- Ivabradine
-
Strukturformel Allgemeines Freiname Ivabradin Andere Namen IUPAC: 3-{3-[((S)-3,4-Dimethoxybicyclo [4.2.0]octa-1(6),2,4-trien-7-ylmethyl) methylamino]propyl
Summenformel C27H36N2O5 CAS-Nummer 155974-00-8 PubChem 132999 ATC-Code C01EB17
Arzneistoffangaben Wirkstoffklasse [[If-Kanal-Hemmer]]
Fertigpräparate - Corlentor® (A)
- Procoralan® (A, CH, D)
Verschreibungspflichtig: Ja Eigenschaften Molare Masse 468,59 g·mol−1 Sicherheitshinweise Gefahrstoffkennzeichnung
unbekanntR- und S-Sätze R: ? S: ? Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Ivabradin (engl.: Ivabradine) ist ein Arzneistoff mit ausschließlich herzfrequenzsenkender Wirkung. Es ist der Prototyp einer neuen Substanzklasse (If-Kanal-Hemmer oder If-Inhibitoren) und führt am Herzen zu einer Verlangsamung des Pulses, ohne das Erregungsleitungssystem, die Muskelkraft des Herzens (Inotropie) oder den Blutdruck zu beeinflussen.
Ivabradin wird zur Behandlung der chronischen stabilen Angina Pectoris bei Patienten mit Sinusrhythmus eingesetzt, bei denen Betablocker kontraindiziert sind oder eine Unverträglichkeit für Betablocker vorliegt. Ivabradin hat am 31. Juli 2005 die Vermarktungsgenehmigung der europäischen Arzneimittel-Agentur (EMEA) und am 25. Oktober 2005 die europäische Zulassung erhalten. Am 2. Januar 2006 wurde das Präparat vom Hersteller Servier unter dem Markennamen Procoralan® in Deutschland auf den Markt gebracht.[1]
Inhaltsverzeichnis
Wirkungsweise
Ivabradin hemmt selektiv und spezifisch den If-Ionenstrom, der als intrinsischer Schrittmacher im Herzen die spontane diastolische Depolarisation im Sinusknoten kontrolliert und so die Herzfrequenz reguliert. Die kardialen Wirkungen sind spezifisch für den Sinusknoten und haben weder Einfluss auf intraatriale, atrioventrikuläre (PQ-Zeit) oder intraventrikuläre Leitungszeiten noch auf die myokardiale Kontraktilität (Herzmuskelkraft) oder ventrikuläre Repolarisation (QTc-Zeit). Auch die Hämodynamik und damit der Blutdruck bleiben konstant. Eine Wirkung auf harte klinische Endpunkte, wie Sterblichkeit oder Herzinfarkt ist im Gegensatz zu Betablockern nicht belegt.[1]
Darreichungsformen
Ivabradin steht in Filmtablettenform zur oralen Einnahme in den Wirkstärken 5 mg und 7,5 mg zur Verfügung.[1]
Nebenwirkungen
Als häufigste unerwünschte Arzneimittelwirkung traten bei 2–14,5 Prozent der Patienten dosisabhängig und rückbildungsfähig sogenannte Phosphene (Lichtwahrnehmungen im Sinne isolierter Aufhellungen im Gesichtsfeld) auf, die während (bei 77,5 Prozent der Patienten) oder nach der Behandlung wieder verschwanden. Dies liegt an der kompetitiven Hemmung einer Variation des If-Kanals, der sich in der Retina befindet. Auswirkungen einer Langzeitbehandlung über ein Jahr auf die Funktion der Netzhaut sind nicht bekannt. Bei Patienten mit Retinitis pigmentosa ist Vorsicht angebracht.[1] Im Vergleich zu Atenolol trat in den Zulassungsstudien unter Ivabradin vermehrt schwere koronare Herzerkrankung und andere schwere Nebenwirkungen sowie Todesfälle auf.[2]
Kontraindikationen
Ivabradin soll nicht eingesetzt werden bei[1]
- Überempfindlichkeit gegen Ivabradin,
- einer Ruhe-Herzfrequenz unter 60/min vor der Behandlung,
- kardiogenem Schock,
- akutem Myokardinfarkt,
- Hypotonie < 90/50 mmHg,
- schwerer Leberinsuffizienz,
- Sick-Sinus-Syndrom,
- SA-Block,
- Patienten mit Herzinsuffizienz NYHA-Klasse III-IV mangels vorliegender Daten,
- Patienten mit einer Herzschrittmacher-Abhängigkeit,
- instabiler Angina pectoris,
- AV-Block dritten Grades,
- Anwendung von starken Cytochrom P450 3A4-Hemmern wie Antimykotika vom Azoltyp (Ketoconazol, Itraconazol), Makrolidantibiotika (Clarithromycin, Erythromycin p. o., Josamycin, Telithromycin), HIV-Protease-Inhibitor en(Nelfinavir, Ritonavir) und Nefazodon,
- Schwangerschaft und Stillzeit.
Pharmakokinetik
Ivabradin wird nach oraler Einnahme schnell und fast vollständig resorbiert. Maximale Plasmaspiegel werden nüchtern nach etwa einer Stunde erreicht. Die Bioverfügbarkeit liegt bei etwa 40 Prozent (first-pass-effect). Durch Nahrung wird die Resorption um etwa eine Stunde verzögert. Ivabradin wird zu etwa 70 Prozent an Plasmaprotein gebunden.[1]
Ivabradin wird weitgehend in der Leber und im Darm über das Cytochrom P450 3A4 (CYP3A4) metabolisiert (verstoffwechselt) und mit einer effektiven Halbwertszeit von elf Stunden abgebaut.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f Procoralan: Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels, Stand: Juli 2008 auf der Website der Europäischen Arzneimittelagentur EMEA
- ↑ Wissenschaftliche Diskussion des Zulassungsberichtes der EMEA (engl.)
Bitte beachte den Hinweis zu Gesundheitsthemen!
Wikimedia Foundation.