Investitionsstau

Investitionsstau

Als Investitionsstau wird ein Zustand bezeichnet, wenn notwendige Investitionen über einen längeren Zeitraum unterlassen wurden. Es handelt sich um eine Metapher.

Um über die Zeit eine gleichbleibende Substanz zu erhalten, ist es grundsätzlich notwendig, Investitionen in Höhe der jeweiligen Abschreibungen vorzunehmen. Liegen die Investitionen niedriger, stellt dies Desinvestition dar. Ist eine Desinvestition nicht gewünscht, so sind die notwendigen Investitionen zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Der Investitionsbedarf staut sich auf. Ebenfalls von einem Investitionsstau spricht man, wenn als notwendige erachtete Erweiterungsinvestitionen unterbleiben.

Entsprechend spricht man von Modernisierungsstau, wenn notwendige Modernisierungsmaßnahmen nicht vorgenommen worden sind (und künftig nachgeholt werden müssen).

Unternehmensbewertung

Bei der Unternehmensbewertung spielt der Gewinn des Unternehmens eine zentrale Rolle. Während im Substanzwertverfahren ein Investitionsstau über die niedrigeren Buchwerte der Anlagen automatisch zu einer Reduzierung des Unternehmenswertes führt, muss beim Ertragswertverfahren darauf geachtet werden, dass der Gewinn nicht durch einen Verzicht auf notwendige Investitionen überzeichnet wird. Ein deutlich von 1 abweichendes Marktwert-Buchwert-Verhältnis kann ein Hinweis auf einen Investitionsstau sein.

Gesamtwirtschaftlicher Investitionsstau

Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene kommt es zu einem Investitionsstau wenn administrierte Preise unterhalb der Marktpreise festgelegt werden. Da in diesem Fall die Produktion der entsprechenden Güter und Dienstleistungen nicht mehr lohnend ist, wird die Investition in Anlagen zur Herstellung dieser Güter reduziert. Die bestehenden Kapazitäten werden weiter genutzt, verfallen aber mangels Ersatzinvestitionen. Ein typisches Beispiel sind die Wohnungsmärkte. Vielfach wurden die Mietpreise hier künstlich niedrig festgelegt. Die Folge war eine Reduzierung der Wohnungsbauinvestitionen.

Zur Überwindung von Investitonsstaus können, so Peter Bofinger, „konjunkturgerechte Wachstumsprogramme“ dienen.[1]

Einzelnachweise

  1. C. Brönstrup, A. Burchard, S. Vieth-Entus, R. Woratschka: „Wo ist der Investitionsstau am größten? Deutschland ist in einer Rezession. Staatliche wie private Investitionen könnten helfen. Aber wohin müsste das Geld fließen?“, Der Tagesspiegel Online, 14. Dezember 2008

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