Jan Fabre

Jan Fabre
Jan Fabre (rechts) im Gespräch mit Jörg Schellmann

Jan Fabre (* 14. Dezember 1958 in Antwerpen) ist ein belgischer Maler, Dramatiker, Regisseur und Choreograf.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Fabres Vater war Biologe und arbeitete als städtischer Gärtner in Antwerpen. Mit ihm machte er Spaziergänge durch die Altstadt und ließ sich die Skulpturen und Museen zeigen. [1] Jan studierte nach einer Ausbildung zum Schaufensterdekorateur am Stedelijk Instituut voor Sierkunsten en Ambachten (Städtisches Institut für Kunst und Gewerbe), Antwerpen, und an der 'Koninklijke Academie voor Schone Kunsten (Königliche Kunstakademie), Antwerpen. Seit 1979 trat er mit zahlreichen Ausstellungen, Solo-Performances und Theaterspektakeln an die Öffentlichkeit. [2] In seinen Zeichnungen, die er mit blauen Schraffuren aus BIC-Kugelschreibern herstellte, entwickelte er ein eigenes Formenvokabular, wobei ein grün schillernder Käferpanzer ein wiederkehrendes Bildmotiv war.

Die über seine Malerei entwickelte Bühnenarbeit, bei der er anfangs Autor, Schauspieler, Regisseur, Bühnenbildner und Lichtdesigner zugleich war, entwickelte er zu einem genreübergreifenden Geschehen zwischen Tanz, Theater und Performance. Seine Arbeit ist „ [...] hervorragend geeignet als Beispiel, um die Entwicklung hin zum performativen Charakter des Theaters zu beschreiben.” [3] In ihnen werden Schmerz und Verletzungsgefahr „...durch exzessive Wiederholung und Beschleunigung, die die Tänzer bis zur physischen Erschöpfung treiben, zur körperlichen Erfahrung gemacht.” [4]

Werk

Von Fabre sind bisher mehr als dreißig Tanz-, Theater- und Opernproduktionen (Stand 2008) entstanden. Sein erstes Theaterstück „Theater geschreven met een K is een kater” (Theater geschrieben mit einem ’K' ist ein Kater) wurde 1980 im Ankerrui Theater, Antwerpen uraufgeführt. Internationale Beachtung fand sein Bühnenarbeit 1982 erstmals mit der achtstündigen Performance „Het is theater zoals te verwachten en te voorzien was” (It is Theatre as to be Expected and Foreseen) (Uraufführung: Stalker, Brüssel). 1984 wurde mit seinem Theaterspektakel „De macht der theaterlijke dwaasheden” (The Power of Theatrical Madness) die 41. Biennale Venedig im Goldoni Theater öffnet.

1992 hatte seine poetisch rätselhaften Oper "Silent Screams, Difficult Dreams" zur Documenta IX im Staatstheater Kassel Uraufführung, in der seine Tendenz zum Gesamtkunstwerk sichtbar wurde. Für die Salzburger Festspiele 2007 erarbeitet er mit „Requiem für eine Metamorphose” eine „theatralischen Totenmesse mit Schauspielern, Tänzern und Musikern“, bei dem er das bei ihm wiederkehrende Thema der Verwandlung durch den Tod in den Mittelpunkt stellte. Mit seiner aktuellen Performance Orgy of Tolerance (Stand Dezember 2009) gastierte Fabre an verschiedenen euröpäischen Spielstätten, darunter auch an der Muffathalle im München. [5]

Fabre lebt und arbeitet in Antwerpen.

Ausstellungen (Auswahl)

Literatur

  • Jan Fabre, Eckhard Schneider: Jan Fabre 1991–1992, Kunstverein Hannover; Nykytaiteen Museo, Helsinki, Kunstverein, 1992, ISBN 3-92682016-0
  • Documenta IX, Kassel, Edition Cantz, 1992, S. 139, ISBN 3-89322381-9
  • Jan Fabre, Johann-Karl Schmidt, Ursula Zeller, Tijs Visser: Jan Fabre: Der Leimrutenmann (Jan Fabre: The Lime Twig man), Galerie der Stadt Stuttgart, Cantz, 1995, ISBN 3-89322751-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Interview mit Jan Fabre, In: Belgisch Atelier: dertien kunstenaars over hun identiteit, Renaissance du livre, 2001, ISBN 2-87193275-1, S. XVI
  2. Carl Bernd Sucher: Theaterlexikon: Personen, Deutscher Taschenbuch Verlag, 1995, 2. Auflage 1999, ISBN 978-3423033220
  3. Ingrid Hentschel: Dionysos kann nicht sterben: Theater in der Gegenwart, LIT Verlag Berlin-Hamburg-Münster, 2008, S. 24, ISBN 9783825809102
  4. Gerald Siegmund: Abwesenheit: Eine performative Ästhetik des Tanzes; William Forsythe, Jerome BEL, Xavier Le Roy, Meg Stuart, transcript Verlag, 2006, S. 214, ISBN 978-3899424782
  5. Performance "Orgy of Tolerance" auf der Internetseite Flandern.be

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