Amram von Mainz

Amram von Mainz

Amram von Mainz auch Amram de Mayence, oder Amram Mentz ist ein sagenumwobener Rabbi aus Mainz, der im 10. Jahrhundert gelebt haben soll.[1]

Inhaltsverzeichnis

Legendenbildung

Nachdem er Vorsteher einer Jeschiwa in Magenza, dem jüdischen Mainz gewesen war, wandte er sich nach Köln, um eine neue Schule zu gründen. Als sein Ende näher kam, äußerte er seinen Schülern gegenüber den Wunsch, bei seinen Vorfahren auf dem Mainzer Judenfriedhof beerdigt zu werden. Weil die Schüler jedoch Schwierigkeiten befürchteten, zögerten sie, diesem Wunsch nachzukommen. Daraufhin ordnete er an, seinen Sarg in einem Boot auf dem Rhein auszusetzen und seinem Schicksal zu überlassen.

Die Verwunderung war groß, als zu aller Erstaunen das Boot mit dem frommen Mann nicht rheinabwärts, sondern ohne Steuer und Ruderhilfe rheinaufwärts nach Mainz schwamm und dort anlandete. Alle Einwohner liefen herbei, um an diesem Wunder teilzuhaben, und fragten sich erstaunt, welche Kraft dieses Wunder bewirkt haben könnte, und wer in dem Sarg lag. Nachdem die jüdische Gemeinde von Mainz erfuhr, dass es sich um den Toten Rabbi Amram von Mainz aus Köln handelte, holten sie das Boot an Land, um dem Leichnam in der Synagoge zu verehren. Der Erzbischof von Mainz lehnte den Anspruch ab, Amram als Heiligen der Kirche zu bezeichnen und ihn christlich beerdigen zu lassen. Daraufhin folgte ein weiteres Wunder. Die Leiche wurde so schwer, dass niemand sie von der Stelle bewegen konnte. Daraufhin ordnete der Bischof umgehend an, dass eine Kirche über dem Platz, an dem Amram lag, errichtet werden sollte. Sogar Wachen wurden nun eingesetzt, um zu verhindern, dass die Juden die Leiche des Rabbi wieder in ihre Gewalt bringen sollten. Seinen ehemaligen Schülern in Köln erschien Amram als Vision und wies sie an, seine Leiche um Mitternacht, wenn die Wachen schliefen, gegen eine andere Leiche auszutauschen, was diese auch taten.

Diese Legende wurde noch Anfang des 19. Jahrhunderts als Tatsachenbericht erzählt. An einem Haus in Ufernähe nahe den Toren von Mainz konnte eine bildhafte Darstellung der Legende bestaunt werden. Bei der Kirche soll es sich um die Kirche St. Emmeran handeln.

Parallellegende

Abraham Tendlau bezieht sich in seinem Buch der Sagen und Legenden Jüdischer Vorzeit in einer Note (Seite 354) zu Shalshelet ha-Qabbalah auf „Die Amram's Kirche“ (Seiten 9-15), und andere Quellen wundern sich, wie die gleiche Geschichte von einem Rabbi Amram von Regensburg unabhängig in einem der Ma'ase Bücher (Bücher der Legenden) auftauchen kann. Er hatte sicherlich keine Kenntnis davon, dass in Bezug auf die Kirche St. Emmeram in Regensburg die gleiche Legende in christlicher Überlieferung erzählt wurde, was heißt, dass St. Emmeram von Regensburg in München starb, und sein Leichnam ohne Schiffer mit wunderbarer Schnelligkeit über die Isar und Donau nach Regensburg kam, wo zu Ehren des Heiligen eine Kapelle errichtet wurde[2]. Es verwundert, dass insbesondere die Juden angehalten wurden dieses Wunder des Emmeram zu bekennen[3]. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde die jüdische Legende aus der christlichen Legende entlehnt und Emmeram zu Amram transformiert. Weiteres ist von Rabbi Amram nicht bekannt, weder in Mainz, noch in Köln oder Regensburg. Moses Sofer sieht in ihm Amram Gaon, und berichtet, dass er sein Grab in Mainz sah[4].

Legendenforschung

Bezüglich der Herkunft der Legende, siehe:

Literatur

  • M. Brocke, A. Pomerance, A. Schatz: Emmeram von Regensburg, Amram von Mainz: Ein christlicher Heiliger in der jüdischen Überlieferung, in: Neuer Anbruch. Zur deutsch-jüdischen Geschichte und Kultur, Berlin 2001, 221-241.
  • Kristina Hamman, Katharina Hammann: Mainzer Sagen und Legenden (Hörbuch), John Media 2008, ISBN 978-3-9811250-2-3. Sage von Rabbi Amram wird auf der CD erzählt.
  • Juliane Korelski: Regensburger Sagen und Legenden (Hörbuch), John Media 2009, ISBN 978-3-9811250-9-2. Sage von Emmeram von Regensburg wird auf der CD erzählt.

Quellen

  1. Rabbi Lawrence Rigal: Jewish New Year (englisch)
  2. siehe Friedrich Panzer: Bairische Sagen, Seite 221
  3. siehe Pertz, Monumenta Germaniae Historica, Artikel Juden, in Ersch und Gruber, Seite 67
  4. Ḥatam Sofer, Orah Hayyim, Seite 16

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