Justus Möser

Justus Möser
Justus Möser
Justus Möser
Denkmal von Friedrich Drake in Osnabrück, 1836 enthüllt

Justus Möser (* 14. Dezember 1720 in Osnabrück; † 8. Januar 1794 ebenda) war ein deutscher Jurist, Staatsmann, Literat und Historiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Möser wuchs in Osnabrück auf, wo sein Vater Kanzleidirektor war, und studierte nach dem Besuch des Ratsgymnasiums Osnabrück in Jena seit 1740 und in Göttingen seit 1742 die Rechte und die Schönen Wissenschaften. 1743 wurde er in Osnabrück Sekretär der Landstände und ließ sich 1744 als Rechtsanwalt nieder. Sein energisches Auftreten gegen die Willkürlichkeiten des damaligen Statthalters von Osnabrück fielen auf, so dass er zum Advocatus patriae (zum Anwalt des Staats in Rechtsstreitigkeiten) ernannt wurde. Seit 1755 vertrat er zugleich als Syndikus die Rechte der Ritterschaft, 1768 wurde er Geheimer Referendar. Aufgrund dieser Stellung hatte er bis zu seinem Lebensende hohen Einfluss auf alle Angelegenheiten des Fürstbistums Osnabrück. 1743 wurde er Geheimer Justizrat. Ab 1763 führte er die Regentschaft für den zunächst minderjährigen, später sich laufend im Ausland aufhaltenden Fürstbischof von Osnabrück, Friedrich Herzog von York.

Mösers wichtigste Lebensleistung ist seine juristische Arbeit: Nachdem sich im zeitgenössischen kleinen Osnabrücker Land Reste altgermanischen Lebens in Verfassung und Volkssitte deutlicher als anderswo erhalten hatten, führte er das germanische Recht in das römische Recht über. Das heutige deutsche Rechtssystem baut auf seinen Ideen auf.

Auch das schriftstellerische Werk Mösers ist vielfältig: In zahlreichen Schriften äußerte er sich über Politik, Geschichte, Theater und Literatur und leistete einen überaus wichtigen Beitrag zur deutschen Geistesgeschichte in der Zeit der Aufklärung. Als „ständischer Dichter“ ist er vor allem durch seine „Patriotischen Phantasien“ in Erinnerung.[1] Lessing, Herder und Goethe fanden lobende Worte für die Arbeiten des Publizisten, zu dessen politischen Idealen ein freier, in seinem Eigentum gesicherter und durch Selbstverwaltung am politischen Leben mitwirkender Bauern- und Bürgerstand zählte (deren Stellung er unter anderem in seiner „Aktientheorie“ begründete). So bezeichnete ihn Goethe als den „Patriarchen von Osnabrück“.

Möser griff die Bühnenreform von Johann Christoph Gottsched an und setzte sich kritisch mit der Anakreontik auseinander. 1781 kritisierte er die einseitige Verurteilung der deutschen Literatur durch Friedrich II. von Preußen. In seinem Spätwerk war Möser beim Sturm und Drang angelangt.

Als Publizist erhielt Möser den Beinamen „Vater der Volkskunde“, weil er unzählige Beiträge über Volkskunde und Brauchtum verfasst hatte. 1766 gründete er die „Wöchentlichen Osnabrückischen Intelligenzblätter“, die er bis 1782 leitete und bis 1792 mit Beiträgen versorgte. Aus den für diese Zeitschrift verfassten Abhandlungen stellte er 1774 eine Auswahl unter dem Gesamttitel „Patriotische Phantasien“ zusammen. Diese Aufsätze sind Muster populärer Behandlung verschiedenartiger Themen, kleine Abhandlungen, wie „Harlekin, oder Verteidigung des Grotesk-Komischen“ oder „Über die deutsche Sprache und Litteratur“. Herausragendes historisches Werk war 1768 seine „Osnabrückische Geschichte“.

Als Historiker vertrat er eine organische Geschichtsauffassung und wandte sich gegen die Tendenzen der Aufklärung, später auch der Französischen Revolution. Klaus W. Epstein charakterisierte ihn als Personifikation des vorrevolutionären Status-quo-Konservativismus.[2] Möser beeinflusste die Entwicklung des deutschen Nationalismus.

Sein Grab befindet sich in der Kirche St. Marien im südlichen Chorumgang. 1836 wurde sein von Friedrich Drake geschaffenes Denkmal auf dem Domhof zu Osnabrück aufgestellt. Mösers Geburtshaus steht am Markt, es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und ist wieder aufgebaut. Mösers Wohnhaus, in dem er die letzten 19 Jahre seines Lebens verbrachte, stand auf einem Teil des Grundstückes, auf dem 1902 die Möser-Realschule (ehemals Bürgerschule) errichtet wurde.

Nachleben

Die „Justus-Möser-Gesellschaft“ wurde 1987/88 mit dem Ziel gegründet, Leben und Werk Mösers einer breiten, nicht nur literarisch interessierten Öffentlichkeit im In- und Ausland zugänglich zu machen. Die Gesellschaft ist eine Sektion im Verein für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück.

Seit 1988 hat es die „Justus-Möser-Dokumentationsstelle“ übernommen, das Leben dieser bedeutenden Persönlichkeit nachzuzeichnen.

Im Gedenken an die Verdienste Justus Mösers verleiht die Stadt Osnabrück die Justus-Möser-Medaille an Personen, die sich um Osnabrück oder die Region verdient gemacht haben.

Denkmal

Durch Vermittlung des Bildhauers Christian Daniel Rauch erhielt der noch junge Bildhauer Friedrich Drake den Auftrag des „Möser-Vereins“, für Osnabrück eine Kolossalstatue Justus Mösers zu schaffen. Das Denkmal wurde am 12. September 1836 auf dem Domplatz feierlich enthüllt.

Plätze, Straßen und Wege

2002 würdigte die Stadt Bramsche Mösers Verdienste um das Tuchmacherwesen durch die Benennung eines Platzes und eines Weges nach seinem Namen.

Werke

  • Harlekin oder Vertheidigung des Groteske-Komischen (1761; 2., erweiterte Auflage 1777; Neuausgabe Edition Mnemosyne, Neckargmünd 2000, ISBN 3-934012-05-1).
  • Osnabrückische Geschichte (1. Auflage 1768, 2. Auflage 1780–1824).
  • Patriotische Phantasien (1.1775–4.1786).
  • Die Tugend auf der Schaubühne oder Harlekins Heurath (1798).
  • Justus Mösers Sämtliche Werke. Historisch-Kritische Ausgabe. 14 Bände in 16 Teilen. Oldenburg und Osnabrück 1943–1990, ISBN 3-87898-255-0.
  • Justus Möser: Briefwechsel. Neu bearb. von William F. Sheldon. Hannover 1992.

Literatur

  • Ludwig Bäte: Justus Möser, advocatus patriae. Athenäum, Frankfurt 1961
  • Peter Berghaus in: Geldgeschichtliche Nachrichten No. 164, November 1994, S. 280-286: Numismatiker im Porträt-26, Justus Möser
  • Henning Buck (Hrsg.): Patriotische Phantasien (Ausstellungskatalog). Rasch, Bramsche 1994 ISBN 3-930595-00-1
  • Stefan Efler: Der Einfluß Justus Mösers auf das poetische Werk Goethes. Wehrhahn, Laatzen 1999 ISBN 3-932324-76-5
  • Ulrich Lochter: Justus Möser und das Theater. Osnabrück 1967. ISBN 3-87898-019-1
  • Renate Stauf: Justus Mösers Konzept einer deutschen Nationalidentität. Mit einem Ausblick auf Goethe. Tübingen 1991. ISBN 3-484-18114-1
  • Karl H. L. Welker: Rechtsgeschichte als Rechtspolitik. Justus Möser als Jurist und Staatsmann. 2 Bde. Osnabrück 1996
  • Justus Möser als Jurist. Zur Staats- und Rechtslehre in den „Patriotischen Phantasien“ und in der „Osnabrückischen Geschichte“, Carl Heymanns, Köln 1986. Reihe: Osnabrücker Rechtswissenschaftliche Abhandlungen, 5
  • Peter Klassen: Deutsche Staatskunst und Nationalerziehung. Ausgewählte Schriften von J. M. Sammlung Dieterich #3, Dieterich'sche, Leipzig o. J. (ca. 1938)
  • Klaus Epstein: Die Ursprünge des Konservativismus in Deutschland. Propyläen, Berlin 1973, ISBN 3-550-07288-0 Kap. 6: Der Ausgangspunkt: Die Herausforderung durch die Französische Revolution 1770 – 1806
  • Franz Xaver von WegeleMöser, Justus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 22, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 385–390.

Weblinks

 Commons: Justus Möser – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ludwig Fertig: „Abends auf den Helikon“. Dichter und ihre Berufe von Lessing bis Kafka, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1996, ISBN 3-534-12692-0, S. 11.
  2. Klaus Epstein: Die Ursprünge des Konservativismus in Deutschland. Der Ausgangspunkt: Die Herausforderung durch die Französische Revolution 1770–1806. Propyläen-Verlag, Berlin 1973, ISBN 3-550-07288-0.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Justus Moser — Justus Möser Justus Möser Justus Möser (ou Mösers ou Moeser), né à Osnabrück, Allemagne le 14 décembre 1720 – décédé le 8 janvier 1794, est un grand juriste, historien et théoricien social …   Wikipédia en Français

  • Justus Möser — (December 14, 1720, Osnabrück ndash; January 8, 1794, Osnabrück) was a German jurist and social theorist.Having studied law at the universities of Jena and Göttingen, he settled in his native town as a lawyer and was soon appointed advocatus… …   Wikipedia

  • Justus Möser — Pour les articles homonymes, voir Moser. Justus Möser Justus Möser (ou Mösers ou Moeser), né à Osnabrück, Allemagne le 14 décembre 1720 – mort le 8 janvier …   Wikipédia en Français

  • Justus-Möser-Medaille — Justus Möser Die Justus Möser Medaille ist die höchste Auszeichnung, die von der Stadt Osnabrück vergeben wird. Sie ist nach dem in Osnabrück geborenen Juristen, Staatsmann, Literaten und Historiker Justus Möser benannt. Erstmals wurde sie… …   Deutsch Wikipedia

  • Möser-Medaille — Justus Möser Die Justus Möser Medaille ist die höchste Auszeichnung, die von der Stadt vergeben wird. Sie ist nach dem in Osnabrück geborenen Juristen, Staatsmann, Literaten und Historiker benannt. Erstmals wurde sie anlässlich seines 150.… …   Deutsch Wikipedia

  • Justus von Gruner — Karl Justus Gruner, ab 1815 von Gruner (* 28. Februar 1777 in Osnabrück, Hochstift Osnabrück; † 8. Februar 1820 in Wiesbaden, Herzogtum Nassau) war königlich preußischer Geheimer Staatsrat, hochrangiger …   Deutsch Wikipedia

  • Möser (Begriffsklärung) — Möser oder Moeser ist der Familienname folgender Personen: Duanne Moeser (* 1963), deutsch kanadischer Eishockeyspieler Hans Möser (1906–1948), deutscher SS Obersturmführer Justus Möser (1720–1794), deutscher Jurist, Staatsmann, Literat und… …   Deutsch Wikipedia

  • Moser — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Sommaire 1 Patronymes 1.1 Noms composés …   Wikipédia en Français

  • Möser — 1. Niederdeutscher Berufsname zu mnd. mos »Kohl, Gemüse« für den Gemüsehändler. 2. Übername oder Berufsübername zu mnd. moser, moyser »Mörser«. 3. Herkunftsname zu den Ortsnamen Möse, Moese (Nordrhein Westfalen), Möser (Sachsen Anhalt), Mösen… …   Wörterbuch der deutschen familiennamen

  • Möser — Möser, 1) Justus, deutscher Publizist, geb. 14. Dez. 1720 in Osnabrück, gest. 8. Jan. 1794, studierte 1740–42 in Jena und Göttingen die Rechte, wurde 1742 in seiner Vaterstadt Sekretär der Landstände und zwei Jahre später Rechtsanwalt. Wegen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”