- Johannes Gross
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Johannes Gross (* 6. Mai 1932 in Neunkhausen; † 29. September 1999 in Köln) war ein deutscher Publizist, Aphoristiker und Journalist. Er war ein Nachfahre des Schriftstellers Jung-Stilling. [1]
Inhaltsverzeichnis
Leben
Gross wurde nach dem Jura- und Philosophiestudium Bonner Korrespondent und später Ressortchef Politik der Deutschen Zeitung; ab 1962 war er Leiter der politischen Abteilung des Deutschlandfunks. Ab 1968 war er Chefredakteur und stellvertretender Intendant der Deutschen Welle.
Seit 1974 war Gross Chefredakteur und schließlich von 1980 an Herausgeber der Zeitschrift Capital, später zeitweilig auch Vorstandsmitglied des Verlagshauses Gruner und Jahr. Außerdem schrieb er seit Anfang der 1980er Jahre regelmäßig eine Kolumne im mittlerweile eingestellten FAZ-Magazin.
Selbst in die Schlagzeilen der Tagespresse geriet Gross im Jahr 1983. Zusammen mit Peter Scholl-Latour sollte er die Herausgeberschaft und Chefredaktion des stern übernehmen, dessen vorherige Leitung nach dem Debakel um die gefälschten Hitler-Tagebücher ihre Sessel räumen musste. Dazu kam es jedoch nicht: Nach tagelangen Protesten der Belegschaft, die einen politischen Rechtsruck des Magazins fürchtete, verzichtete Gross darauf, den Posten anzutreten. Höhepunkt des Widerstands gegen Gross bildete eine öffentliche Kundgebung in Hamburg vor mehr als 2000 Journalisten und Sympathisanten, eine bis heute in der deutschen Medienlandschaft einmalig gebliebene Protestaktion gegen die missliebige Personalentscheidung eines großen Verlagshauses.
Gross war auch Kommentator und Moderator von Fernsehsendungen: Von 1977 bis 1984 leitete er für das ZDF die Bonner Runde und 1996 die Talkshow Tacheles, die schon nach sieben Ausgaben wieder eingestellt wurde.
Gross war mit Egon Bahr befreundet und spielte mit ihm 1985 in Hamburg gemeinsam gegen den späteren Schachweltmeister Garry Kasparov bei einer Veranstaltung des Nachrichtenmagazins Der Spiegel.[2]
Mit seiner Ehefrau Elisabeth hatte Gross zwei Kinder. Der Sohn Johannes Daniel (* 1964) verstarb 1994, die Tochter Julia Katharina (* 1963) ist heute Vortragende Legationsrätin im Auswärtigen Amt.
Johannes Gross liegt auf dem Melatenfriedhof in Köln begraben.
Publikationen (eine Auswahl)
- Die neue Gesellschaft (1958)
- Lauter Nachworte (1965)
- Die Deutschen (1967)
- Absagen an die Zukunft (1970)
- Unsere letzten Jahre (1985) (die erste Sammlung seiner Notizen im FAZ-Magazin)
- Größe des Staatsmanns. Nachgedanken zu Joachim Fests Hitler (1986) (in: Von Geschichte umgeben - Joachim Fest zum Sechzigsten. Berlin : Siedler, S. 73-88 ISBN 3-88680-235-3)
- Phoenix in Asche (1989)
- Macht und Moral (1989)
- Über die Deutschen (1992)
- Begründung der Berliner Republik (1995)
- Tacheles gesprochen (1996)
- Nachrichten aus der Berliner Republik (1999) (Notizen)
Auszeichnungen
- 1980: Krawattenmann des Jahres
- 1983: Bambi-Medienpreis
- 1998: Hildegard-von-Bingen-Preis für Publizistik
Literatur
- Joachim Fest: Das Pathos des Unzeitgemäßen. Anmerkungen über den Publizisten und Aphoristiker Johannes Gross. In: Capital. Beilage zu Nr. 26/2003.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.munzinger.de/search/portrait/johannes+gross/0/11772.html
- ↑ Der Spiegel, Nr. 24/1985, Seite 108: Bericht zum Simultan-Kampf von Garry Kasparov gegen 31 Gegner.
Weblinks
- Literatur von und über Johannes Gross im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hans-Jürgen Jakobs: Der Verlorene Süddeutsche Zeitung 11. August 2003
- Nachruf DER SPIEGEL 4. Oktober 1999
- Johannes Gross, der Aphoristiker der Überlegenheit
- Dr. Johannes Gross, Journalist, im Gespräch mit Klaus Kastan, Sendung vom 14. Juni 1999 auf BR alpha Interview im Wortlaut
- Kleebergs Kanon: Mit Johannes Gross gegen die Dummheit [1]
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