Johannes Oporinus

Johannes Oporinus
Johannes Oporinus Zeitgenössischer Kupferstich
Druckermarke des Johannes Oporinus

Johannes Oporinus (* 25. Januar 1507 in Basel; † 6. Juli 1568 in Basel), eigentlich Johannes Herbst, Buchdrucker und Sohn des Malers Hans Herbst.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johannes Oporinus wurde in Basel als Sohn des Malers Hans Herbst geboren. Seine akademische Ausbildung absolvierte er in Straßburg und Basel. Nach einer Tätigkeit als Lehrer im Zisterzienserkloster von St. Urban kehrte er nach Basel zurück, wo er als Korrektor bei Johann Froben, dem bedeutendsten Basler Drucker des frühen 16. Jahrhunderts, tätig war. Daneben unterrichtete er seit 1526 an der Basler Lateinschule. Ab 1537 lehrte Oporinus Griechisch an der Universität in Basel. 1542 gab er sein Lehramt ab, um sich ganz seiner Druckoffizin widmen zu können. Zusätzlich absolvierte er noch ein Medizinstudium und wurde vorübergehend Famulus beim berühmten Arzt Paracelsus.

Editionen

Der Erstdruck des lateinischen Koran von 1542/43 (der erste gedruckte Koran weltweit) brachte Oporinus in erhebliche Schwierigkeiten. Der Basler Stadtrat wollte den Druck verhindern, gab aber infolge der Intervention von Martin Luther und Philipp Melanchthon nach. Im Oktober 1546 erschien in seiner Offizin eine Schrift über die Ermordung des spanischen Protestanten Juan Díaz mit dem Titel Historia vera de morti sancti viri Ioannis Diazii Hispani [...] per Claudium Senarclaeum, die Francisco de Enzinas zugeschrieben wird. Später verlegte Oporinus die kirchengeschichtlichen Werke des Matthias Flacius (Catalogus testium veritatis 1556 und 1562) und die von diesem angeregten Magdeburger Centurien (1559-1574, nur die Jahrhunderte 1-13 wurden ausgeführt).

Daneben erschienen zahlreich theologische Streitschriften, Klassikerausgaben und historiographische Werke. Er starb hochverschuldet. Seine Handschriftensammlung und sein umfangreicher Briefwechsel haben sich in der Universitätsbibliothek Basel erhalten.

Bedeutung

Seine gute Kenntnis der alten Sprachen kam der Qualität der durchweg korrekten Texteditionen seiner Werkstatt zugute. Beim Blick auf das Titelblatt eines Oporinus-Druckes fällt die Kupfervignette ins Auge. Sie zeigt den mythischen Leierspieler Arion von Lesbos, der von einem Delphin über das Meer getragen wird. Das bedeutendste Druckwerk der Offizin war der Anatomieatlas De humani corporis fabrica des Humanisten Andreas Vesalius (1514-1564), der 1543 erschien.

Literatur

  • Carlos Gilly: Die Manuskripte in der Bibliothek des Johannes Oporinus. Verzeichnis der Manuskripte und Druckvorlagen aus dem Nachlass Oporins anhand des von Theodor Zwinger und Basilius Amerbach erstellten Inventariums. (= Schriften der Universitätsbibliothek Basel; 3). Schwabe, Basel 2001, ISBN 3-7965-1088-4
  • Martina Hartmann: Humanismus und Kirchenkritik. Matthias Flacius Illyricus als Erforscher des Mittelalters. (= Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters; 19) Thorbecke, Stuttgart 2001, ISBN 3-7995-5719-9
  • Martina Hartmann, Arno Mentzel-Reuters: Die Magdeburger Centurien und die Anfänge der quellenbezogenen Geschichtsforschung. Ausstellung. Monumenta Germaniae Historica (MGH), München 2005
  • Andreas Jociscus: Oratio De Ortv, Vita, Et Obitv Ioannis Oporini Basiliensis, Typographicoru[m] Germaniæ Principis. Rihelius, Straßburg 1569 (Digitalisat, enthält außerdem Catalogvs Librorvm Per Ioannem Oporinium excusorum)
  • Oliver K. Olson: Matthias Flacius and the survival of Luther’s Reform. (= Wolfenbütteler Abhandlungen zur Renaissanceforschung; 20). Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel 2002, ISBN 3-447-04404-7
  • Karl Steiff: Oporinus, Johannes. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 24, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 381–387.
  • Martin Steinmann: Johannes Oporinus. Ein Basler Buchdrucker um die Mitte des 16. Jahrhunderts. (= Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft; 105). Helbing & Lichtenhahn, Basel u. a. 1967
  • Martin Steinmann: Aus dem Briefwechsel des Basler Druckers Johannes Oporinus. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 69, 1969; S. 104–203

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