Streitkräfte Pakistans

Streitkräfte Pakistans
Flag of Pakistan.svg Streitkräfte Pakistans (Paki Askeri)
پاک عسکری
Flag of the Pakistani Army.svg
Führung
Oberbefehlshaber: Staatspräsident, derzeit Asif Ali Zardari
Verteidigungsminister: Kamuran Rasul
Militärischer Befehlshaber: Tarik Madschid
Militärische Führung: Joint Chiefs of Staff Committee
Sitz des Hauptquartiers: Rawalpindi
Militärische Stärke
Aktive Soldaten: 915.000 (2010) (Weltrang: 3)[1]
Reservisten: 813.000 (2007)
Wehrpflicht: keine
Wehrtauglichkeitsalter: 18
Haushalt
Militärbudget: 4,26 Mrd. US-Dollar (2005)
Anteil am Bruttonationaleinkommen: 4,5% (2006)
Geschichte
Gründung: 1947

Die Streitkräfte Pakistans (Urdu: ‏پاک عسکری‎ /Paki Askeri) sind das Militär von Pakistan. Pakistan arbeitet militärisch eng mit der Volksrepublik China zusammen und ist faktisch eine Atommacht.

Inhaltsverzeichnis

Budget

Der pakistanische Verteidigungshaushalt liegt mit 4,26 Milliarden US-Dollar (2005) weit unter dem der Nachbarstaaten Indien (19,04 Milliarden), China (81,48 Milliarden) und Iran (18 Milliarden). Nach Berichten der US-Zeitung New York Times im Dezember 2007 erhielt Pakistan durch die USA Militärhilfe im Umfang von jährlich rund 5,3 Milliarden US-Dollar für den Anti-Terrorkampf an der Grenze zu Afghanistan. Seit 2001 hat Pakistan etwa zehn Milliarden Dollar Unterstützung von den USA erhalten.[2] Ein Großteil der Gelder soll auch für die Entwicklung neuer Waffensysteme verwendet worden sein.[3] Im Rüstungsbereich wird eng mit chinesischen Unternehmen und der Volksbefreiungsarmee zusammengearbeitet.

Weitere Hilfsgelder und Investitionen in die pakistanische Rüstungsindustrie kommen aus Saudi-Arabien, weitgehend gesichert ist eine Beteiligung von Saudi-Arabien, welches das pakistanische Atom-Programm „zu einem nicht unerheblichen Teil finanziert hat“, inoffiziell wird von 50 Prozent gesprochen.[4]

Um im Rüstungswettlauf mit dem größeren Indien zu bestehen, wurde hochqualifiziertes und kampferfahrenes pakistanisches Militärpersonal über Jahrzehnte an reiche Staaten wie Saudi Arabien und die V.A.E vermietet.[5]

Aufbau und Führung

Die pakistanische Armee teilt sich in die drei klassischen Teilstreitkräfte auf, das Heer mit rund 550.000 Mann, die Luftstreitkräfte mit 45.000 Mann, die Marine und Küstenwache mit einer Mannstärke von 24.000.[6] Eine weitere 1999 von Pervez Musharraf eingeführte Teilstreitkraft ist das "Strategische Nuklear Kommando". Die Zahl der aktiven Soldaten beträgt 915.000. Dazu kommen 513.000 Reservisten und rund 300.000 Mann in paramilitärischen Einheiten. Insgesamt umfassen die Streitkräfte damit 1,43 Millionen Mann. Es handelt sich um eine reine Freiwilligenarmee, eine Wehrpflicht besteht nicht. Die pakistanischen Streitkräfte stehen damit an 3. Stelle, wenn die Streitkräfte aller Staaten nach ihre aktiven Personalstärke sortiert werden.

Einer der drei großen Geheimdienste Pakistans ist die dem pakistanischen Militär unterstellte Military Intelligence (MI). Ihre Hauptaufgaben sind die Spionageabwehr und die Überwachung potenzieller Staatsfeinde. Auch die Inter-Services Intelligence steht weitgehend unter der Kontrolle der Streitkräfte.

Einsätze

Pervez Musharraf, faktisch lange Zeit der Oberbefehlshaber der Streitkräfte

Seit ihrer Gründung im Jahre 1947 waren die Streitkräfte in einer Reihe von Auseinandersetzungen im Einsatz:

  • Erster Indisch-Pakistanischer Krieg (1947-1949)
  • Zweiter Indisch-Pakistanischer Krieg (1965)
  • Bangladesch-Krieg (1971)
  • Kargil-Krieg (1999)
  • Krieg in Afghanistan (2001)
  • Belutschistankonflikt (1947, 1955, 1958-1969, 1973-1977, 1994 bis heute) Seit 2000 Kämpfe mit der "Balochistan Liberation Army", einer Militanten Untergrundbewegung die auch auf Mittel wie Bombenanschläge und Geiselnahmen zurückgreift, deswegen wird sie von der Pakistanischen, Chinesischen und Britischen Regierung als Terroristische Vereinigung eingestuft.[7]
  • Seit 2002 kommt es immer wieder zu Gefechten zwischen den Streitkräften und den Taliban nahe stehenden Gruppierungen an der Grenze zu Afghanistan. So wurden z.B am 24. Januar 2008 bei schweren Gefechten, nach Armeeangaben mindestens 90 islamistische Aufständische und acht Soldaten getötet.[8] [9]
  • Grenzkonflikte und Anarchismus (2004 - heute) in mehreren Stammesgebieten zur afghanischen Grenze kam und kommt es immer wieder zu Kämpfen mit Anarchisten und Taliban, das pakistanische Gesetz und der Staat sind in den betroffenen Gebieten kaum oder gar nicht vorhanden. Im Juni 2009 kündigte die pakistanische Armee an, ihre Offensive in den Stammesgebieten von Waziristan zu verstärken und die Taliban, die von dort aus agieren, zu bremsen.[10]

Friedensmissionen

Teilstreitkräfte

Heer

Das pakistanische Heer besitzt rund 3.660 Kampfpanzer der Typen Al-Zarrar (etwa 1.200 Stück), T-80UD (etwa 320 Stück aus der Ukraine), Al-Khalid (modifizierter Typ-90 II; etwa 320 Stück), T-69 (etwa 250 Stück), T-80 (15 Stück) und T-84 (etwa 570 Stück) Khalid Al 2 (3.000 Stück). Neben 1.050 Transportpanzern des Typs M113 teils aus Lizenzproduktion kann die Armee außerdem auf knapp 3.000 Feldgeschütze und Haubitzen aus US-amerikanischer und chinesischer Produktion, 120 Stück BTR-70/BTR-80 und 46 Stück UR-416 zurückgreifen (Stand: jeweils 2005).[11] Die rund 270 Stück des Typs M-48A5 aus US-Produktion wurden in den letzten Jahren ausgemustert.

Luftstreitkräfte

Die pakistanischen Luftstreitkräfte verfügen im Jahr 2010 über 924 Kampfflugzeuge der Typen Mirage 3 (87 Stück), J-7 (Variante der MiG-21; 74 Stück), Mirage 5 (52 Stück), A-5C (42 Stück), J-6 (Variante der MiG-19; 40 Stück) und F-16 (124 Stück) sowie diverse Trainer (288 Stück) und J-11B (120 Stück) FC-1 (250 Stück) und 32 Transportflugzeuge. Des Weiteren besitzt die pakistanische Luftwaffe 40 Kampfhubschrauber des Typs AH-1 Cobra.[12] Im April 2006 gab die pakistanische Regierung bekannt, dass sie 36 J-10 unter der Bezeichnung FC-20 in Dienst stellen wird. Es wurden noch weitere 100 (J-10) bestellt.

Am 9. Januar 2006 wurde in Jane's Defence Weekly berichtet, dass sich eine fortgeschrittene Version des J-10 in Planung befindet (Super J-10), mit einem stärkeren Triebwerk, Schubvektorsteuerung, größerer Ausdauer und einem Phased-Array-Radar.

Die India-Daily schreibt, dass es eine Verteidigungsallianz zwischen Pakistan und Saudi-Arabien gibt und Pakistan das AWACS System der Saudis mitbenutzen darf.[13]

Zurzeit arbeitet man zusammen mit der Volksrepublik China an dem JF-17 Projekt. Die Serienproduktion in Pakistan fing 2007 im Pakistan Aeronautical Complex (PAC) an.

Der Zerstörer PNS Tippu Sultan (D 185), benannt nach Tipu Sultan

Die USA wollen der Pakistanischen Luftwaffe weitere 36 Flugzeuge des Types F-16 von Lockheed Martin im Wert von 500 Millionen Dollar aushändigen. Die Kosten hierfür trägt das US-Verteidigungsministerium.[14]

Marine

Die konventionellen Seestreitkräfte Pakistans umfassen einen Zerstörer, acht Fregatten (Tariq und Shamsher-Klasse, vormals britische Leander- und Amazon-KLasse), neun U-Boote (darunter 2 der französischen Agosta 90B und 2 der Agosta 70-Klasse, ausgerüstet mit Seezielflugkörper AGM-84 Harpoon), und neun Hubschrauber der Typen Sea King und Sea Lynx (Stand: jeweils 2005).[15] Der Küstenschutz hat eine Streitmacht von weiteren acht Schnellbooten, neun Landungsbooten sowie drei Minenbooten.

Taktische Nuklearstreitkräfte

Die Taktischen Nuklearstreitkräfte wurden 1999 von Musharraf eingeführt und unterstehen dem Präsidenten direkt. Pakistan ist, wie der Nachbar und Erzrivale Indien, eine faktische Atommacht und hat den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet. Seit 1998 besitzt es nach eigener Angabe Atomwaffen, die seit 1976 unter Leitung von Abdul Kadir Khan entwickelt und 1998 zum ersten Mal getestet wurden. Das Arsenal wird auf 150 Sprengköpfe geschätzt. Offizielle Angaben dazu gibt es nicht. Ebenfalls unklar ist die Anzahl der Mittel- und Langstreckenraketen Pakistans.

Pakistan testete im August 2005 erfolgreich den Marschflugkörper vom Typ Hatf VII Babur. Die Pakistanischen Streitkräfte folgen der Pakistanischen Nukleardoktrin, die einen Erstschlag beinhaltet.

Bekannte Taktische Waffensysteme und Trägersysteme im Besitz des Pakistanischen Nuklearkommandos:

  • Abdali-I (Nukleare und Konventionelle Kurzstreckenrakete, Reichweite: 200km)
  • Ghaznavi (Nukleare und Konventionelle Kurzstreckenrakete, Reichweite: 290km)
  • Dong Feng 11 (Nukleare und Konventionelle, chinesische Kurzstreckenrakete, Reichweite: 350km)
  • Ghauri-I (Nukleare und Konventionelle Mittelstreckenrakete, Reichweite: 1800km)
  • Ghauri-II (Nukleare und Konventionelle Mittelstreckenrakete, Reichweite: 2300km, auch exportiert an die Streitkräfte Saudi-Arabiens)
  • Ghauri-III (Nukleare und Konventionelle Langstreckenrakete, Reichweite: 4000km, noch in der Entwicklung)
  • Sahin-I (Mittelstreckenrakete, Reichweite: 750km)
  • Sahin-II (Nukleare und Konventionelle Mittelstreckenrakete, Reichweite: 2500km, erreicht über Mach 10 bzw. c.a 12580 km/h und kann mit einem bis zu 1000kg schwerem Sprengkopf bestückt werden)
  • Hatf 5 (Nukleare Mittelstreckenrakete, Reichweite 1300km)
  • Hatf VII Babur (Marschflugkörper)
  • Ra'ad (Marschflugkörper speziell für Kampfflugzeuge, noch in der Entwicklung)

[16][17] [18][19] [20]

Kritik

Das pakistanische Militär steht in der Kritik ein "Staat im Staate" zu sein, es hat sich des Öfteren an die Macht geputscht. So auch der ehemalige Präsident und Armeechef Pervez Musharraf, siehe dazu: Geschichte Pakistans.

In Pakistan halten die Streitkräfte nicht nur die politische Macht in Händen. Die Spitzenmilitärs kontrollieren auch große Teile der Wirtschaft, so kontrollieren sie zahllose Unternehmen, sind einer der größten Landeigner und haben ihre Offiziere in den wichtigsten gesellschaftlichen Institutionen untergebracht. Daher sind auch die Pensionen für Militärs fünfmal so hoch wie die von Zivilpersonen.

Auch direkte Korruption gilt als weit verbreitet innerhalb des Militärs. 2006 trug ein Anwalt vor dem Obersten Gericht in Lahore eine Liste mit Beschuldigungen gegen diverse Spitzenmilitärs vor, darunter auch Musharraf, jedoch traute sich das Gericht wegen erheblichen Drucks des Militärs nicht, die Petition anzunehmen oder eine Anhörung dazu einzuberufen.[21]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.csis.org/media/csis/pubs/060626_asia_balance_powers.pdf "Pakistan's Armed Forces, CSIS (Page 24)", 25. Juli 2006.
  2. http://www.n-tv.de/898351.html
  3. AFP: US-Militärhilfe für Pakistan fließt in dunkle Kanäle
  4. [Quelle: Umweltinstitut München e.V., Informationsbroschüre III S.4]
  5. http://www.der-ueberblick.de/buecher/200704.124f/index.html
  6. http://www.csis.org/media/csis/pubs/060626_asia_balance_powers.pdf "Pakistan's Armed Forces, CSIS (Page 24)", 25. Juli 2006.
  7. http://www.jamestown.org/terrorism/news/article.php?articleid=2370046
  8. http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/651/153260/
  9. http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/557/154160/
  10. n-tv.de:Pakistan weitet Offensive aus
  11. Pakistan Army Equipment
  12. Pakistan Air Force
  13. http://www.indiadaily.com/editorial/2001.asp Indiadaly
  14. http://www.n-tv.de/898351.html
  15. Pakistan Navy
  16. http://www.globalsecurity.org/wmd/world/pakistan/shaheen-2.htm
  17. http://www.strategycenter.net/research/pubID.47/pub_detail.asp
  18. http://www.fas.org/nuke/guide/pakistan/missile/hatf-5.htm
  19. http://www.defence.pk/hatf-viii_raad_alcm.html
  20. http://www.focus.de/politik/ausland/pakistan_aid_119390.html
  21. http://www.focus.de/politik/ausland/pakistan_aid_227483.html

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