Johann Caspar von Kerll

Johann Caspar von Kerll
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Johann Caspar von Kerll (auch Hanß Caspar, Kerll, Kerl, Kherl, Kerle, Gherl, * 9. April 1627 in Adorf; † 13. Februar 1693 in München) war ein deutscher Organist, Cembalist und Komponist. Obwohl zu seiner Zeit einer der bekanntesten Komponisten und besten Lehrer, ist Kerll heute fast vergessen, seine Musik wird selten gespielt und auch Aufnahmen gibt es nur wenige.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn des Orgelbauers und Organisten Caspar Kerll und seiner Frau Catharina, geb. Hendel, erhielt vermutlich den ersten Unterricht durch seinen Vater. Dieser wirkte an der Michaeliskirche in Adorf, deren Orgel er zusammen mit Jacob Schedlich baute. Die weitere Ausbildung führte ihn nach Wien und Rom (um 1645 bis 1649), wo er bei Giacomo Carissimi und vielleicht auch bei Girolamo Frescobaldi (zusammen mit Johann Jakob Froberger?) studierte. Vermutlich zu dieser Zeit ist er auch zum katholischen Glauben übergetreten, eine wichtige Voraussetzung für seinen weiteren Werdegang im süddeutsch-österreichischen Raum. Ob er danach eine Stelle als Hoforganist in Brüssel angetreten hat ist fraglich. Von 1656 bis 1674 war er Leiter der Hofkapelle und Oper in München. Danach ging er nach Wien und wirkte dort als Hoforganist, Organist am Stephansdom und als Lehrer für Tasteninstrumente. 1683 oder 1684 kehrte er nach München zurück. Über diese Zeit ist nichts weiter bekannt, begraben wurde er in der Augustinerkirche am 16. Februar 1693(Heute: Deutsches Jagd- und Fischereimuseum). Die Grabstelle ist nicht mehr vorhanden.

Er wurde am 1. März 1664 von Kaiser Leopold I. in Regensburg in den Ritterstand erhoben. Mit dem 17. Mai 1668 wurde ihm und seinen Nachkommen ein Ritterlehen (6000 fl.) verschrieben. Kerll heiratete am 14. Mai 1657 Anna Catharina Egermayer, die 1682 in Wien vermutlich an der Pest starb. Aus dieser Ehe stammen acht Kinder. Seine zweite Ehe schloss er mit Kunigunde Hilaris.

Kerll schuf geistliche Vokalmusik, darunter etwa 15 Messen, und etliche Opern von denen allerdings nur eine, ein Jesuitendrama, erhalten ist; darüber hinaus komponierte er zahlreiche Werke der Instrumentalmusik, besonders bedeutend sind seine Kompositionen für Tasteninstrumente, in welchen er sich auf dem Höhepunkt der damaligen Entwicklung zeigte. Seine oft virtuose Orgel- und Cembalomusik war stark von der italienischen Musik beeinflusst.

Werk

1. Zu Lebzeiten im Druck erschienene Werke:

  • DELECTVS SACRARVM CANTIONVM A II. III. IV. V. Vocibus, cum adjunctis Instrumentis. OPVS PRIMVM. Auctore JOHANNE CASPARO KERLL, München 1669 (Johann Jäcklin)
  • MODVLATIO ORGANICA SVPER MAGNIFICAT OCTO ECCLESIASTICIS TONIS RESPONDENS. A IOAN:CASPARO KERLL. Ex omnifario Artificii Musici Genere concinnata, München 1686 (Michael Wening)
  • Hoc Opus, Hic Labor. MISSAE SEX A IV. V. VI. Vocibus, cum Instrumentis concertantibus, & vocibus in Ripieno, Adjunctâ unâ pro Defunctis cum seq:[uentia] Dies irae CONSECRATAE LEOPOLDO I. IMPERATORI AVCTORE JOANNE CASPARO KERLL, München 1686 (Johannes Jäcklin)
  1. Missa non sine quare
  2. Missa Patientiae & spei
  3. Missa SS. Innocentium
  4. Missa Corona Virginum in trino & uno
  5. Missa in fletu solatium
  6. Missa Renovationis
  7. Missa pro Defunctis

2. Handschriftlich überlieferte Werke:

  • Missa Nigra
  • Missa Superba
  • Missa cuius Toni
  • Missa Quasi modo Genita
  • Missa a 3 Chori
  • Offertorien
  1. Angelorum esca
  2. Exsultent justi
  3. Justus ut palma
  4. Quemadmodum desiderat cervus
  5. Stetit Angelus
  6. Tota pulchra es Maria
  7. Triumphate sidera
  • Magnificat in A (vierstimmig)
  • Magnificat (sechsstimmig)
  • Laudate pueri

3. Verlorengegangene/Verschollene Werke:

  • Missa Imperialis
  • Miserere mei deus

Literatur

  • Carl Ferdinand Pohl: Kerl, Johann Kaspar. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 628 f.
  • Tasler, Angelika: Johann Caspar Kerll. In: Wurst, Jürgen und Langheiter, Alexander (Hrsg.): Monachia. München: Städtische Galerie im Lenbachhaus, 2005. S. 79. ISBN 3-88645-156-9
  • Ernst Ritter: Musiker am kurbayerischen Hof zu München (1650-1730). Aus: Archiv für Sippenforschung, 34. Jg., November 1968, Heft 32, S. 617-618.

Weblinks


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