Jagdschloss Platte

Jagdschloss Platte
Ansicht des Jagdschlosses Platte von Südwesten mit gläserner Dachkonstruktion

Das Jagdschloss Platte ist ein ursprünglich klassizistisches, ehemaliges Jagdschloss im hessischen Mittelgebirge Taunus bei Wiesbaden, das der nassauische Herzog Wilhelm I. 1823–1826 errichten ließ.

Im Zweiten Weltkrieg wurde es am 3. Februar 1945 bei einem Luftangriff bis auf die Außenmauern zerstört. Seit Ende der 1980er-Jahre wird es von einer Stiftung wieder aufgebaut. 2003 erhielt es ein modernes Glasdach.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Das Jagdschloss Platte steht im Naturpark Rhein-Taunus an der Nordgrenze des Stadtgebiets von Wiesbaden; direkt nördlich verläuft die Stadtgrenze von Taunusstein. Es befindet sich auf dem Taunushauptkamm auf der bewaldeten Platte (498 m ü. NN[1]), einer Hochfläche südwestlich der Kuppe des Bergs Steinhaufen (520,6 m ü. NN[1]). Die Bundesstraße 417 führt direkt nördlich am Schloss vorbei.

Geschichte

Ein Fest "auf der Platte" 1852. Der Großherzog hatte die 29. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte geladen. Noch zu sehen sind die 1913 entfernten bronzenen Hirsche
Jagdschloss Platte ca. 1910

Wiesbaden wurde 1806 Hauptstadt des Herzogtums Nassau. Bereits seit 1741 residierten die Grafen von Nassau-Weilburg im Schloss Biebrich am Rhein. Wilhelm von Nassau-Weilburg war nach dem Tod von Herzog Friedrich August 1816 und dem damit verbundenen Erlöschen der Linie Nassau-Usingen Herzog geworden. 1823 beauftragte er den Hofbaumeister Friedrich Ludwig Schrumpf, in den Taunuswäldern nordwestlich der Stadt ein Jagdschloss zu errichten. Das Gebäude entstand auf der so genannten Platte, einer 500 Meter hohen Erhebung des Taunusrückens. In der Folge wurde das Schloss vorwiegend in den Sommermonaten genutzt, zahlreiche prominente Gäste waren hier zu Besuch, darunter der russische Zar Alexander II., Zarin Maria Alexandrowna und Kaiserin Eugénie von Frankreich. Nach dem Bau des Wiesbadener Stadtschlosses und dem Tod Wilhelms wurde das Schloss von seinem Sohn Adolf weitergenutzt, bevor nach der Niederlage im Preußisch-Österreichischen Krieg 1866 Nassau von Preußen annektiert und der Herzog seines Amtes enthoben wurde. Das Jagdschloss Platte blieb jedoch in Adolfs Besitz, und als dieser 1890 Großherzog von Luxemburg wurde, ging es in den Besitz des Staates Luxemburg über. Nachdem Adolf im Jahr 1905 gestorben war, verkaufte es Luxemburg dann für 400.000 Goldmark 1913 an die Stadt Wiesbaden.

Im Zweiten Weltkrieg wurde im strategisch günstig gelegenen Schloss hoch über Wiesbaden eine Flugabwehrleitstelle untergebracht, welches dem Gebäude in der Nacht vom 2. auf den 3. Februar 1945 zum Verhängnis wurde: ein Angriff durch die britischen Luftwaffe zerstörte es fast vollständig, nur die Außenmauern blieben stehen.

Die Ruine verfiel in den Folgejahren zunehmend. Erst 1987 nahm sich eine Initiative, die heutige Stiftung Jagdschloss Platte e. V., des Schlosses an und machte es wieder nutzbar. Ab 1989 begannen die ersten Sicherungsarbeiten an der Ruine. Ab 1993 konnte sie für Hochzeiten, Partys und sonstige Veranstaltungen genutzt werden.

Die Stiftung hat jedoch das Ziel, das Schloss mit Hilfe von Spendengeldern vollständig wieder aufzubauen. 2003 wurde ein modernes Glasdach errichtet, welches das Gebäude weit auskragend überspannt und die historischen Formen zitiert.

Im Herbst 2006 wurde der Innenraum weiter ausgebaut. Seit April 2007 steht das Gebäude wieder für Veranstaltungen zur Verfügung.

Architektur

Das Jagdschloss Platte mit der gläsernen Dachkonstruktion

Das Jagdschloss Platte wurde in klassizistischem Stil errichtet. Es hatte einen quadratischen Grundriss, eine klare kubische Form und vier zurückhaltende Schauseiten, die jeweils durch einen Mittelrisalit mit flachem Giebel geschmückt waren. Auf der Südseite wurde der Mittelrisalit durch ionische Säulen hervorgehoben. Auf dem Dach in Form eines Pyramidenstumpfs gab es eine Aussichtsplattform, von der man den Wiesbadener Talkessel und die Rheinebene überblicken konnte. Heute führt eine Treppe zu einer längs des Dachfirstes verlaufenden Brücke, die vom Nordende des Gebäudes bis zum Südende führt. Neben einem guten Überblick in das Gebäudeinnere hat man am Südende einen guten Aussichtspunkt auf die Stadt Wiesbaden. Aus statischen Gründen sollen sich nicht mehr als 30 Personen auf der Brücke aufhalten.

Einer der beiden nachgegossenen Hirsche vor dem Jagdschloss

Im Inneren war zentral das Treppenhaus angeordnet, dessen zweiläufige Wendeltreppe von einer Kuppel nach dem Vorbild des römischen Pantheons überspannt wurde. Die 54 Räume auf drei Ebenen gruppierten sich um dieses Treppenhaus. Die Zimmer waren prachtvoll ausgestattet, das Empfangszimmer des Herzogs enthielt ausnahmslos Möbel, die aus Hirschgeweih gefertigt waren.

Der Haupteingang war bis 1913 von zwei Bronzehirschen flankiert, die der Bildhauer Christian Daniel Rauch geschaffen hatte. Durch die Veräußerung des Schlosses kamen die beiden Plastiken zunächst nach Schloss Hohenburg und wurden 1953 wegen dessen Verkaufs in der Einfahrt des Schlosses Fischbach, dem Alterssitz von Großherzog Jean, in Luxemburg aufgestellt.[2] Ende 2007 konnte auf Betreiben der Stiftung Jagdschloss Platte erreicht werden, dass die beiden Plastiken als Kopien zurückkehren können.[3] Das Haus Nassau in Luxemburg stellt dafür 27.000 Euro als Sockelbetrag zur Verfügung, weitere 50.000 Euro wurden durch Spender und Sponsoren finanziert. Am 6. August 2010 wurden die von der Kunstgießerei Plein in Speicher (Eifel) hergestellten Kopien der beiden Bronzehirsche enthüllt[4][5].

Siehe auch

Literatur

  • Schlösser, Burgen, alte Mauern. Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990, ISBN 3-89214-017-0, S. 376f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Kartendienste des BfN
  2. Pierre Even: Die Bronzehirsche vom Jagdschloss Platte - in Luxemburg, in Wiesbadener Leben, Verlag Chmielorz GmbH, Wiesbaden Juli 1990, S. 29
  3. Manfred Gerber: Die Hirsche kehren zurück, in Wiesbadener Kurier, Ausgabe vom 31. Dezember 2007
  4. Manfred Gerber: Hirsche der Herzöge kehren heim, in Wiesbadener Kurier, Ausgabe vom 29. Juli 2010
  5. Platzhirsche auf der Platte, in Wiesbadener Kurier, Ausgabe vom 6. August 2010
50.1341666666678.2202777777778

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