- Jobst von Mähren
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Jobst von Mähren (auch Jost, Jodok(us) Markgraf von Mähren, tschechisch Jošt Moravský; * 1351; † 18. Januar 1411 in Brünn) war Markgraf von Mähren aus der Dynastie der Luxemburger. Er wurde im Jahr 1410 zum römisch-deutschen König gewählt, starb aber kurz darauf, sodass er seine Regierung faktisch nicht antreten konnte.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jobst war ein Sohn des Grafen Johann Heinrich von Tirol, Markgrafen von Mähren und jüngeren Bruders des Kaisers Karl IV., und der Margarethe von Troppau.[1]
1375 erbte er die Markgrafschaft Mähren, die er allerdings mit seinem Bruder Prokop teilen musste, was zu ständigem Zwist unter den Brüdern führte. 1376 bestätigte er der Kartause Königsfeld die väterliche Stiftung, die er seinerseits förderte. 1397 wurde Jobst mit der Markgrafschaft Brandenburg belehnt, die er aufgrund von wechselnden Bündnissen innerhalb der Familie (ebenso wie Luxemburg selbst) schon seit 1388 im Pfandbesitz hatte.
1387 verhalf er seinem Vetter Sigismund, den jüngeren Sohn Karls IV. auf den ungarischen Thron. 1402 trennten sich deren Wege wieder.
Nach dem Tod König Ruprechts am 18. Mai 1410 konnte er sich in der Königswahl gegen Sigismund, den jüngeren Bruder des zehn Jahre zuvor abgesetzten Königs Wenzel, durchsetzen. Er erhielt bei der Wahl am 1. Oktober 1410 nur eine Stimme mehr als Sigismund, die entscheidende Stimme erhielt er von Wenzel IV. Sein Tod im folgenden Januar - vermutlich wurde er vergiftet - führte dann allerdings dazu, dass der Wahlverlierer Sigismund doch noch die Krone erhielt.
Jobst war mit Elisabeth von Oppeln, einer Tochter des Oppelner Herzogs Wladislaus II. und seiner ersten Frau Elisabeth verheiratet. Nach Elisabeths frühem Tod vermählte er sich mit deren Tante Agnes von Oppeln. Da beide Ehen kinderlos blieben, war er der letzte Luxemburger, der die Markgrafschaft Mähren hielt.
Person
Jobst war ein gewandter Politiker, machthungrig und bereit, für seine Ziele die Meinung und die politischen Seiten zu ändern. Die Historiker beschrieben ihn als „äußerst pfiffig, gewinnsüchtig, geizig, landhungrig“, aber auch als „äußerst gebildeten Adeligen, Buchliebhaber, der diese allerdings lieber lieh als kaufte“.
Die erste Möglichkeit, seine Ländereien zu vermehren, bot ihm sein Vetter Sigismund, der nach der ungarischen Krone strebte. Jobst lieh ihm eine größere Geldmenge und erhielt dafür von ihm die Mark Brandenburg, zunächst als Lehen, seit 1388 jedoch bis zu seinem Lebensende, mit allen Rechten eines Kurfürsten.
1389, nach dem Tod von Wenzel von Luxemburg erhielt er dank seines Vetters Wenzel IV. das Herzogtum Luxemburg. 1394 stellte er sich mit böhmischen Adeligen gegen Wenzel IV., den er am 8. Mai 1394 gefangen nahm, nach Prag und später in die oberösterreichische Burg Wildberg überführte. Er ließ sich zum Hauptmann und Verwalter des böhmischen Königreichs ernennen. Erst durch den Eingriff von Wenzels Bruder Johann von Görlitz kam Jobst wieder frei, allerdings unter für ihn harten Bedingungen, die er jedoch nicht einhielt. 1396 zwang Jobst, gemeinsam mit Sigismund, Wenzel erneut dazu, die Forderungen des böhmischen Adels zu akzeptieren.
Wenzel ließ daraufhin Jobst inhaftieren, musste ihn aber bereits eine Woche später wieder freilassen. Nachdem Wenzel erfahren hatte, dass Jobst seine Günstlinge ermorden ließ, wurde Jobst aus Prag vertrieben. 1401 suchte er Hilfe beim böhmischen Adel und den Markgrafen von Meißen und zog nach Prag. Noch vor dem Angriff auf die Hauptstadt kam es zu Verhandlungen, in denen Jobst die lebenslange Herrschaft über die Ober- und Niederlausitz zugesichert wurde; zudem wurde er finanziell entschädigt. Dafür versprach er Wenzel Treue, die er später auch hielt.
1405 starb Markgraf Prokop, und Jobst schloss mit Wenzel eine weitere Vereinbarung, die sein Recht über die Herrschaft in ganz Mähren enthielt, wofür er dem böhmischen König ewige Treue schwor.
Literatur
- Peter Hilsch: Jost. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, S. 627 f.
- Theodor Lindner: Jodocus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 106–111.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Troppau nach: Ludwig Petry u. a.: Geschichte Schlesiens. Bd. 1. Sigmaringen 1988. ISBN 3-7995-6341-5. S. 184.
Vorgänger Amt Nachfolger Ruprecht von der Pfalz Römisch-deutscher König
1410–1411Sigismund Sigismund Kurfürst von Brandenburg
1388–1411Johann Heinrich Markgraf von Mähren
1375–1411Wenzel II. der Faule Herzog von Luxemburg
1388–1411Elisabeth von Görlitz Kategorien:- König (HRR)
- Markgraf (Brandenburg)
- Markgraf (Mähren)
- Herzog (Luxemburg)
- Haus Limburg-Luxemburg
- Geboren 1351
- Gestorben 1411
- Mann
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