Johann Wilhelm Wernher

Johann Wilhelm Wernher
Johann Wilhelm Wernher

Johann Wilhelm Wernher (* 1767; † 1827) war Regierungsrat, Maire, Advokat, Geheimer Staatsrat und Gerichtspräsident und Winzer und wurde als Richter des Schinderhannesprozesses bekannt. Sein Sohn Philipp Wilhelm Wernher (1802–1887) war hessischer liberaler Politiker und Winzer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johann Wilhelm Wernher begann im September 1789 in der Residenzstadt Zweibrücken als Archivsekretär bei Georg August Bachmann, dem letzten Archivar des alten Herzogtums Pfalz-Zweibrücken. Er galt als tüchtiger Mitarbeiter mit Geschichtsinteresse und Rechtsgelehrsamkeit und rückte im Archiv rasch zum Regierungsrat auf. Im Jahre 1793 besetzten französische Revolutions-Truppen im 1. Koalitionskrieg Zweibrücken und das gesamte linksrheinische Gebiet; das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken hörte auf zu existieren. Bachmann und Wernher flüchteten mit dem gesamten Archiv aus der besetzten Residenzstadt ins Rechtsrheinische und retteten es so über die Revolutionszeit für die Nachwelt.

Johann Wilhelm Wernher kehrte nach dem Frieden von Basel zurück und wurde 1796 zum Maire (= französischen Bürgermeister) von Zweibrücken gewählt. Da man ihm von französischer Seite misstraute, musste er dieses Amt jedoch noch im selben Jahr niederlegen.

1798 reorganisierte man die Verwaltung des annektierten linksrheinischen Gebiets nach französischem Vorbild und bildete für den Bereich Pfalz und Rheinhessen das Departement Donnersberg mit Sitz in Mainz unter Leitung von Präfekt Jeanbon St. André. Johann Wilhelm Wernher ging als Advokat nach Mainz, wo man ihn im August desselben Jahres zum Ergänzungsrichter beim Tribunal des Departements Donnersberg ernannte.

Präfekt Jeanbon St. André in Mainz berief ihn noch im selben Jahr als Richter eines Spezialgerichts für den Prozess gegen den Räuber Johannes Bückler - genannt „Schinderhannes“ - und seine Mitdelinquenten (unter anderem den jungen Schwarzpeter [1], den Sohn des alten Schwarzpeter). Durch diese Funktion blieb Wernher der Nachwelt bekannt.

In den Jahren der Zugehörigkeit der linksrheinischen Gebiete zur Französischen Republik kam 1801 auch der beschlagnahmte adelige Güterbestand in Oppenheim zur Versteigerung. Landgerichtspräsident Wernher ersteigerte dort mit vier weiteren Personen den Adelshof von Wolfskehl-Gemmingen, trennte sich dann aber wieder von seinem Anteil. Vom Erlös erwarb er 1804 das von Hatzfeld’sche Gut in Nierstein, den Rodensteiner/Haxthäuser Hof, vergrößerte ihn nach und nach durch Zukäufe und machte ihn zum festen Sitz der Familie in Rheinhessen.

Unter Johann Wilhelm Wernhers Nachkommen waren mehrere in der rheinhessischen Geschichtsforschung aktiv, namentlich in Nierstein und Oppenheim.

Literatur

Wernher : Wernher, Johann Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 42 , Duncker & Humblot, Leipzig 1897, S. 81 –86.

Weblinks

Einzelnachweise, Anmerkungen

  1. siehe Weblink "Die Verhöre des jungen Schwarzpeter

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Philipp Wilhelm Wernher — Wilhelm Philipp Wernher Philipp Wilhelm Wernher (* 12. Januar 1802 in Mainz; † 6. Oktober 1887 in Nierstein) war ein hessischer liberaler Politiker und Winzer. Wilhelm Wernher studierte von 1819–1823 Rechtswissenschaften an den Universitä …   Deutsch Wikipedia

  • Wernher — ist der Familienname folgender Personen: Bruder Wernher (um 1200 1250), mittelhochdeutscher Spruchdichter Johann Wilhelm Wernher (1767 1827), Regierungsrat, Maire, Advokat, Geheimer Staatsrat, Gerichtspräsident und Winzer Johannes Balthasar… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Bückler — Johannes Bückler, Gemälde von K. H. Ernst (1803) Johannes Bückler (frz. Jean Buckler; genannt Schinderhannes; * Herbst 1779 in Miehlen oder Weidenbach bei Nastätten im Taunus[1]; † 21. November 1803 in Mainz) war ein deut …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Wilhelm Bückler — Johannes Bückler, Gemälde von K. H. Ernst (1803) Johannes Bückler (frz. Jean Buckler; genannt Schinderhannes; * Herbst 1779 in Miehlen oder Weidenbach bei Nastätten im Taunus[1]; † 21. November 1803 in Mainz) war ein deut …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Friedrich Lutz — (Lucius, Luzius) von Ehingen (* 7. März 1551 in Tübingen; † 17. April 1597 in Nördlingen) war ein lutherischer Theologe und früher Kritiker der Hexenprozesse. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Schule und Studium 2.1 …   Deutsch Wikipedia

  • Wernher von Quistorp — Wernher Theodor August Friedrich Wilhelm von Quistorp (* 29. Dezember 1856 auf Gut Krenzow bei Lassan, Landkreis Greifswald, Vorpommern; † 23. Juli 1908 auf Gut Krenzow, Landkreis Greifswald, Vorpommern), Dr. jur, war ein Gutsbesitzer und… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Grimm — Jacob et Wilhelm Grimm Pour les articles homonymes, voir Grimm. Wilhelm Grimm (à gauche) et Jacob Grimm (à droite). Elisabeth Jerichau Baumann, 1855. Berlin, Staatliche Museen. Sous l appellat …   Wikipédia en Français

  • Wilhelm-Exner-Medaille — Die Wilhelm Exner Medaille ist eine österreichische Auszeichnung und wird von der Wilhelm Exner Stiftung des Österreichischen Gewerbeverein vergeben. Die Auszeichnung ist Wilhelm Exner anlässlich seiner 60 jährigen Mitgliedschaft im Gewerbeverein …   Deutsch Wikipedia

  • Jacob Et Wilhelm Grimm — Pour les articles homonymes, voir Grimm. Wilhelm Grimm (à gauche) et Jacob Grimm (à droite). Elisabeth Jerichau Baumann, 1855. Berlin, Staatliche Museen. Sous l appellat …   Wikipédia en Français

  • Jacob et Wilhelm Grimm — Pour les articles homonymes, voir Grimm et Frères Grimm (homonymie). Wilhelm Grimm (à gauche) et Jacob Grimm (à droite). Elisabeth Jerichau Baumann, 1855. Berlin, Staatliche Museen. Sous l appellation de frères Gri …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”