Jamaat-e-Islami

Jamaat-e-Islami
Parteiflagge der Jamaat-e-Islami

Die Jamaat-e-Islami (Urdu: جماعتِ اسلامی, „Islamische Gemeinschaft“, JI) ist eine islamisch-politische Bewegung, die am 26. August 1941 in Lahore von Sayyid Abū l-A’lā al-Maudūdī als pakistanische Partei gegründet wurde. [1] Heute ist sie eine der größeren Bestandteile einer Koalition religiöser Parteien, der Muttahida Majlis-e-Amal, in Pakistan. Ihre Mitglieder werden oft, gewöhnlich von anderen, als „Jamaatis“ bezeichnet. Neuerdings ist es auch als Adjektiv gebraucht zur Bezeichnung einer gewissen politischen Sichtweise oder Haltung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Zweck der Jamaat war die Propagierung islamischer Werte und Praktiken in Südasien. 1947 wurde das Ziel der Jamaat-e-Islami von Maudoodi neu definiert als die Errichtung eines islamischen Staates in Pakistan. Nach der Unabhängigkeit (von Indien) sammelten sich die Teile der Bewegung, die in Indien verblieben, in eine separate Bewegung mit dem Namen Jamaat-e-Islami Hind.

Die Jamaat-e-Islami ist eine elitäre Partei der Mittel- und Oberschicht Pakistans mit zahlreichen Anhängern in Armee, Polizei und Geheimdienst. [2] Bei den Parlamentswahlen in Pakistan vom 20. Oktober 2002 errang die Muttahida Majlis-e-Amal, deren Bestandteil die Jamaat-e-Islami ist, 11,3 Prozent der Stimmen und 53 von 272 Parlamentssitzen.


Aktivitäten

Die Jamaat ist sehr aktiv auf dem Gebiet der missionarischen Bemühungen (Da'wa), islamischer Erziehung (Tarbiyya) und Organisation (Tanzim) in beinahe allen Bereichen Pakistans. Sie hat eine starke Basis in jeder Provinz und ist weiter strukturiert in Distrikt, Städte, Dörfer und Stadtteile. Die Jamaat hat ebenfalls ihre Vereinigungen für Ärzte, Lehrer und Arbeiter und ebenfalls im weiblichen Flügel der Jamaat, die Halqa Khawateen (Frauenkreis).

In Pakistan

Die JI ist, als wohl die einflussreichste religiöse Partei Pakistans, eine lautstarke Opposition gegen den säkularen Staat. Die Partei vertritt ein die islamische Frühzeit glorifizierendes, auf staatlich-autoritäre Durchsetzung fixiertes Bild eines alle Lebensbereiche umfassenden, von Elementen der südasiatischen Alltagskultur gereinigten, Islam. Obwohl ihr parlamentarischer Einfluss immer begrenzt blieb, setzte die Kaderpartei durch ihre Massenkampagnen viele der „islamischen“ Verfassungszusätze und die Verfolgung der Ahmadiyya als unislamisch durch.

Nach dem Militärputsch 1979 unterstützte die JI zunächst die Islamisierungspolitik von General Zia ul-Haq. Um 1985 begann sie sich jedoch von der Regierung abzusetzen, weil sie zusehends unpopulär wurde. Besonders in Karatschi wandten sich zahlreiche Anhänger von der Partei ab, weil sie als von Panjabern dominiert erschien.

1997 boykottierte die Partei die Wahlen. Bei den Wahlen 2002 schloss sie ein Bündnis mit anderen religiösen Parteien, dass jeweils ein Viertel der Stimmen und Sitze gewinnen konnte. Sie selbst gewann ihre Mandate in den Großstädten des Punjab, Islamabad und Karatschi.

Die Studentenorganisation der JI (Anjuman-i Talaba-i Islam) liefert sich oft handgreifliche Auseinandersetzungen mit den entsprechenden Organisationen anderer Parteien. Das Institute for Policy Studies gilt als Denkfabrik der JI.

In Indien

Der indische Zweig der Partei verlegte sich nach 1947 auf Bildungs- und Missionsaktivitäten, da eine indische Partei, die nur die Minderheit der Muslime repräsentierte, völlig chancenlos wäre.

In der Diaspora

Durch die Auswanderung südasiatischer Muslime in westliche Länder sind Ableger entstanden. Der Ableger der JI in Großbritannien heißt UK Islamic Mission mit der Denkfabrik Islamic Foundation, beide in Leicester ansässig, und der Islamic Circle of North America.

Terroristische Verbindungen

Der US-Kongressreport von 1993 stellt fest, dass Hizbul Mujahideen unterstützt wurde von der Jamaat-e-Islami und mit ihr auch eng verbunden ist, „from which they receive funding, weapons and training assistance beyond the ISIs contribution. Following the organizational principles recommended by Tehran and Khartoum, the movement has transformed into the Kashmiri Jamaat-e-Islami, under Abdul-Majid Dar, with a quasi-legal character emphasizing educational and social activism, with the Hizbul Mujahideen as the clandestine terrorist arm.“ Bezüglich des Trainings von islamischen Terroristen in Kaschmir stellt der Bericht fest, „Islamist indoctrination and other assistance is provided the Jamaat-i-Islami of Pakistan.“ [3]

GlobalSecurity.org berichtet, dass Hizbul Mujahideen 1989 in den Tälern Kaschmirs gegründet wurde „as the militant wing of the Jamaat-e-Islami at the behest of the Inter-Services Intelligence (ISI), Pakistan´s external intelligence agency, to counter the Jammu and Kashmir Liberation Front (JKLF), which had advocated complete independence of the State.“ [4]

Khurshid Ahmed schreibt auf Jamaat.org, „The reason of war is Islamic forces´ meddling in Kashmir where religious parties´ role, and particularly of Jamaat-e-Islami, is highlighted. Collaboration and cooperation between the military and the Islamic forces is held responsible for the situation.“ [5]

Die Times of India berichtete „The Hizbul Mujahideen had borne the brunt of counter-insurgency operations for the past two years. He also found its political wing, the Jamaat-e-Islami, and its ameer, Ghulam Mohammed Butt, stressing the necessity for dialogue.“ [6]

Die Jugendorganisation der Jamaat-e-Islami (Islami Jamiat-e-Talaba, IJT) setzte ein Kopfgeld von 7000 Euro auf die dänischen Karikaturisten aus. [7]

Fußnoten

  1. GlobalSecurity.org: Jamaat-e-Islami
  2. Jungle World: Der Countdown beginnt. Islamisten und andere Oppositionsgruppen wollen den pakistanischen Militärherrscher Musharraf stürzen.
  3. The New Islamist International: Task Force on Terrorism & Unconventional Warfare Report February 1, 1993
  4. GlobalSecurity.org: Hizb-ul-Mujahideen (HM)
  5. Jamaat-e-Islami Pakistan: [Pakistan: Crises and the Way Out]
  6. The Time of India: [Why the Hizb talked and why it´ll talk again]
  7. Die Zeit: Allah und der Humor

Literatur

  • Mumtaz Ahmad (1991): Islamic Fundamentalism in South Asia. The Jamaat-e-Islami and the Tablighi Jamaat, in: Fundamentalisms observed, hg. von Martin E. Marty und R. Scott Appleby, Chicago, S. 457-530
  • Kalim Bahadur (1977): The Jamaat-e-Islami of Pakistan. Political Thought and Political Action, New Delhi
  • Sayyid Abul A´la Maudoodi (1969): The Islamic Law and Constitution, Lahore, 4. Auflage (Sammlung von Aufsätzen und Reden Maudoodis, hg. und eingeleitet von Kurshid Ahmad, seinem Nachfolger im Parteivorsitz)
  • Seyyed Vali Reza Nasr (1994): The Vanguard of the Islamic Revolution. The Jamaat-e-Islami of Pakistan, Berkeley/Los Angeles

Siehe auch

Weblinks


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