Johann Wild

Johann Wild

Hans Wild (* 1583 als Johann Wild; † nach 1619) war ein deutscher Landsknecht aus Nürnberg, der in den Türkenkriegen kämpfte. Er geriet am 27. oder 28. Dezember 1604 bei dem Kampf um Gran in ungarischer Gefangenschaft und wurde als Sklave an die Türken verkauft, deren Verbündete die Ungarn zu der Zeit waren. Im Laufe seiner Gefangenschaft besuchte er als einer der ersten Europäer das islamische Heiligtum Mekka. Durch seinen Erlebnisbericht gelangte das Abendland zu detaillierten Kenntnissen über die islamische Welt.

Erlebnisse

Die ersten Jahre lebte er als Sklave in Konstantinopel. Er erwies sich als begabt, lernte schnell die türkische Sprache und wurde nach leichten Anpassungsschwierigkeiten in Bezug auf die muslimischen Sitten für Verwaltungsaufgaben eingesetzt. Seine Beschreibungen lassen auf eine gewisse Bildung Wilds schließen, denn er schilderte örtliche Gegebenheiten unter Bezug auf antike Geographen recht genau und konnte Wert und Preise von alltäglichen Waren gut taxieren.

1606 wurde er zum sechsten mal verkauft und nach Kairo verbracht. Dort lernte er als Sklave eines persischen Kaufmanns die arabische Sprache. Er begleitete den Kaufmann auf dessen Geschäftsreisen, unter anderem auf strapaziösen Karawanenfahrten nach Mekka, Medina, Dschidda, Jemen, Sinai, Jerusalem und Damaskus.

Da es Christen und Juden bei Todesstrafe untersagt war, die heiligen Stätten zu besuchen, kann davon ausgegangen werden, dass Hans Wild vordergründig zum Islam konvertierte. Er nahm nach eigenen Angaben an allen kultischen Handlungen am Grab des Propheten Mohammed in Medina teil. Dennoch nutzte er einen späteren Aufenthalt in Jerusalem, um sich von dem Patriarchen eine Bestätigung des Besuchs des Grabes Christi ausstellen zu lassen. Als sein Besitzer dieses Dokument fand, verkaufte er ihn im Zorn weiter. Wild diente nun einem älteren Türken in Kairo, der ihm 1609 die Freiheit wiedergab. Nach zwei Jahren Reise gelangte Hans Wild wieder in die Nürnberger Heimat, wo er seine Erlebnisse niederschrieb.

Sein Erlebnisbericht war für das Abendland eines der ersten Zeugnisse über Sitten, Gebräuche, Landschaften, Menschen und Stätten des Islam im 17. Jahrhundert. Durch seine Schilderung der islamischen Heiligtümer wurden einige bislang verbreitete Gerüchte, wie etwa das über einen eisernen Sarg des Propheten Mohammed, der von einem großen Magnetstein in Schwebe gehalten werde, widerlegt.

Literatur

  • Johann Wild: Reysbeschreibung eines Gefangenen Christen anno 1604, Steingrüben, 1694
  • Suraiya Faroqhi: The Ottoman Empire And The World Around It, Seite 229

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