Jochi Khan

Jochi Khan

Jochi Khan (* 1183; † 1227) war mongolischer Prinz aus dem Geschlecht der Dschingiskhaniden. Er war der älteste Sohn Dschingis Khans und dessen Hauptfrau Börte.

Jochi war Stammvater der Khane der späteren Goldenen Horde sowie der ersten Fürsten der Usbeken und Kasachen. Er war der Bruder Tschagatais, Ugedais und Toluis.

Jochi darf nicht mit Jochi Qasar bzw. mit Qasar oder Khasar verwechselt werden, da dieser ein Bruder und somit ein Onkel Jochis war.

Inhaltsverzeichnis

Namensvarianten

Jochi ist im Deutschen auch unter den Namen Dschudschin, Dschotschi, Tschötschin und Tschutschin bekannt. Diese lassen sich aus dem Arabischen bzw. dem Persischen ableiten.

In der mongolischen Sprache wird Jochi Khan Зүчи хаан, im Persischen جوجی und im Türkischen als Coci Han bezeichnet. Die Krimtataren kennen diesen Fürsten als Cuçi xan und die Kasachen als Жошы хан.

Leben

Herkunft

Die Herkunft Jochis ist umstritten. Der Name Jochi bedeutet „der Fremde“. Dschingis Khans Hauptfrau Bortai Khatun wurde eine Zeit lang von den mit Dschingis Khan verfeindeten Merkiten gefangen genommen und als Geisel gehalten. Jochi wurde kurz nach deren Befreiung geboren und so ist es nicht auszuschließen, das nicht Dschingis Khan sondern ein Merkit der leibliche Vater Jochis ist. Dschingis Khan erkannte aber – ganz im Gegensatz zu seinen späteren Söhnen – Jochi als seinen Erstgeborenen rechtmäßig an, während der jüngere Tschagatai Jochi mehrmals öffentlich als „Merkit-Bastard“ beschimpfte.[1]

Regentschaft

Im Jahr des Hasen (1207) erhielt Jochi von seinem Vater Dschingis Khan den Auftrag, die „nördlichen Waldländer“ sowie die „West-Khanate“ zu unterwerfen. Viele Völkerschaften wie die Uiguren unterstellten sich freiwillig der mongolischen Oberherrschaft, andere wie die Kirgisen, die am mittleren Irtysch ein Machtzentrum besaßen, mussten blutig unterworfen werden. 1209 kehrte Jochi als erfolgreicher Feldherr zu seinem Vater zurück. In der Folge nahmen er und seine Brüder an den verschiedenen Feldzügen ihres Vaters teil. So auch 1218/21, als Dschingis Khan gegen das Reich des Choresm-Schah vorging. Jochi machte seinen Bruder Tschagatai bei seinem Vater schlecht. 1221 kam es zwischen beiden zum offenen Streit: Bei der Belagerung der Stadt Urgentsch beim heutigen Chiwa beschimpfte Tschagatai seinen älteren Bruder öffentlich wieder als „Bastard“ und Jochi vernachlässigte darauf hin seine ihm zugeteilten Aufgaben im Wolgaraum.

Streit um die Nachfolge

Bereits 1218 wurde auf Betreiben Börtes die Nachfolgefrage auf einer Fürstenversammlung geklärt. So beanspruchten sowohl Jochi als auch Tschagatai die Khanswürde. Schlussendlich einigten beide sich auf ihren Bruder Ugedai, dem Lieblingssohn Dschingis Khans und der mittlere der Brüder, als Nachfolger. Der jüngste Bruder, Tolui, wurde als „Bewahrer der Stammlande“ seinem Bruder Ugedai als Ratgeber zur Seite gestellt.

Nach dem Nachfolgestreit konkurrierten später die Khanate Jochis und Tschagatais um große Gebiete in Zentralasien. So beanspruchte Tschagatai Gebiete, die in den von Jochi eroberten Westgebieten lagen. So wurde schließlich beschlossen, diese umstrittenen Gebiete gemeinschaftlich zu verwalten und es wurden aus jeder Familie ein Statthalter entsandt. Doch damit wies das mongolische Reich Dschingis Khans die ersten Risse auf, die noch bis 1240 andauern sollten. Im Osten des Reiches Tschagatais lag das Stammgebiet der Ugedaiiden, die ihrerseits Ansprüche auf den „Ulus Tschagatai“ erhoben. Im Jahr 1303 wurde dieses Khanat zwischen dem „Ulus Jochi“ und dem „Ulus Tschagatai“ aufgeteilt.

Gründung des „Ulus Jochi“

Nach der Niederwerfung des Choresm-Schah-Reiches (1221) und weiteren Feldzügen wie beispielsweise der Schlacht an der Kalka (1223) kehrte Jochi 1224 nicht mit seinem Vater in die mongolische Stammheimat zurück. Er verblieb stattdessen in dem ihm verliehenen „Khanat der Westländer“ (Westsibirien) zurück und ließ wahrscheinlich am Irtysch nieder. Nach dessen Tod erwähnte der päpstliche Gesandte Johannes de Plano Carpini in dieser Region dessen Lager (in dem aber nur Jochis Frauen wohnten) und man vermutet dort auch lange Zeit dessen Grab.

1226 verweigerte Jochi seinem Vater die Gefolgschaft bei einem Feldzug gegen die Hsi-Hia bzw. gegen das Tangutenreich, indem er eine Krankheit vorschob. Stattdessen regierte Jochi das ihm unterstehende Khanat autonom und war damit der Wegbereiter der späteren Goldenen Horde.

Tod

Bis heute ist es ungeklärt, wie Jochi im Februar 1227 zu Tode kam. Aufgrund seiner Weigerung sich dem Hsi-Hia-Feldzuges zu beteiligen, plante Dschingis Khan nun einen Feldzug gegen seinen ältesten Sohn. So gibt es heute mindestens drei Varianten seines Todes:

  1. Der Legende nach starb Jochi während eines Jagdausfluges auf Kulanen,
  2. Jochi wurde auf Befehl seines Vaters durch einen Giftanschlag ermordet und
  3. dieser starb auf dem Weg zur Versöhnung mit dem Vater unterwegs durch Krankheit.

Lange Zeit wusste man nicht, wo sich das Grab des Mongolenfürsten befand. Doch heute ist bekannt, das sich sein Mausoleum nahe der Stadt Schesqasghan befindet.

Männliche Nachfahren Jochis

Literatur

  • Hans Leicht (Hrsg.): Dschinghis Khan. Eroberer – Stammesfürst – Vordenker, Albatros Verlag 2002, ISBN 3-491-96050-9

Einzelnachweise

  1. Hans Leicht (Hrsg.): Dschinghis Khan. Eroberer – Stammesfürst – Vordenker, S. 197ff.

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