Amprenavir

Amprenavir
Strukturformel
Struktur von Amprenavir
Allgemeines
Freiname Amprenavir
Andere Namen
  • IUPAC: Tetrahydrofuran-3-yl[3-[(4-aminophenyl)- sulfonyl-(2-methylpropyl)amino]- 1-benzyl-2-hydroxy-propyl]aminomethanoat
  • (3S)-Tetrahydro-3-furanyl-N-[(1S,2R)-3 -(4-amino-N-isobutylbenzolsulfonamido) -1-benzyl-2-hydroxypropyl]carbamat
Summenformel C25H35N3O6S
CAS-Nummer 161814-49-9
PubChem 65016
ATC-Code

J05AE05

Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Virostatikum, HIV-Proteaseinhibitor

Wirkmechanismus

Hemmung der HIV-Protease

Verschreibungspflichtig: Ja
Eigenschaften
Molare Masse 505,63 g·mol−1
Sicherheitshinweise
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [1]
Keine Einstufung verfügbar
R- und S-Sätze R: siehe oben
S: siehe oben
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

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Amprenavir (Handelsname: Agenerase, Hersteller GlaxoSmithKline[2]) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der HIV-Proteaseinhibitoren und wird zur Therapie von HIV-Infektionen angewandt. HIV-Proteaseinhibitoren werden im Zuge einer sogenannten „highly active antiretroviral therapy“ (HAART) mit anderen antiretroviralen Wirkstoffen kombiniert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Amprenavir wurde von Vertex Pharmaceuticals entwickelt und 1995 als neuer antiviraler Wirkstoff der Öffentlichkeit präsentiert. Die Zulassung für die USA erfolgte im April 1999, die Europäische Arzneimittelagentur empfahl die Zulassung im Oktober 2000.[3]

Indikation

Amprenavir wird, so wie die übrigen Wirkstoffe aus der Gruppe der HIV-Proteaseinhibitoren, in Kombinationen mit anderen Virustatika zur Therapie einer Infektion durch HIV-1 bei Erwachsenen und Kindern über vier Jahren angewandt. Verschiedene Kombinationen zeigten bei etwa der Hälfte der Patienten einen deutlichen Rückgang der Viruslast.[4]

Wirkungsmechanismus

Amprenavir hemmt die virale Protease von HIV-1 (HIV-Protease). Dieses Enzym spielt eine maßgebliche Rolle bei der Bildung neuer infektiöser Viruspartikel. Somit kann durch Hemmung der Protease letztlich die Virusausbreitung im menschlichen Körper eingeschränkt werden. Im Gegensatz zu älteren Vertretern derselben Gruppe dürfte der Bindungsmechanismus zwischen Enzym und Wirkstoff andersartig sein. Dies lässt sich aus der Tatsache schließen, dass bei Patienten, die resistent gegen einen älteren HIV-Proteaseinhibitor reagierten, keine Kreuzresistenz gegen Amprenavir auftrat.[5]

In der klinischen Testphase wurde die Wirksamkeit von Amprenavir mit der des erprobten Arzneistoffes Indinavir verglichen. Dabei erschien Amprenavir als weniger wirksam und weniger nachhaltig als das Vergleichsmittel.[5]

Pharmakologie

Amprenavir wird oral verabreicht und im Magen-Darmtrakt rasch und fast vollständig resorbiert. Eine gleichzeitige Nahrungsaufnahme kann geringfügige Auswirkungen auf die Resorption haben. Die Eliminationshalbwertzeit beträgt ca. 10 Stunden. Folglich reicht es, das Medikament zweimal täglich, bei einer Einzeldosis von 1200 mg, einzunehmen. Im Blut wird der Wirkstoff zu etwa 90 % an Plasmaproteine gebunden und in der Leber beinahe vollständig metabolisiert.[5]

Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Unerwünschte Wirkungen, die man beobachtet, betreffen hauptsächlich den Gastrointestinaltrakt. Wie bei anderen HIV-Proteaseinhibitoren treten Durchfall und Bauchschmerzen auf. Weiter kommt es zu Parästhesien und Hautreaktionen. Makulopapulöse Hautausschläge traten in klinischen Studien bei bis zu einem Drittel der Patienten auf, wobei es relativ oft (bei 1 % der Behandelten) zu lebensbedrohlichen Komplikationen, etwa dem Stevens-Johnson-Syndrom kam, worauf die Therapie abgebrochen werden musste. Auch metabolische Störungen, einschließlich Fettumverteilungsphänomene, wurden unter Amprenavir beobachtet. Allerdings scheint dies weniger häufig der Fall zu sein, als bei Therapie mit Indinavir. Amprenavir gehört aufgrund seiner chemischen Struktur zu den Sulfonamiden. Dies kann in bestimmten Fällen zu Überempfindlichkeitsreaktionen führen.[5]

Der Abbaumechanismus von Amprenavir durch die Leber (hauptsächlich CYP3A4) hat zahlreiche Arzneimittelwechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen zur Folge. Vor allem lipophile, ZNS-wirksame Medikamente, wie zum Beispiel Benzodiazepine oder Antidepressiva, aber auch Antihistaminika und Antiarrhythmika, können gemeinsam mit Amprenavir schwerwiegende Folgewirkungen verursachen. Auch bei Induktoren des Cytochrom-P450-Systems, wie beispielsweise Johanniskraut-Extrakten, ist Vorsicht geboten, da solche den Amprenavir-Spiegel im Blut senken.[4]

Sonstige Informationen

Amprenavir ist der eigentliche Wirkstoff von Fosamprenavir.

Weiterführende Literatur

  • Deutsche Apotheker Zeitung Nr. 17 (23. April 2009)
  • Wensing AM, van Maarseveen NM, Nijhuis M: Fifteen years of HIV Protease Inhibitors: raising the barrier to resistance. In: Antiviral Res.. Oktober 2009. doi:10.1016/j.antiviral.2009.10.003. PMID 19853627.
  • Kovalevsky AY, Ghosh AK, Weber IT: Solution kinetics measurements suggest HIV-1 protease has two binding sites for darunavir and amprenavir. In: J. Med. Chem.. 51, Nr. 20, Oktober 2008, S. 6599–603. doi:10.1021/jm800283k. PMID 18808097. Volltext bei PMC: 2771923.

Einzelnachweise

  1. In Bezug auf ihre Gefährlichkeit wurde die Substanz von der EU noch nicht eingestuft, eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  2. AGES- PharmMed, Stand: November 2009.
  3. Wlodawer A, Vondrasek J: Inhibitors of HIV-1 protease: a major success of structure-assisted drug design. In: Annu Rev Biophys Biomol Struct. 27, 1998, S. 249–84. doi:10.1146/annurev.biophys.27.1.249. PMID 9646869..
  4. a b Fung HB, Kirschenbaum HL, Hameed R: Amprenavir: a new human immunodeficiency virus type 1 protease inhibitor. In: Clin Ther. 22, Nr. 5, Mai 2000, S. 549–72. doi:10.1016/S0149-2918(00)80044-2. PMID 10868554..
  5. a b c d Noble S, Goa KL: Amprenavir: a review of its clinical potential in patients with HIV infection. In: Drugs. 60, Nr. 6, Dezember 2000, S. 1383–410. PMID 11152018..

Weblinks

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