Johannes F. Winckelmann

Johannes F. Winckelmann

Johannes F. Winckelmann (* 29. März 1900 in Hamburg; † 21. November 1985 in Bad Dürrheim) war Jurist und Herausgeber der Werke von Max Weber sowie Leiter des Max Weber Archivs und später des Max-Weber-Instituts. Zuvor war er zeitweilig Vorstandsmitglied der Hessischen Landeszentralbank.

Von 1927 bis 1938 war Winckelmann an verschiedenen Gerichten der Freien und Hansestadt Hamburg tätig. Von 1938 bis 1945 arbeitete er dann im Reichsministerium für Wirtschaft und von 1946 bis 1951 in der Hessischen Landeszentralbank. Nach seiner Pensionierung war er seit 1954 als Honorarprofessor am Institut für Soziologie der Universität München tätig.

Bekannt ist Winckelmann vor allem in Verbindung mit Max Weber, insbesondere als Herausgeber (ab 1956) der 4. und 5. Auflage von dessen Werk Wirtschaft und Gesellschaft sowie als Mitverantwortlicher für das Erscheinen des Gesamtwerkes "Max Weber Gesamtausgabe".

Nach seinen eigenen Angaben hatte Winckelmann bereits in seinem ersten Jahr an der Universität Marburg die beiden Hefte Wissenschaft als Beruf und Politik als Beruf von Max Weber gelesen und wollte daraufhin bei ihm studieren. Dieser Wunsch blieb ihm jedoch verwehrt; denn als Winckelmann im Wintersemester 1920/21 in München ankam, war Weber bereits an den Folgen einer Lungenentzündung, die durch die Spanische Grippe ausgelöst worden war, gestorben. Dies tat seinem Interesse an Webers Werk jedoch keinen Abbruch, und so initiierte er schon 1925 Schriftverkehr mit Webers Ehefrau Marianne, der seine redaktionellen Vorschläge bezüglich Webers Werk zum Inhalt hatte.

Im November 1945 schrieb Winckelmann über sich selbst: "Ich betrachte mich als Schüler des weit über Deutschland hinaus bekannten demokratischen Hochschullehrers Professor Dr. Max Weber, dessen wissenschaftliche und politische Lehren ich mir weitgehend zu Eigen machte, da sie meinen eigenen Intentionen und Erfahrungen entsprachen und von weltweiten Gesichtspunkten getragen waren." (Winckelmann, 1945, S. 1 f.).

1949 veröffentlichte Winckelmann sein erstes Weber-Werk und wirkte dann auch bei der 2. Auflage der Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre vom April 1951 mit. Winckelmann propagierte Weber und erschuf Institutionen wie die Max-Weber-Gesellschaft, das Max-Weber-Archiv (1960-1966), das Max-Weber-Institut (1966-1976), und die Max-Weber-Arbeitsstelle an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (seit 1978). Während das Max-Weber Archiv darauf beschränkt war, Unterlagen aus der Zeit von Max Weber zugänglich zu machen, hatte das Institut die zusätzliche Aufgabe, eine Begegnungsstätte für internationale Max Weber Forschung zu sein. In den späten Jahren verließ sich der unter erheblichen Sehstörungen leidende Winckelmann auf seine wissenschaftliche Assistentin, Liselotte Carolina Kreitmair, die seine Anliegen im Max Weber-Archiv, und später Max-Weber-Institut, tatkräftig unterstützte. Die von Kreitmair angeregte Neuauflage von Webers sozial-empirischen Forschungen, seinen Untersuchungen zur „Landarbeiterfrage“ und den umstrittenen Max Weber Briefen aus den USA (1904) konnte Winckelmann nicht mehr nachkommen.

Winckelmann war überzeugt, dass Webers Werk mehr als die Konzepte anderer Soziologen ein besseres Verständnis der universellen geschichtlichen Entwicklung der Moderne eröffnen würde. Sein Interesse an Max Webers Leben dagegen tendierte gegen Null.

Literatur

Dirk Kaesler: Die Zeit der Außenseiter in der deutschen Soziologie, in: Karl-Ludwig Ay und Knut Borchardt: Das Faszinosum Max Weber. Die Geschichte seiner Geltung, UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2006, S. 169-195. ISBN 978-3-89669-605-2

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