- Irlahülltunnel
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Der Irlahülltunnel ist nach dem Euerwangtunnel der zweitlängste Eisenbahntunnel der Schnellfahrstrecke Nürnberg–Ingolstadt–München. Seinen Namen bekam er von der Ortschaft Irlahüll (Teil der Gemeinde Kipfenberg), welche der Tunnel unterquert.
Mit einer Länge von 7.260 Metern (Strecken-km 59,564 bis 66,824) ist er der fünftlängste in Betrieb befindliche Eisenbahntunnel in Deutschland (nach dem Landrückentunnel, dem Mündener Tunnel, dem Euerwangtunnel und dem Dietershantunnel).
Die Röhre nimmt zwei Gleise in Fester Fahrbahn auf, die planmäßig mit einer Geschwindigkeit von bis zu 300 km/h befahren werden können. Die Gleise im Tunnel sind mit „Liakustik“-Schallabsorbern ausgekleidet, um den Tunnelknall zu vermeiden. Trotz dieser Maßnahme kann man am Südportal bei ICE 3-Zügen mit 300 km/h einen leichten Tunnelknall vernehmen.
Inhaltsverzeichnis
Verlauf
Im Tunnel steigt die Strecke in Nord-Süd-Richtung auf einer Länge von 6,2 Kilometern mit 18 Promille Steigung um 115 Höhenmeter – von etwa 380 auf rund 500 Meter – an. Die Röhre verläuft weitgehend gerade, in der Nähe des Nordportals wurde eine Kurve in nordwestlicher Richtung trassiert.
Im Bereich des Nordportals unterquert der Tunnel die Bundesautobahn 9. Es ist neben dem Stammhamtunnel die zweite Unterquerung der Fernstraße. Unmittelbar nördlich schließt sich der Regionalbahnhof Kinding (Altmühltal) mit der Altmühltalbrücke an. Eine Besonderheit sind die Bahnsteiggleise, die noch im nördlichen Tunnelportal an Weichen von den beiden Hauptgleisen abzweigen. In der Nähe des Südportals liegt das Unterwerk Denkendorf, eines von zwei Umspannwerken der Schnellfahrstrecke.
Aufgrund der starken Steigung können die Züge Richtung Ingolstadt/München ihre Höchstgeschwindigkeiten in der Regel nicht halten. So verlässt ein mit 300 km/h am Nordportal eingefahrener ICE 3, selbst bei maximaler Traktion, das obere (südliche) Portal mit „nur“ etwa 270 km/h. In Richtung Nürnberg fahrende Züge erreichen im „Irlahüll“ dagegen in der Regel erstmals ihre Höchgeschwindigkeit (beim ICE 3: 300 km/h).
Sicherheitskonzept
Das Bauwerk ist mit neun Notausgängen ausgestattet, die in drei Stollen und zwei (vertikale) Schächte münden.
Die Notausgänge im Einzelnen:
- Der nördlichste Notausgang 1 führt beim Strecken-km 60,594 nach einem 12 m langen Gang mit Schleuse über einen 385 m langen begehbaren Stollen in süd-westlicher Richtung aus dem Fahrtunnel. An die Oberfläche tritt die Röhre bei 48° 58′ 46″ N, 11° 23′ 33″ O48.97947222222211.392555555556, an der Verbindungsstraße zwischen Kinding und Kemathen (Ortsteil der Gemeinde Kipfenberg)
- Weiter südlich führt an derselben Straße Notausgang 2 bei 48° 58′ 32″ N, 11° 23′ 45″ O48.97558333333311.395888888889 an die Oberfläche. Den Fahrtunnel beim Strecken-Km 61,564 verlassend führt ein befahrbarer Stollen von 745 m Länge in nord-westlicher Richtung aus der Röhre. Ebenfalls ist eine 12 m lange Schleuse vorgeschaltet.
- Die Notausgänge 3a (Km 62,564), 3b (Km 62,964) und 4 (Km 63,589) sind über einen westlich parallel zum Fahrtunnel verlaufenden befahrbaren Parallelstollen von 1019 m Länge miteinander verbunden; zwei Schleusen sind in dem Stollen installiert. In der Nähe des Notausgangs vier führt ein 560 m langer befahrbarer Stollen bei 48° 57′ 31″ N, 11° 25′ 12″ O48.95861111111111.42 an der Straße zwischen Kipfenberg und Buch (Ortsteil ebendieser Gemeinde) westlich der A 9, an die Oberfläche.
- Der nördlich gelegene Ausgang 5a (Km 64,562) und der südlich gelegene 5b (Km 64,687) sind über einen 138 m langen östlich parallel zum Fahrtunnel verlaufenden begehbaren Stollen miteinander verbunden. Auf Höhe des Ausgangs 5a führt ein 49 m hoher runder Schacht von 8,0 m Durchmesser an die Oberfläche. Die Oberfläche wird bei 48° 57′ 24″ N, 11° 26′ 2″ O48.95652777777811.433833333333 zwischen Gelbelsee und Buch (Gemeinde Kipfenberg) erreicht.
- Die beiden südlichsten Ausgänge aus dem Fahrtunnel, 6a (Km 65,687) und 6b (Km 65,824), sind über einen 150 m langen begehbaren östlich parallel zur Röhre verlaufenden Stollen miteinander verbunden. Auf Höhe des Ausgangs 6a führt ein runder Schacht von 34 m Höhe und 8,0 m Durchmesser bei 48° 56′ 56″ N, 11° 26′ 37″ O48.9487511.443638888889 am Ortsrand von Gelbelsee an die Oberfläche.
Die beiden Schächte wurden aufgrund ihrer Höhe von über 30 m mit einem Aufzug ausgerüstet. Einschließlich der Parallelstollen wurden insgesamt 2.960 Meter Rettungsstollen angelegt.
Über das Nordportal führt eine Straße. Zum Schutz vor herabfallenden Ladungsteilen von Lkw wurden dabei neben Schutzplanken drei Meter hohe Stahlplanken errichtet (so genanntes Ladungs-Abwurf-Rückhalte-System, LARS). Die Sicherheitsbeleuchtung ist im Regelbetrieb ausgeschaltet.
Siehe auch: Sicherheitskonzept der Strecke
Geschichte
Planung
Der Tunnel gehört zum 18,4 km und 327 Millionen Euro teuren Baulos Mitte der Schnellfahrstrecke, mit dessen Realisierung das Unternehmen Hochtief beauftragt wurde.[1]
Bau
Der einröhrige Tunnel gehörte zum Baulos Mitte der Strecke und wurde in Spritzbetonbauweise bergmännisch errichtet.
Bereits 1995 wurde im Rahmen einer geologischen Erkundung der spätere mittlere Notausgangsstollen vier mit einer Länge von 560 Metern aufgefahren. Ende November 1998 fand die erste vorbereitende Sprengung statt. Der Vortrieb erfolgte ab März 1999 vom Erkundungsstollen in beide Richtungen. Ab Mai des gleichen Jahres wurde ein Voreinschnitt am Südportal, einen Monat später auch vom Norden gebaut. Das Nordportal wurde in offener Bauweise errichtet, die anschließende Unterfahrung der A9 erfolgte im Ulmenstollenvortrieb.
Der bergmännische Vortrieb erfolgte ab Mitte Juni 1999 im Süden und ab Mitte Oktober im Norden. Der Durchschlag zwischen dem Zwischenangriff (Notausgang 4) und dem Nordabschnitt erfolgte Mitte Juli, im Südabschnitt am 13. November 2000[2]. Der symbolische Baubeginn war bereits im September 1999 gewesen. Die Bauarbeiten sollten dabei Anfang 2003 abgeschlossen werden[1]
Die Angriffe für die nördlichen Notausgänge 1 (385 m) und 2 (745 m) erfolgten ab Juli und August 1999. Der Vortrieb im Bereich Süd wurde Ende 2000 abgeschlossen. Ab Dezember 2000 erfolgte eine Karstsanierung.
Karstproblematik
Ein besonderer Hinweis gilt den schwierigen geologischen Bedingungen. Der Irlahülltunnel führt durch ca. 5,5 Kilometer karstanfälliges Kalkgestein. Die Verkarstung des Jurakalksteins war in diesem Bereich sehr viel ausgeprägter und häufiger anzutreffen als dies die Vorerkundungen hatten vermuten lassen. Im Zuge des Vortriebes stieß man immer wieder auf Karsthöhlen. An einer Stelle kamen Höhlenforscher zum Einsatz, die sich in einen 48 m seitlich unterhalb der Kalottensohle liegenden Karsthohlraum abseilten und dort auf einen unterirdischen Bach stießen[3]. Die Hohlräume wurden entweder mittels Injektion verfüllt oder mit Beton verplombt, um die Statik des Tunnels dauerhaft zu sichern.
Durch diese Maßnahmen verzögerte sich die Fertigstellung des Tunnels. Die aufwendige Tunnelbauweise sowie höhere Sicherheitsauflagen beim Brand- und Katastrophenschutz trieben die Gesamtkosten für den Irlahüll-Tunnel in die Höhe. Es werden ca. 100 Millionen Euro netto[4] angegeben.
Neben dem Irlahülltunnel gab es auch beim Bau der Tunnel Stammham und Geisberg Probleme mit Verkarstung.
Aufgrund des stark kalkhaltigen Wassers in der Umgebung des Tunnels ist eine stetige Spülung und Überprüfung der Drainage erforderlich. Zu diesem Zweck befährt nachts regelmäßig ein Zweiwegefahrzeug das westliche Gleis.
Siehe auch
Weblinks
Commons: Irlahülltunnel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Irlahülltunnel. In: Structurae.
- Baugrunderkundung für Verkehrswege in Karstgebieten (pdf, 4,18 MB)
Einzelnachweise
- ↑ a b Hochtief: Geschäftsbericht 1999, S. 47
- ↑ ICE-Neu und Ausbaustrecke Nürnberg - München − Stand der Baumaßnahmen im Juni 2005 Informationsblatt der DB ProjektBau, Nürnberg
- ↑ Peter Wegerer: Bewältigung der Karstproblematik bei der NBS Nürnberg--Ingolstadt. In: Eisenbachtechnische Rundschau, 52 (2003), Ausgabe 4, S. 182–191
- ↑ Projektbeschreibung des Irlahülltunnel Laabmayr & Partner
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