John George Haigh

John George Haigh
John George Haigh

John George Haigh (* 24. Juli 1909 in Stamford (Lincolnshire); † 10. August 1949 in London) war ein Serienmörder in England in den 1940er Jahren. Er ist als der „Säurebadmörder“ oder auch als der „Vampir von London“ bekannt.

Er tötete im Wesentlichen aus Habgier sechs Menschen und löste die Leichname in einem Behälter mit Schwefelsäure auf.

Inhaltsverzeichnis

Früheres Leben

John Haigh wurde von seinen Eltern, die Mitglieder der Brüderbewegung waren, streng religiös erzogen. Aufgrund seiner Fähigkeiten erhielt er ein Stipendium für die Oberschule in Wakefield und gewann ein weiteres Stipendium als Sängerknabe von der Kathedrale in Wakefield.

Später arbeitete er zunächst als Verkäufer. Er konnte sich gewählt ausdrücken und kleidete sich gern gepflegt. 1934 heiratete er Beatrice Hamer. Als John Haigh im November des gleichen Jahres wegen Betruges festgenommen wurde, ging die Beziehung bereits nach kurzer Zeit in die Brüche. Auch in den Folgejahren schlug sich John Haigh mit kriminellen Machenschaften durch das Leben. 1936 arbeitete er für den Geschäftsmann W. D. McSwan als Sekretär und Chauffeur. Ein Jahr später wurde John Haigh erneut wegen Betruges, diesmal zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Durch den Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden viele Straftäter, die nicht wegen Straftaten gegen Leib und Leben verurteilt wurden, vorzeitig entlassen. So wurde auch John Haigh 1940 wieder aus dem Gefängnis entlassen. Erneut betätigte sich John Haigh mit kleineren Betrügereien. Mit seiner Beute war es ihm 1943 sogar möglich, sich im gehobeneren Onslow Court Hotel in South Kensington, London einzuquartieren.

Die Morde

1944 mietete sich John Haigh ein kleines Arbeitszimmer im Untergeschoss eines Hauses in Kensington. Dort arbeitete er angeblich an seinen Erfindungen. Am 9. September 1944 lockte er Donald McSwan, den Sohn seines früheren Arbeitgebers, in dieses Arbeitszimmer und tötete ihn dort. John Haigh hatte die Tat gut vorbereitet. Nachdem er sein Opfer bewusstlos schlug, löste er den Körper in einem Bad aus Schwefelsäure auf. Die restliche Säure kippte er in den Abwasserkanal im Keller. Im Hof hinter dem Gebäude verteilte er die zähflüssigen Rückstände. Danach übertrug sich John Haigh mit gefälschten Papieren den Besitz von Donald McSwan.

Die Eltern von Donald McSwan machten sich nach einiger Zeit aufgrund des plötzlichen Verschwindens ihres Sohnes Sorgen. John Haigh beruhigte die Eltern mit der Behauptung, Donald McSwan habe sich versteckt, um sich der Einberufung in die Armee zu entziehen. Die McSwans glaubten John Haigh und nahmen sogar eine Einladung in sein Arbeitszimmer an. Dort tötete John Haigh im Jahre 1945 auch diese beiden auf die gleiche Art, wie deren Sohn. Danach schrieb er gefälschte handschriftliche Nachrichten an die Angestellten, Verwandten und Freunde der McSwans mit dem Inhalt, dass die McSwans in ein anderes entferntes Land gezogen seien und John Haigh ihre geschäftlichen Angelegenheiten besorgen soll. Dadurch eignete sich John Haigh die umfangreichen Besitztümer der McSwans an, verlor das beträchtliche Vermögen aber wieder durch Glücksspiel.

John Haigh benötigte daher weiteres Geld und fand im wohlhabenden Rentnerehepaar Dr. Archibald und Rosalie Henderson seine nächsten Opfer. Die Hendersons boten im August 1947 ein Haus in Ladbroke Grove zum Verkauf an. John Haigh begann mit den Hendersons zu verhandeln und gab letztendlich vor, aufgrund eines schief gegangenen Geschäftes das Haus nicht sofort erwerben zu können. Zwischen John Haigh und den Hendersons entstand eine freundschaftliche Beziehung. Auf diese Weise gelang es John Haigh am 12. Februar 1948 auch Dr. Archibald Henderson in sein Arbeitszimmer zu locken. Dort tötete er sein Opfer mit einem Kopfschuss und löste auch dessen Leichnam in einem Säurebad auf. Anschließend kehrte er zu Rosalie Henderson zurück und teilte ihr mit, dass sich ihr Ehemann unwohl fühle und nach ihr verlangte. Rosalie Henderson begleitete John Haigh zu seinem Arbeitszimmer und verlor in gleicher Weise ihr Leben. Auch in diesem Fall ließ er die Angestellten, Verwandten und Freunde der Hendersons durch gefälschte Nachrichten im falschen Glauben und eignete sich das beträchtliche Vermögen der Hendersons zu. Wie zuvor verlor er auch dieses Mal das Vermögen durch Glücksspiel.

Im Jahre 1949 war John Haigh überschuldet und suchte nach einem neuen Opfer, das er im Restaurant des von ihm bewohnten Onslow Court Hotels fand. Dort traf er wiederholt zur Essenszeit die wohlhabende verwitwete Rentnerin Henrietta Helen Olivia Robarts Durand-Deacon. Die 69jährige Dame glaubte, John Haigh sei ein Geschäftsmann. Als erfolgreicher Verkäufer sollte er für ihre Idee zur Herstellung von Fingernägeln aus Kunststoff werben. John Haigh schlug vor, diese Idee in seinem Arbeitszimmer zu besprechen und lockte Henrietta Durand-Deacon auf diese Weise am 18. Februar 1949 dort hin. Wie bei seinen vorherigen Morden schoss John Haigh seinem Opfer von hinten in den Kopf und löste ihren Leichnam in einem Säurebad auf. Später berichtete John Haigh, dass er die anstrengende Arbeit sogar durch eine Essenpause unterbrach.

Entdeckung

Durch diesen letzten Mord konnte John Haigh nur verhältnismäßig wenig Geld erlangen, das allenfalls zur Begleichung einiger Schulden reichte. John Haigh hielt daher weiter Ausschau nach potentiellen Opfern. Zugleich machte er sich jedoch Sorgen darum, dass das Verschwinden der Henrietta Durand-Deacon in einem zu engen Zusammenhang mit seinem Wohnsitz im Onslow Court Hotel stand. Um nicht selbst nach Henrietta Durand-Deacon gefragt zu werden, erkundigte er sich scheinheilig bei deren Freundin, der Rentnerin Constance Lane, die ebenfalls im Onslow Court Hotel wohnte. Unerwarteterweise bekam John Haigh als Antwort, dass Constance Lane davon ausging, Henrietta Durand-Deacon sei mit ihm zu seinem Arbeitszimmer gegangen. John Haigh dementierte dies. Am nächsten Morgen fragte John Haigh erneut bei Constance Lane nach. Sie äußerte, dass Henrietta Durand-Deacon noch immer verschwunden sei und sie daher beabsichtigte, deshalb zur Polizei zu gehen. John Haigh bot Constance Lane an, zusammen mit ihr zur Polizei zu gehen, um dort eine Vermisstenanzeige zu machen.

In der Polizeidienststelle bemerkte ein Polizist John Haigh und überprüfte entsprechende Einträge über ihn. Seine strafrechtlichen Einträge machten die Polizisten argwöhnisch und John Haigh wurde am 28. Februar 1949 durch die Polizei vernommen. Zunächst bestritt John Haigh, etwas mit dem Verschwinden der Rentnerin Henrietta Durand-Deacon zu tun zu haben. Die Polizei durchsuchte sein Arbeitszimmer und seine Räumlichkeiten im Hotel. Im Arbeitszimmer entdeckte sie die grausigen Überreste der Henrietta Durand-Deacon, die für eine Identifizierung ausreichend waren. Neben mehreren Pfund menschlichen Fettes, die auf dem Hof hinter dem Gebäude verteilt waren, entdeckte die Polizei u. a. teilweise zersetzte Knochen eines menschlichen Fußes. Anhand der gefundenen Knochen konnte festgestellt werden, dass sie von einer weiblichen Person stammten. Zudem fand man u. a. die Kunststoffhandtasche von Henrietta Durand-Deacon, Zahnprothesen und menschliche Gallensteine, die von der Säure nicht zersetzt wurden.

John Haigh war unvorsichtig gewesen und hatte in seinem Arbeitszimmer und Hotelzimmer eindeutige Spuren hinterlassen. Unter anderem fand man sein Tagebuch, in dem er kurz auf seine Morde einging. Zudem fand man im Hotelzimmer Beutestücke aus dem Besitz der McSwans.

Gerichtsverfahren und Verurteilung

Als John Haigh mit den Entdeckungen der Polizei konfrontiert wurde, gestand er die Tötung der Henrietta Durand-Deacon und die anschließende Auflösung des Leichnams in einem Säurebad ein. Allerdings war er der Auffassung, dass die Polizei ihm einen Mord nicht beweisen könne, wenn es keinen Leichnam gebe. John Haigh unterlag offensichtlich einem Irrtum bei der wortwörtlichen Interpretation des Gesetzes.

Er wurde wegen Mordes an Henrietta Durand-Deacon angeklagt und am 18. Juli 1949 vor Gericht gestellt. Den Vorsitz hatte Richter Travers Humphreys, als Staatsanwalt trat Sir Henry Shawcross auf. Als Verteidiger wurde David Maxwell bestellt. John Haigh versuchte sich als geisteskrank darzustellen, um anstatt in ein Gefängnis in ein psychiatrisches Krankenhaus zu kommen, von wo er gegebenenfalls leichter entfliehen konnte. In langen und detaillierten Ausführungen legte er seine Lust nach Blut dar und behauptete, von jedem seiner Opfer ein Glas Blut getrunken zu haben, bevor er deren Leichname in einem Säurebad auflöste. Zudem verhielt er sich wie ein vermeintlich Geisteskranker. Ein psychiatrisches Gutachten bestätigte zwar Geisteskrankheiten bei John Haigh, jedoch kam das Gericht zur Überzeugung, dass sich John Haigh des Unrechts seiner Taten bewusst und damit zurechnungsfähig im Sinne des Gesetzes war. John Haigh wurde wegen Mordes zum Tode verurteilt.

In der Zeit, in der er auf seine Hinrichtung wartete, schrieb er grauenvolle Memoiren und behauptete darin, durch die fanatische Religiosität seiner Eltern zu seinen Taten getrieben worden zu sein. Man geht jedoch davon aus, dass John Haigh damit noch immer versuchte, als geisteskrank anerkannt zu werden und in ein psychiatrisches Krankenhaus zu kommen.

Am 10. August 1949 wurde John Haigh im Gefängnis von Wandsworth im Süden von London durch den leitenden Scharfrichter Albert Pierrepoint gehängt.

Sonstiges

Viele Zeitungen erreichten im Zuge dieses Falls neue Auflagenrekorde. In den vielfach unsachlichen und ausufernden Berichten erhält John Haigh aufgrund seiner Taten und Darstellungen die Spitznamen "Der Vampir von London" und "Säurebadmörder".

John Haigh wird oft mit dem französischen Serienmörder Marcel Petiot verglichen. Zudem ist es möglich, dass John Haigh von den Taten des Franzosen Georges-Alexandre Sarrejani hörte, einem Anwalt aus Marseille, der 1925 mit ähnlichen Methoden wie von John Haigh die Leichname seiner Opfer verschwinden ließ.

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