Ismaelitische Schiiten

Ismaelitische Schiiten

Die Ismailiten sind eine islamisch-schiitische Glaubensgemeinschaft, und bilden als so genannte Siebener-Schiiten einen Zweig der Schiiten. Die etwa 18 Millionen Ismailiten leben heute vorwiegend in Indien (v.a. in den Bundesstaaten Gujarat und Maharashtra), Pakistan (cf. Hunza), Afghanistan, Tadschikistan, Syrien, Jemen, Iran, Oman, Bahrain, Osttürkei, Ostafrika sowie verstreut in der westlichen Welt; insgesamt in mehr als 25 Ländern der Erde.

Inhaltsverzeichnis

Strömungen und Untergruppen

  • heutige Gruppierungen
    • Nizaris (Khojas) siehe auch Aga Khan - in den oben genannten Staaten außer im Jemen
    • Bohras (Musta‘lis)
      • Dawudi Bohras (auch Da'udi oder Dawoodi geschrieben) - in Indien, Pakistan und im Jemen
      • Sulaymani Bohras - im wesentlichen im Jemen
      • Aliyya Bohras
  • historische Gruppierungen
  • aus den Ismailiten hervorgegangene Gruppierungen

Geschichte

Die Ismailiten bildeten sich zur Zeit der Herrschaft der Abbasiden. Der in Folge des Todes des sechsten schiitischen Imams im Jahre 765 entstandene Nachfolgestreit führte zur Abspaltung der Ismailiten. Sie traten in Syrien und Persien auf und verfochten wie die anderen Schiiten auch die Rechte der Nachkommen Alis, nach dessen Urenkel im siebenten Glied, Ismail ibn Djafar, sie sich nannten. Ursprünglich vertraten sie die Lehre einer Abfolge von sieben Imamen. In der Folgezeit jedoch entstanden verschiedene Strömungen und Richtungen.

Die Ismailiten vertraten Geheimlehren, die auf ihre Anhänger große Anziehungskraft ausübten, aber andererseits auch für ihre sunnitischen Gegner angreifbar machte. Vieles, was im Orient verbreitet wurde, sind nichts als Verleumdungen der sunnitischen Mehrheit; die Lehren der heute ausgestorbenen ismailitischen Zweige sind kaum bekannt. Die Ismailiten sahen sich, auch aufgrund ihres revolutionären Gebarens, starken Verfolgungen der Sunniten ausgesetzt.

Aber auch seitens der Imamiten oder Zwölfer Schiiten wurden sie mit großer Skepsis beobachtet.

Einen qaramitisch-ismailitischen Staat gab es in Bahrain und Oman im 9. Jahrhundert. Im 10. Jahrhundert gründeten die Fatimiden ihren Staat in Nordafrika, der zum Kalifat ausgerufen wurde. 969 wurde von ihnen Ägypten erobert und Kairo gegründet.

Von den Fatimiden stammen die heute noch existierenden Hauptzweige der Ismailiten ab. Im Jahre 1094 spalteten sie sich in die Nizaris und die Musta'lis. Aus den Ismailiten gingen nach dem Tode des Kalifen Hakim 1021 die Glaubensgemeinschaften der Drusen hervor, die nicht an den Tod dieses Kalifen glaubten. In der Folgezeit entfernten sich die Drusen immer mehr von den Hauptrichtungen des Islams, so dass sie heute nicht mehr als Muslime betrachtet werden.

Glaube

Das theologische System der Ismailiten ist wesentlich offener als das der meisten anderen Muslime. Manche sehen Elemente des Gnostizismus und des Neuplatonismus darin. Ebenso gibt es äußerliche Gemeinsamkeiten mit dem Hinduismus, etwa was die sakrale Musik betrifft. Der Koran wird weitgehend allegorisch ausgelegt. Auf diese Weise werden über den Text hinausgehende Botschaften des Korans entschlüsselt. Hier bestehen Gemeinsamkeiten mit den Sufis (islamische Mystiker) und den Imamiten.

Es gibt in dem liberalen Glaubensansatz dennoch gewisse Glaubensgrundsätze, wie beispielsweise der Glaube an Allah und Respekt vor dem Land, in dem der Einzelne lebt, doch die Auslegung des Korans bleibt jedem selbst überlassen. Wer es sich leisten kann, zahlt ein Fünftel seines Einkommens (den "Chums") in die vom Imam verwaltete Gemeinschaftskasse, die unter anderem Entwicklungsprojekte fördert.

Allgemein anerkannte Imame aller Ismailiten

siehe auch Imam

Die sieben Imame der Ismailiten:

0. Ali ibn Abi Talib (gest. 661)
1. Hasan ibn 'Alī
2. Al-Husain (gest. 680)
3. Ali Zain al-Abidin (gest. um 713)
4. Muhammad al-Baqir (gest. um 733)
5. Djafar as-Sadiq (gest. 765)
6. Ismail ibn Djafar (gest. 755)
7. Muhammed ibn Ismail

Die Qaramitah glaubten an den im Verborgenen lebenden siebenten Imam. Diese Tradition wird heute von den Bohras in Bombay fortgeführt. Dem gegenüber wurden und werden von den Nizaris weitere Imame anerkannt.

Ali ibn Abi Talib ist ein Sonderfall und wird nicht mitgezählt. Diese Konfessionsgruppe wird als Ismailiten bezeichnet, obwohl sie nicht Ismail selbst, sondern dessen Sohn Muhammed ibn Ismail als Mahdi betrachten. Diesen Namen verdanken sie dem Umstand, dass sie im Gegensatz zu der verbreiteten Zwölfer-Schia die Imamitische Reihe über Ismail weiterführen lassen. In der Folgezeit haben sie selber diese Bezeichnung für sich verwendet.

Geistliches Oberhaupt

Das geistliche Oberhaupt der Nizaris ist der Aga Khan, der sich mit gemeinnützigen Projekten weltweit engagiert. Prinz Karim Aga Khan IV. ist der 49. Imam. Er soll in direkter Linie vom Propheten Mohammed abstammen.

Literatur

  • Farhad Daftary: The Isma‘ilis: Their History and Doctrines. Cambridge 1990. ISBN 0-521-37019-1 (Hardcover) oder ISBN 0-521-42974-9 (Paperback)
    • Deutsche Übersetzung: Daftary, F: Kurze Geschichte der Ismailiten: Traditionen einer muslimischen Gemeinschaft, Würzburg 2003. ISBN 3-89913-292-0
  • Farhad Daftary: Ismaili Literature: A Bibliography of Sources and Studies, I. B.Tauris 2004, ISBN 1-85043-439-5

Weblinks


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