- Jagernath Lachmon
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Jagernath Lachmon (* 21. September 1916 in Nickerie, Suriname; † 19. Oktober 2001 in Den Haag, Niederlande) war ein surinamischer Politiker von hindustanischer Abstammung. Seine Eltern kamen als Kontraktarbeiter aus Uttar Pradesh nach Suriname. Sein Vater wurde Koch auf der Plantage Waterloo im Distrikt Nickerie und seine Mutter arbeitete in den Zuckerrohrfeldern. Nach Ablauf der Kontraktzeit starteten sie einen kleinen Bauernhof mit Milchkühen in der Umgebung von Nieuw-Nickerie.
Leben und Beruf
Im Alter von 13 Jahren zog Lachmon zur weiteren Schulausbildung nach Paramaribo und machte den Realschulabschluss. Dem Rat der Schule folgend, beschloss er Advokat zu werden. Da in dieser Zeit in Suriname kein Jurastudium möglich war, konnte man diesen Beruf nur über ein Praktikum erlernen. Nach längerem Suchen fand er im Büro von Julius Caesar de Miranda, einem Juristen der in den Niederlanden studiert hatte- und Politiker kreolischer Herkunft einen Ausbildungsplatz. Das ein Kreole bereit war einen Hindustan auszubilden, machte großen Eindruck auf den jungen Lachmon und legte den Grundstein für sein Streben nach Ausgleich, vor allem zwischen den beiden größten ethnischen Bevölkerungsgruppen.
Er wurde der erste Advokat hindustanischer Abstammung in Suriname und eröffnete 1940 sein eigenes Büro in Paramaribo. Seine politische Karriere begann er in verschiedenen kleineren Gruppierungen die er Anfang 1949 mit der Gründung der Vooruitstrevende Hervormings Partij (VHP) (Fortschrittliche Erneuerungs-Partei) zur größten Hindustanischen Partei bündelte. Er blieb bis zu seinem Tode deren Vorsitzender. Bei den Wahlen 1949 zog er erstmals als Abgeordneter für die VHP in De Staten van Suriname (ab 1987 De Nationale Assemblèe), das Parlament ein. Von 1964 bis 1973 war er auch dessen Vorsitzender.
Im Gegensatz zu seinen politischen Widersachern Johan Adolf Pengel und seinem Nachfolger Henck A. E. Arron von der Nationalen Partei Suriname (NPS) war er eher zurückhaltend mit seinen Unabhängigkeitsbestrebungen von den Niederlanden. Die Pläne und Termine von Arron und dem Ministerpräsidenten der Niederlande, Joop den Uyl zur Souveränität von Suriname gingen ihm zu schnell und waren ihm zu wenig ausgereift. Aus seiner Sicht war vor allem die Frage der Wahl der Nationalität von Surinamern unzureichend geklärt und allgemein befürchtete er die Unterdrückung der Hindustanen durch die Kreolen. Die Gegensätze zwischen den überwiegend kreolischen Nationalisten mit der Forderung: Unabhängigkeit ultimo 1975- und der Haltung der VHP mit Lachmon als größtes Sprachrohr der Hindustanen: Unabhängigkeit besser vorbereiten, führte zu großen Spannungen, die durch Brandstiftungen in der Hauptstadt sichtbar wurden. Kurz vor dem benannten Termin kam es dann doch zur Versöhnung zwischen Arron und Lachmon, die einen dramatischen Höhepunkt erfuhr, als diese politischen Opponenten einander am 19. November 1975, also 6 Tage vor der proklamierten Unabhängigkeit, im Parlament umarmten.
Nach der Machtergreifung durch die Militärs im Februar 1980 kam ein Ende an der parlamentarischen Demokratie in Suriname. Dieser Zustand dauerte bis 1987 als zum ersten Mal nach dem Militär Coup wieder freie und geheime Wahlen abgehalten werden konnten. Diese Wahlen waren nach Verhandlungen mit den Militärmachthabern möglich geworden an denen auch Lachmon entscheidend mitgewirkt hatte. Die VHP wurde Regierungspartei- und Lachmon erneut Vorsitzender des Parlaments (De Nationale Assemblèe). Am 1. August 1996 richtete ein weiterer Brand in Paramaribo verheerenden Schaden an. An diesem Tag ging ein historischer Gebäudekomplex, einschließlich des seit Anfang des 20. Jahrhunderts als Parlament genutzten Gebäudes an der Gravenstraat (heute Henck Arronstraat) in Flammen auf. Hierbei gingen auch wichtige Dokumente aus dem Büro des Parlamentsvorsitzenden Lachmon verloren.
Insgesamt wurde er fünf mal zum Parlamentsvorsitzenden gewählt und 1999 als am längsten amtierender Mandatsträger der Welt in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen.
Jagernath Lachmon starb in einem Hotelzimmer in Den Haag, während eines offiziellen Besuches an die Niederländische Regierung als Vorsitzender einer Parlamentsdelegation von Suriname. Sein Leichnam wurde am 25. Oktober 2001 in Paramaribo eingeäschert.
Zu seinen Ehren wurde vom surinamischen Künstler Erwin de Vries ein Standbild gefertigt, das auf dem Unabhängigkeitsplatz von Paramaribo seinen Platz fand.
Literatur
- C. F. A. Bruijning, J. Voorhoeve (red.): Encyclopedie van Suriname, Amsterdam u. Brussel 1977, B. V. Uitgeversmaatschappij Argus Elsevier, ISBN 9010018423
- Evert Azimullah: Jagernath Lachmon, Uitgever (Verlag) Vaco-Press, Paramaribo 1986, ISBN 9991495045
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