abschreibungsgegenwerten finanziert. Erst wenn die Investitionen größer als die Abschreibung sind, kommt es zu einer Erhöhung des Kapitalstocks.

Inhaltsverzeichnis

Modellierung

Im einfachen Modell der Güternachfrage wird Investition als eine exogene Variable angesehen. Dies ist aber problematisch, da der Umfang der Investitionen auf Veränderungen in der Produktion reagiert und vom Zinssatz abhängig ist. Investition wird im Modell der Güternachfrage für eine geschlossene Volkswirtschaft mit Staat ausgedrückt als

I = ZCG.

In einer offenen Volkswirtschaft lautet die Definition

I = ZCGX + IM.

Z ist die gesamte Güternachfrage, C der private Konsum, G die Staatsausgaben ohne staatliche Investitionen. X bezeichnet den Export und IM den Import.[1]

Arten von Investitionen

Bezüglich der Investitionen sind folgende Begriffe zu unterscheiden:

  • Bruttoinvestitionen bezeichnen die gesamten Investitionen einer Periode.
  • Unter Reinvestition (auch Ersatzinvestition genannt) versteht man einen Teil der Bruttoinvestitionen, der dazu dient, den Produktionsapparat instand zu halten. Reinvestitionen sollen Abschreibungen ersetzen bzw. diesen entsprechen. Sind diese beiden Größen konstant, bleibt auch der Wert des Produktionsmittelbestandes unverändert.
  • Nettoinvestitionen können ausgedrückt werden als Differenz zwischen Bruttoinvestitionen und Reinvestitionen. Sie dienen dazu, den Produktionsmittelbestand zu verbessern oder zu erweitern und somit das Wachstum der Wirtschaft zu unterstützen. Sie erhöhen das Sachkapital einer Volkswirtschaft und setzen die Bildung von Ersparnissen der Haushalte voraus.
  • Anlageinvestitionen sind die zur langfristigen Nutzung bestimmten Produktionsmittel.
  • Lagerinvestitionen (auch Vorratsinvestitionen genannt) umfassen Bestandsveränderungen der Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und der Handelswaren. Sie sind ungeplante Investitionen außerhalb des wirtschaftlichen Gleichgewichts.
  • Direktinvestitionen bezeichnen grenzüberschreitende Investitionen und werden als Form des Kapitalexports gehandelt.
  • Umweltschutzinvestitionen zählen zu den langfristigen Investitionen und dienen dazu, ökologisch verträglichere Produktionen aufzubauen.

Es kann des Weiteren zwischen öffentlichen und privaten Investitionen unterschieden werden. Hierbei ist es von Bedeutung, ob die Investition von einer staatlichen Stelle oder einem Unternehmen ausgeht.[2]

Auf Investitionen beruhende Effekte

Kapazitätseffekt

Kapazitätseffekte sind die Folge von durch Nettoinvestitionen eingetretene Vergrößerungen oder Verbesserungen der Produktionsmöglichkeiten in der Volkswirtschaft. Dies bedeutet, dass durch Investitionen mehr oder bessere Güter produziert werden können. Durch positive Nettoinvestitionen wird somit das gesamtwirtschaftliche Produktionspotenzial erhöht.

Einkommenseffekt

Der Einkommenseffekt bezeichnet in der Makroökonomie die Wirkung von Investitionen auf die Nachfrage und somit auf das Volkseinkommen. Die in der Theorie vorzufindenden Wirkungsketten besagen, dass zunehmende Investitionsausgaben von Unternehmen für Betriebserweiterungen oder neue Produktionsverfahren führen zu einer steigenden Güternachfrage. Dadurch steigt auch die Produktion und es werden neue Arbeitsplätze geschaffen, die ein höheres Einkommen bewirken (primärer Effekt). Höheres Einkommen hat wiederum eine Erhöhung des Konsums zur Folge, die weitere Einkommenseffekte in der Volkswirtschaft auslösen (sekundärer Effekt) und diesen Kreislauf von vorn beginnen lassen. Eine Erhöhung des Volkseinkommens hat des Weiteren zur Folge, dass das Sparen ansteigt.

Multiplikatoreffekt

Der Multiplikatoreffekt von Investitionen beschreibt, um wie viel sich das Einkommen einer Volkswirtschaft erhöht, wenn die Investitionen um einen bestimmten Wert ansteigen. In einem Anpassungsvorgang schafft z.B. eine Investition von 50Mio € ein um 100Mio € erhöhtes Volkseinkommen. Der Multiplikatoreffekt wäre 2,0.[2] Ein volkswirtschaftlicher Anpassungsvorgang beschreibt die Veränderung von Variablen bei sich verändernden Rahmenbedingungen mit dem Ziel, das wirtschaftliche Gleichgewicht wieder herzustellen. Dies geschieht nicht automatisch und daher meist über mehrere Perioden.

Die Investitionsgleichung

Die Investitionsgleichung analysiert, wie verschiedene Einflussgrößen auf das Investitionsniveau wirken. Im Mittelpunkt des Interesses steht der negative Zusammenhang zwischen Investitionen und Zinsen. Sinken die Zinsen erhöhen sich die Investitionen. Werden die Zinssätze angehoben sinkt die Investitionstätigkeit. In einer Volkswirtschaft kann daher insbesondere die Geldpolitik das Zinsniveau und damit die Investitionsausgaben beeinflussen.

Ein weiterer Einflussfaktor ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Steigt es, steigen auch die Investitionen und das Sparen nimmt zu. Dies bedeutet, dass zu einem bestimmten Zinssatz mehr investiert wird, als zuvor. Die Keynes'sche Investitionsgleichung besagt, dass nach Ablauf einer Periode

I = S

sein muss. Diese Gleichung geht aus dem Kreislaufmodell von Keynes hervor (vereinfachtes Kreislaufmodell).

Auch die Erhebung von Steuern beeinflusst die Investitionstätigkeit. Steigen die Steuern, führt dieser zu einer abnehmenden Investitionstätigkeit, da die Sparneigung sinkt.

Die Investitionsgleichung analysiert auch den Zusammenhang zwischen Konsum und Investitionen. Eine steigende Konsumnachfrage führt auch zu höheren Investitionen.[3]

Die Gleichheit von Investition und Ersparnis

Für eine geschlossene Wirtschaft gilt, dass die Nettoinvestitionen genauso groß sein müssen, wie die Ersparnisse, da die Ersparnis dem nicht verbrauchten Teil des Einkommens und somit dem nicht verbrauchten Teil der Produktion (Nettoinvestitionen) entspricht.

Die Höhe der Ersparnis wird von der Investition bestimmt.

Es kommt nicht von vornherein zu einer Übereinstimmung dieser beiden Größen. Die Folge sind im Nachhinein erzwungene Investitionen oder Ersparnisse.[1]

Der Zusammenhang zwischen Investition, Wachstum und Konjunktur

Die Investitionstätigkeit ist das Bindeglied zwischen Konjunktur und Wachstum. Da die Investitionen ein Teil der Nachfrage sind, führt deren Erhöhung zu hohen Wachstumsraten der Gesamtwirtschaft.

Der Konjunkturverlauf ist eng mit der Investitionsbereitschaft verbunden. Konjunkturelle Phasen des Abschwungs sind von verminderten Investitionen begleitet, Phasen des Aufschwungs und der Hochkonjunktur gehen in der Regel mit einer hohen Investitionstätigkeit einher. Somit führen Investitionen zu einer Belebung der Konjunktur und sind Voraussetzung für ein gleichmäßiges Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen.[2]

Investition und Staat

Da die Investitionstätigkeit sehr stark auf die konjunkturelle Situation reagiert, wird oft die Frage laut, ob eine staatliche Investitionslenkung und –förderung sinnvoll wäre. Gegen eine Lenkung, die alle staatlichen Maßnahmen zur Beeinflussung unternehmerischer Investitionsentscheidungen umfasst, spricht jedoch das Selbststeuerungsprinzip der Marktwirtschaft. Investitionsförderungen im Sinne von staatlichen Zuschüssen oder dem Investitionszulagengesetz, sind jedoch gängige Praxis.[3]

Investitionsquote

Die Investitionsquote bezeichnet den gesamten Anteil der in der Volkswirtschaft getätigten Investitionen am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Hierbei werden die Bruttoanlageinvestitionen in Relation zum BIP gesetzt. Eine bestimmte Investitionsquote ist die Voraussetzung für das langfristige Wachstum einer Wirtschaft.[2]

Die marginale Investitionsquote bezeichnet entsprechend die Veränderung der Investitionsquote bei einer marginalen Veränderung der Nachfrage.

Literatur

  • Oliver Blanchard, Gerhard Illing: Makroökonomie, Pearson Studium, 3. Auflage, München 2004, ISBN 3-8273-7051-5
  • Herbert Buscher: Wirtschaft heute, bpb, Bonn 2006, ISBN 3-89331-620-5
  • Gerd Schulte: Investition, 2. Auflage, Oldenbourg Verlag, München 2007, ISBN 978-3-486-58263-5
  • Hans Hirth: Grundzüge der Finanzierung und Investition, Oldenbourg Verlag, 2. Aufl., München 2008, ISBN 978-3-486-58759-3
  • Achim Pollert: Das Lexikon der Wirtschaft – Grundlegendes Wissen von A–Z, bpb, Bonn 2004, ISBN 3-89331-503-9
  • Volker Oppitz, Volker Nollau: Taschenbuch Wirtschaftlichkeitsrechnung., Carl Hanser, München 2003, ISBN 3446224637

Weblinks

Belege

  1. a b Blanchard/Illing (2004), Makroökonomie, 3.Auflage, München: Pearson Studium.
  2. a b c d Pollert/Kirchner/Polzin (2004), Das Lexikon der Wirtschaft – Grundlegendes Wissen von A–Z, 2. Auflage, Bonn: bpb, Stichwort: Investition.
  3. a b Buscher (2006), Wirtschaft heute, Bonn: bpb, Stichwort: Investition.

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