Johann Friedrich Flattich

Johann Friedrich Flattich
Gedenkstein bei der Johanneskirche in Münchingen

Johann Friedrich Flattich (* 3. Oktober 1713 in Beihingen bei Ludwigsburg; † 1. Juli 1797 in Münchingen) war ein evangelischer Pfarrer und Erzieher. Er war Verfasser der Hausregeln, die lange zu den Grundlagen evangelischer Erziehungsarbeit gehört haben.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Flattich wurde 1713 als Sohn des Schulmeisters Johann Wilhelm Flattich (* 1678) und der Tochter des Backnanger Stiftsverwalters Kapff geboren. Während seines Studiums war einer seiner Lehrer Johann Albrecht Bengel, der ihm den Pietismus nahebrachte, ohne dass Flattich nun selbst Pietist wurde.

Flattich arbeitete als Pfarrer unter anderem in Asperg (Hohenasperg, ab 1742), in Metterzimmern (ab 1747) und in Münchingen (ab 1760), er unterrichtete sowohl Schüler als auch Kostgänger und verfasste die Hausregeln, die lange zu den Grundlagen evangelischer Erziehungsarbeit gehört haben.

Die Gemeinden, in denen er als Pfarrer diente, waren allesamt verelendet, und Flattich förderte sie erfolgreich mit persönlichen Opfern, aber auch mit Mutterwitz und Schlagfertigkeit und mit einer weltoffenen und praktischen Art. Flattich war für eine ganze Reihe von Anekdoten gut und gewann durch seine Art auch die Gunst des katholischen Herzogs Carl Eugen.

Flattich hatte eine Tochter, Beata Regina, die Philipp Matthäus Hahn heiratete.

Werk

In den Hausregeln gibt Flattich einfache Ratschläge, die das Zusammenleben auf dem Hof mit Herrschaft und Gesinde regeln. Durch seine Erziehertätigkeit war er mit vielen Problemen beim Zusammenleben von Menschen mit Kindern und Untergebenen vertraut, seine Pfarrertätigkeit hatte ihn mit dem Grundsatz der Nächstenliebe vertraut gemacht. Die Hausregeln empfehlen daher, auf die Züchtigung der Kinder und des Gesindes zu verzichten, Untergebene ebenbürtig zu behandeln, keine Gewalt gegen Frauen auszuüben, sparsam zu haushalten und stets vorbildlich zu leben.

Flattich begründet seine Hausregeln auch teilweise sehr pragmatisch. Seinen Aufruf zu bescheidener Lebensführung auch in wohlhabenden Familien begründet er damit, dass der Ärger über ein zerbrochenes billiges Glas geringer sei, als über ein teures. Auch auffällige, teure Kleidung wird von Flattich in den Hausregeln abgelehnt. Er selbst, der in jungen Jahren über ein außergewöhnlich attraktives Äußeres verfügt haben soll, lebte seine Regeln konsequent vor. Seine Attraktivität versuchte er durch bewusst nachlässige und einfache Kleidung auszugleichen und zahlreiche Anekdoten sind über seine Erscheinung überliefert; Zeitgenossen nannten ihn auch den „Salomo im Bauernrock“.

Flattich verfasste eine Reihe von weiteren Schriften, u. a. Unterschiedliche Anmerkungen über das Informationswerk, in denen er größtenteils seine biblisch begründeten, pädagogischen Gedanken niederlegte, die alle praxiserprobt waren. Sein Motto, nachdem er sein Leben gestaltete, war: „Man muss mit dem Glauben anfangen und nicht bei den Missständen“.

Literatur

  • Karl Friedrich Ledderhose: Johann Friedrich Flattich. Quell-Verlag, Stuttgart 1922 (Schwäbische Charakterbilder, 7).
  • Hermann Ehmer: Johann Friedrich Flattich: der schwäbische Salomo; eine Biographie. Calwer, Stuttgart 1997, ISBN 3-7668-3538-6.
  • Eugen Härle: Die Familie Flattich. In: Ilsfeld in Geschichte und Gegenwart. Ein Heimatbuch für Ilsfeld, Auenstein und Schozach. Gemeinde Ilsfeld, Ilsfeld 1989

Weblinks


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