- Jinpingmei
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Jin Ping Mei (chin. 金瓶梅, Jīn Píng Méi, auch Kin Ping Meh) ist ein in der Spätzeit der Ming-Dynastie (16. Jahrhundert) entstandener chinesischer Sittenroman, berühmt für seine erotischen bzw. pornographischen Passagen. Die Autorenschaft ist umstritten; zuweilen wird sie Lanling Xiaoxiao Sheng (蘭陵笑笑生, der lachende Student von Lanling, ein Pseudonym) zugeschrieben.
Inhaltsverzeichnis
Titel
Der Titel des Buches, den man als Die Pflaumenblüte in der goldenen Vase wiedergeben kann, spielt auf die Namen der drei weiblichen Hauptpersonen an:
- Pan Jinlian 潘金莲 (Goldener Lotos),
- Li Ping’er 李瓶兒 (Kleine Vase),
- und Peng Chunmei 龐春梅 (Frühlingspflaumenblüte).
Der Titel als Wortspiel enthält bereits eine sexuelle Komponente. Eine bekannte englische Übersetzung ist „The Golden Lotus“, daher findet man auch „Der goldene Lotus“ als deutschen Titel.
Bedeutung
Früher wurde das Buch zusammen mit der Reise nach dem Westen, den Räubern vom Liangshan-Moor und der Geschichte von den Drei Reichen unter die vier klassischen Romane der chinesischen Literatur gezählt. Später hat es seinen Platz in diesem Kanon allerdings an den Traum der Roten Kammer verloren.
Wegen der expliziten sexuellen Beschreibungen wird der Roman in der Volksrepublik China als pornographisch angesehen.
Handlung
Obwohl Jin Ping Mei am Ende der Ming-Dynastie (1368-1644) geschrieben wurde, spielt sich die Handlung in den Jahren 1111-1127, also zur Zeit der Song-Dynastie (960-1279), ab. Zu beachten ist allerdings, dass diese Rückdatierung ein Kunstgriff ist, um der damaligen Zensur nicht noch mehr Angriffsfläche zu bieten.
Der Roman beschreibt das Leben und den Haushalt des reichen Apothekers und Seidenhändlers Ximen Qing (西門慶, der Familienname Ximen bedeutet wörtlich „West-Tor“) in der Provinz Shandong. Haupthandlungsstränge sind die erotischen Abenteuer des Protagonisten (der neben seinen sechs offiziellen Frauen noch zahlreiche außerhäusliche Affären pflegt) und die hieraus resultierenden Konflikte zwischen den betroffenen Frauen. Da dem Lotterleben der Verfall des Hauses unausweichlich folgt, kann das Buch als Sittenroman mit moralischem Auftrag betrachtet werden. Einigen Quellen zufolge soll der Verfasser einen Zeitgenossen zum Vorbild seines Anti-Helden genommen haben, um persönliche Rache zu üben (die erste Ausgabe des Buches soll mit vergifteten Seiten sogar den Tod des gierig lesenden Betroffenen zur Folge gehabt haben), wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Autor den Haushalt von Ximen als Abbild des Kaiserreichs und seines moralischen Verfalls konstruierte.
Die Besonderheit des Romans ist die exakte, ungeschminkte Beschreibung des Lebens in der Ming-Zeit. Die Verhältnisse in bitterarmen Familien werden mit der gleichen Akkuratesse wie das Leben im reichen Haushalt Ximens und sogar des Kaiserhofs geschildert. Genauso werden alle Sprachebenen wiedergegeben; der Bogen spannt sich von extrem ordinärer und vulgärer Ausdrucksweise bis hin zur formellen Sprache bei offiziellen Anlässen. Schlussendlich schildert der Autor mit großer Akribie das tägliche Leben, die Gewänder, das Essen, die Sexualpraktiken, die Begräbnissitten und vieles mehr, ohne etwas zu beschönigen oder gar auszulassen. Bis heute ist Jing Ping Mei die wichtigste sozialkulturelle Quelle für die späte Ming-Zeit.
Ausgaben
Es gibt eine stark kürzende deutsche Übersetzung von Franz Kuhn unter dem Titel „Kin Ping Meh“ sowie eine fast wörtliche Übersetzung von Otto und Artur Kibat mit dem Titel „Djin Ping Meh“; letztere besteht aus fünf Bänden mit insgesamt über 3.000 Seiten sowie einem Kommentarband, der dem Leser das kulturelle Umfeld des Romans näher bringt.
Sowohl Kuhn als auch die Brüder Kibat haben direkt aus dem Chinesischen übersetzt.
Literatur
- Jörn Brömmelhörster: Chinesische Romanliteratur im Westen: eine Übersetzungskritik des mingzeitlichen Romans Jing ping mei (Chinathemen Bd. 50), Brockmeyer, Bochum 1990, ISBN 3-88339-817-9
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